Die schismatisch orientierte
Piusbruderschaft hat nicht genug getan, um Lehrdifferenzen zur katholischen Kirche
zu überwinden. Damit ist ihre Rückkehr zur römisch-katholischen Kirche derzeit nicht
möglich. Das befindet Papst Benedikt XVI. nach Prüfung einer Antwort der Piusbrüder
auf eine Lehrmäßige Präambel aus dem Vatikan.
Der Präfekt der Glaubenskongregation,
Kardinal William Levada, sprach an diesem Freitag gut zwei Stunden lang mit Bischof
Bernard Fellay, der die Piusbruderschaft leitet. Dabei gab Levada den Traditionalisten
Zeit bis Mitte April, um noch einmal über ihre Haltung nachzudenken und sie zu „klären“,
heißt es in einer Mitteilung des Pressesaales. Die Piusbrüder wenden sich gegen wichtige
Konzilstexte zum Thema Ökumene und zur Einschätzung anderer Religionen.
Mitte
September letzten Jahres hatte Levada an Fellay die so genannte Lehrmäßige Präambel
überreicht, deren Inhalt nicht öffentlich bekannt wurde. Darin wurden „einige Lehrprinzipien
und –kriterien zur Interpretation der katholischen Lehre“ aufgeführt. Diese sollte
die Piusbruderschaft als Voraussetzung für eine weitere Annäherung unterzeichnen.
Die – negative – Antwort der Piusbrüder ging im Januar im Vatikan ein und wurde zunächst
in der Glaubenskongregation und dann auch vom Papst selbst studiert, heißt es in der
Vatikan-Erklärung. Das Ergebnis wurde dem Leiter der Piusbrüder an diesem Freitag
schriftlich übergeben: „Die Haltung (der Piusbruderschaft) ist nicht ausreichend,
um die Lehrschwierigkeiten zu überwinden, die dem Bruch zwischen Heiligem Stuhl und
Bruderschaft zugrundeliegen“. Dennoch: Papst Benedikt und Fellay wollten, so die Erklärung
weiter, „eine Kirchenspaltung mit schmerzhaften und unabsehbaren Folgen“ immer noch
vermeiden. Benedikt XVI. wünsche „eine Heilung des bestehenden Bruchs“ – deshalb das
Ultimatum zum 15. April.
Benedikt XVI. hatte sich stets für eine Aussöhnung
mit den Traditionalisten eingesetzt. Nach einer allgemeinen Wiederzulassung der Messfeier
nach den alten Büchern, wie die traditionsorientierten Gruppen sie feiern, und einer
Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der Piusbruderschaft kam es am
Vatikan zu direkten lehramtlichen Verhandlungen mit Blick auf eine eventuelle Aussöhnung.
Diese Verhandlungen scheinen nun vorerst gescheitert. (rv 16.03.2012 sk)