Aurelius Augustinus steht am Beginn des Denkens des Theologen Joseph Ratzinger, in
seiner Promotion widmete sich der junge Joseph Ratzinger der Lehre von der Kirche,
wie sie der Kirchenvater Augustinus vertrat. Bis heute ist dem Papst dieser spätantike
Denker wesentliche Inspirationsquelle geblieben. Diese Dissertationsschrift wurde
als Teil der entstehenden Gesamtausgabe der Texte Joseph Ratzingers an diesem Mittwochabend
vom Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller vorgestellt. Pater Bernd Hagenkord
war für uns dabei.
„Augustinus
ist mir immer ein großer Freund und Lehrer geblieben: Das ist ein Zitat, das uns das
uns in die Geistigkeit unseres Heiligen Vaters hineinführt, er hat ja seine wissenschaftliche
Arbeit wesentlich damit begonnen.“
Das Zitat Joseph Ratzingers wirft Licht
auf sein theologisches Denken, gewährt aber auch einen Einblick in die ersten eigenständigen
Werke, die der heutige Papst im Bereich der theologischen Wissenschaft erstellte.
Er greift die Theologie Augustinus auf, für den Kirche nicht nur eine Gruppe von Menschen
ist, sondern eine Communio (Gemeinschaft) Gottes mit den Menschen und damit Communio
der Menschen untereinander.
„Damit greift Augustinus über die bloße Verknüpfung
der Vielheit wesentlich hinaus. Ein Zitat [Ratzingers]: Es gibt nicht eine Lehre von
der Eucharistie und eine Lehre von der Kirche, sondern beides ist dasselbe. Deswegen
entsteht Kirche jeweils um einen Altar herum.“
Die ersten Arbeiten Joseph
Ratzingers, die jetzt vorgestellte Dissertation über Augustinus und dann die Habilitation
über Bonaventura, seien wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten gewesen und deswegen
theologisch komplex. Müller wies aber auf eine Eigenschaft des Denkens und Schreibens
Ratzingers hin, nämlich
„dass der heilige Vater diese große Fähigkeit hat,
schwierige Sachverhalte in einem klaren und guten Deutsch auszudrücken, so dass man
das, auch wenn man nicht theologischer Spezialist ist, aber doch eine gewisse Allgemeinbildung
hat, nachvollziehen kann. Es wäre aber sicher auch eine Aufgabe, wie wir das noch
mehr präsentieren können, auch in die theologische Lehre hinein. Ich glaube, wenn
unsere Theologen unsere Bücher gelesen hätten, dann wäre das Theologenmemorandum nicht
zu Stande gekommen.“