Trotz der schwierigen Lage im Land sind die Franziskaner in Damaskus fest dazu entschlossen,
weiter in Syrien zu wirken. „Wir sind seit achthundert Jahren hier und werden unsere
Missionen auf keinen Fall schließen, denn wir wollen uns weiterhin in den Dienst des
ganzen syrischen Volkes stellen.“ Das sagte Pater Romualdo Fernandez OF vom
Ökumenischen Zentrum, der auch Rektor für das Heiligtum der Bekehrung des heiligen
Paulus in Damaskus ist, gegenüber der vatikanischen Nachrichtenagentur fides. Pater
Fernandez fordert mehr Einsatz für den Dialog zwischen Regierung und Opposition: „Die
internationale Staatengemeinschaft und die Medien sollten dies besonders hervorheben
und sich dafür einsetzen.“ Die Christen im Land befürchteten vor allem „ein Machtvakuum,
das ein fruchtbarer Boden für mafiöse Gruppen, Ungerechtigkeit und Extremismus wäre“.
Der in Syrien lebende Jesuit Paolo Dall'Oglio rief die internationale
Gemeinschaft zu einer gewaltfreien Intervention in dem arabischen Land auf. Wenn die
internationale Gemeinschaft dem Blutvergießen weiterhin tatenlos zusehe, drohten in
Syrien „im Kleinen“ Verhältnisse wie in Ruanda während des Völkermords im Jahr 1994,
sagte Dall'Oglio dem italienischen Sender Radio 24 am Dienstag. Das Massaker in Homs,
bei dem am Montag nach Angaben der Opposition auch zahlreiche Frauen und Kinder getötet
wurden, sei ein deutliches Zeichen für die desaströse Lage, in der sich das Land gegenwärtig
befinde, sagte der Italiener, der seit 30 Jahren in Syrien lebt.
Das syrische
Regime hat derweil zur Möglichkeit einer sofortigen Waffenruhe und der Einrichtung
eines humanitären Korridors Stellung genommen. Der Inhalt der Antwort von Präsident
Bashar al-Assad auf Vorschläge des UNO-Sondergesandten Kofi Annan vom Dienstagabend
ist allerdings noch nicht öffentlich bekannt. Amnesty International berichtet
von systematischer Folter in syrischen Gefängnissen. Das Ausmaß der Misshandlungen
habe ein neues Niveau erreicht, geht aus dem Bericht der Gefangenenhilfsorganisation
hervor. Darin wird die Folter weiter mit dem Vorgehen des Regimes in den 70er und
80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verglichen.