Vatikan: „Weltgemeinschaft muss Wasser für alle garantieren“
Die Zivilgesellschaft
darf sich ihr Recht auf Wasser nicht nehmen lassen. Und es braucht eine international
verbindliche Garantie des Zugangs zu Wasser für alle. Mit diesem Appell ist der Vatikan
auf dem 6. Weltwasserforum vertreten, das noch bis kommenden Samstag im französischen
Marseille stattfindet. Bei dem Treffen unter Schirmherrschaft von Frankreichs Präsident
Nicolas Sarkozy ist auch eine Vertreterin des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit
und Frieden mit dabei. Der Sekretär des Friedensrates, Kurienbischof Mario Toso, ermutigt
die Bürger im Interview mit Radio Vatikan zum Handeln:
„Die Zivilgesellschaft
ist die erste Verantwortliche für das Allgemeingut Wasser. (…) Wenn es aber passiert,
dass die politischen Vertreter diese Güter nicht universell verwalten und den Zugang
dazu nicht für alle Menschen garantieren, ist die Zivilgesellschaft dazu aufgerufen,
sich zu mobilisieren und die politischen Autoritäten aufzufordern, sich konsequent
für das allgemeine Recht auf Wasser einzusetzen. In dem Kontext müssen sie auch private
Anbieter überwachen und sie zur Verwaltung dieses Gutes zum Wohl aller anhalten.“ Zugang
zu Wasser für alle, Wasser nicht als exklusive Ware – dieses Anliegen ist dem Vatikan
vor allem mit Blick auf die Länder wichtig, die nur eingeschränkten Zugang zu Wasser
haben. Angesichts des Klimawandels, einer wachsenden Weltbevölkerung und des steigenden
Wasserverbrauchs nicht nur in den Industrieländern steht die Wasserfrage auf der internationalen
Agenda weit oben. Die jüngste Jahrhundertdürre in Afrika ist bestes Beispiel dafür,
dass die Folgen von Wassermangel weit über die direkt betroffenen Länder hinausreichen:
Flüchtlingsströme und das Aufbrechen gewaltsamer Konflikte beweisen dies.
Vatikan
fordert internationale Kontrollinstanzen
Der Aufruf zum Handeln von
Seiten des Heiligen Stuhls bezieht sich nicht nur auf die Zivilgesellschaft. Auch
für die internationale Gemeinschaft und deren politische Entscheidungsträger hat er
konkrete Aufgaben im Blick. Dazu Kurienbischof Toso:
„Beim ,Weltgut Wasser'
übersetzt sich der Appell der Heiligen Stuhles in die Aufforderung, international
ein Steuerungs- und Regelsystem zu aktivieren. Diese internationale Steuerung beinhaltet
das Monitoring der einzelnen Staaten hinsichtlich der bereits erfüllten Verpflichtungen,
die massive Verstärkung der Zusammenarbeit auf technischer-wissenschaftlicher und
organisatorischer Ebene, und es beinhaltet die Autorität auf regionaler und überregionaler
Ebene, ebenso eine entsprechende Gerichtsbarkeit. Auch nicht auszuschließen ist eine
Stärkung der Umweltbehörde der Vereinten Nationen.“
Klare gemeinsame und
verbindliche Regelungen beim „Weltgut Wasser“ – so der Aufruf des Vatikan zum 6. Weltwasserforum
in Marseille. Der Heilige Stuhl hatte bereits an den Weltwasserforem 2003 in Kyoto,
2006 in Mexiko und 2009 in Istanbul teilgenommen.