Nuntius in Syrien: „Stoppt die Gewalt gegen Zivilisten“
Der Päpstliche Nuntius
in Syrien hat im Interview mit Radio Vatikan zum unverzüglichen Ende der Gewalt gegen
Zivilisten in Syrien aufgerufen. Zugleich appellierte Erzbischof Mario Zenari an die
internationale Gemeinschaft, angesichts der Syrien-Krise mehr Einheit an den Tag zu
legen. Laut Berichten staatlicher Medien und von Oppositionellen sind in Homs am Wochenende
Dutzende Zivilisten getötet worden. Fünfzig Frauen und Kinder seien regelrecht hingeschlachtet
worden, erklärten Gegner des Assad-Regimes: Sie machten regierungsnahe Milizen für
die Bluttat verantwortlich, die Regierung sprach dagegen „Terroristen“ die Gräueltaten
zu. Dazu Nuntius Zenari: „Das Töten von Zivilisten muss sofort aufhören. Die
internationale Gemeinschaft muss eine klare Botschaft geben, dass diese Situation
einfach inakzeptabel ist. Ich hoffe, dass die Vereinten Nationen, die ja seit vielen
Wochen versuchen, zu einer Übereinkunft zu kommen, endlich mit gutem Willen eine Übereinkunft
finden. Bei allem Respekt, auch gegenüber den Anstrengungen, die unternommen werden
– ich habe den Eindruck, dass die Vereinten Nationen nicht vereint, sondern entzweit
auftreten. Hoffen wir also, dass hier ein gutes Signal kommt.“
Der UNO-Sondergesandte
Kofi Annan hatte sich am Wochenende in Damaskus für ein Ende der Gewalt eingesetzt.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bei der Niederschlagung von Protesten durch
Regierungstruppen seit Beginn der Konflikte mehr als 7.500 Personen ums Leben gekommen;
die Zahl der Flüchtlinge soll bei 230.000 liegen. Tausende Menschen seien nach wie
vor auf der Flucht, bestätigt der Päpstliche Nuntius:
„Ich habe in diesen
Tagen den Exodus Tausender Menschen gesehen; ich habe die schrecklichen Bilder des
Massakers von Homs gesehen. Natürlich schiebt jede Seite der anderen Seite die Verantwortung
dafür zu. Es ist schwer zu wissen, was wirklich geschehen ist und wer dafür verantwortlich
ist.“
Im Kontext der jüngsten Vorfälle in Homs ist auch von bewaffneten
Banden die Rede, die Bürger entführt und massakriert hätten. Darüber berichtete die
Nachrichtenagentur Sana. Von einer humanitären Katastrophe ja, aber von einem Bürgerkrieg
in Syrien hat der Vatikan bislang nicht gesprochen. Und auch Nuntius Zenari ist im
Interview mit uns vorsichtig, wenn auch bedrückt:
„Es ist schwer, zu kommentieren,
was in diesen Tagen in Syrien passiert. Ich habe mich selbst darauf beschränkt, die
humanitäre und religiöse Perspektive wiederzugeben. Wenn ich daran denke, dass teilweise
nicht einmal die Toten hier beerdigt werden können, kommt mir immer wieder der Satz
in den Sinn: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“