Lombardi: „Aufnahme in Geldwäsche-Liste ist normal“
So seltsam das zunächst
auch klingt: Die Aufnahme des Heiligen Stuhls in die Liste der Staaten, die wegen
des Verdachts auf Geldwäsche von der US-Regierung beobachtet werden, ist nach den
Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi eine „gute Nachricht“. Der Vorgang sei
keineswegs Anlass zur Besorgnis, sagte Lombardi in einem Interview mit Radio Vatikan.
„Der
Bericht spiegelt vielmehr die Bemühungen des Heiligen Stuhls um eine vollständige
Transparenz seiner wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten wieder. Man muss
das Dokument nur richtig lesen. Dann ist es gar nicht erstaunlich, dass der Heilige
Stuhl in diesem Jahr erstmals in dem Verzeichnis auftaucht.“
Dies ergebe
sich nämlich automatisch aus dem Beitritt des Heiligen Stuhls im Jahr 2011 als Beobachter
bei „Moneyval“, dem Expertenkomitee für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche
und Terrorismusfinanzierung. Zugleich weist Lombardi darauf hin, dass der Vatikan
anders als etwa Frankreich, Deutschland, Italien oder Großbritannien nicht in der
Kategorie jener Länder aufgelistet sei, die mit „vordringlicher Sorge“ beobachtet
würden.
„Allerdings hat die Bewertungskommission leider nicht berücksichtigt,
dass der Heilige Stuhl im Januar einigen internationalen Abkommen zur Bekämpfung von
Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung beigetreten ist. Doch ich glaube, dass das
Einreihen des Heiligen Stuhls in die Kategorie „Sorge“ die angemessene Kategorie für
Staaten ist, die wie der Heilige Stuhl gegenwärtig von Moneyval begutachtet werden.“
Im
jährlichen Strategiebericht des US-Außenministeriums zum Kampf gegen Drogenkriminalität
war der Heilige Stuhl erstmals unter die in diesem Jahr insgesamt 68 Staaten aufgenommen
worden, die wegen des Verdachts auf Geldwäsche beobachtet werden. Der Bericht bemängelt,
dass der Heilige Stuhl sich an bestimmten internationalen Abkommen nicht oder nur
unter Vorbehalt beteilige.
Vatikanbank unter Beobachtung Im
Mittelpunkt der Prüfung durch Moneyval steht die sogenannte Vatikanbank, das „Institut
für die religiösen Werke“ - kurz IOR. Moneyval will im Juni entscheiden, ob der Vatikan
auf die Weiße Liste jener Länder kommt, die internationale Standards im Kampf gegen
Geldwäsche und dubiose Finanzgeschäfte einhalten. Ende 2010 hatte Papst Benedikt XVI.
eine vatikanische Finanzaufsichtsbehörde geschaffen, die über das Einhalten der entsprechenden
Normen wachen soll.