Am Vatikan will man
mehr wissen über das weibliche Gesicht der Migration. Pünktlich zum Weltfrauentag
am 8. März legt Caritas Internationalis ein neues Dokument vor, in dem genau das angemahnt
wird: Mehr Aufmerksamkeit, mehr Forschung, mehr Information über die Migration von
Frauen. Wir haben anlässlich des Weltfrauentages mit Martina Liebsch gesprochen, die
bei Caritas Internationalis die Grundlagen-Abteilung leitet. Weibliche Migration –
welche Entwicklungen gibt es da?
„Zum einen muss man sagen, damit es nicht
missverstanden wir, dass es natürlich immer einen Anteil an Frauen gegeben hat, die
ihr Land verlassen haben, um in ein anderes Land zu gehen, aber meist im Familienverbund,
mit ihren Ehemännern. Was wir jetzt sehen, und das mag nicht zuletzt mit der Krise
zusammenhängen, ist dass zunehmend Frauen allein ihr Land verlassen, sozusagen ungeschützt
- und sich oft in prekären Sektoren des Arbeitsmarktes wiederfinden.“
Welche
Tätigkeiten wären das?
„Eine Gruppe, die uns besonders am Herzen liegt überdie
letzten Jahre, das sind die Hausangestellten. Ungefähr 100 Millionen Menschen weltweit.
Davon ist auch der überwiegende Teil Frauen, die in Ländern eine Arbeit suchen und
bekommen, aber oft unter ausbeuterischen Verhältnissen arbeiten, weil die Arbeit der
Hausangestellten nicht als reguläre Arbeit anerkannt wird und es somit auch keine
rechtliche Grundlage gibt, sie zu schützen.“
Der Heilige Stuhl hat sich
ja gemeinsam mit anderen Organisationen dafür eingesetzt, dass letztes Jahr die UNO-Konvention
über Arbeit für Hausangestellte angenommen wurde. An welchem Punkt steht das jetzt?
„Die
Konvention befindet sich im Prozess der Ratifizerung, das heißt, es muss durch die
nationalen Parlamente gehen, und wir werden das weiter über unser Netz befördern,
weil wir denken, dass diese Gruppe, die ja für uns, die Wohlhabenderen, arbeitet,
die sich Hausangestellte leisten können, dass wir die genauso schützen müssen wie
sie uns schützen, nämlich indem sie bei uns arbeiten.“
Oft ist es ja so,
dass das, was Frauen tun und leisten, in der Öffentlichkeit lange unbeachtet bleibt.
so ist es letztlich auch inder Frage der weblichen Migration. Die Auswirkungen der
Migration von Frauen sind nicht erforscht. Was bedeutet das?
„Das bedeutet
letztlich, dass man Migration ja oft nur vom negativen Blickwinkel aus betrachtet,
aber man genausogut weiß, dass Frauen dadurch dass sie wandern, auswandern, zurückwandern,
auch viel Wissen mit sich bringen, sehr viel Kapital. und das ist überhaupt nicht
untersucht. Man schätzt, dass die Frauen einen großen Teil der geldlichen Transferleistungen
zu ihren Familien schicken, also der gesamten Transferleistungen - davon kommt ein
großer Anteil von Frauen. Aber es gibt keine Daten dazu. Es gibt auch keine Daten
dazu, wie viele Frauen letzlich allein wandern. wir denken, dass das mehr untersucht
werden müsst,e und wieviel nicht nur finanezielles, sondern auch sozisales Kapital
Frauen transferieren, sowohl auf dem Weg in ein anderes Land als auch wieder zurück
in ihre Heimatland.“ (rv 07.03.2012 gs)