Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold: So ein Sprichwort, das aber auch zur Generalaudienz an diesem
Mittwoch passt. Der Papst sprach in seiner Katechese auf dem Petersplatz über das
Schweigen Jesu. Nach der Pause wegen den Fastenexerzitien mit Mitarbeitern der römischen
Kurie machte der Papst weiter mit Aspekten des Betens Jesu.
„Bei Christus
gehören Sprechen und Stille zusammen, bilden eine innere Dynamik, die für sein Beten
charakteristisch ist. Das Wort Gottes können wir nur dann hören, wenn wir dafür offen,
gesammelt und schweigend sind. So sagt auch der heilige Augustinus: „Wenn das Wort
Gottes wächst, werden Menschenworte weniger und wir werden stiller“ (vgl. Sermo 288,5:
PL 38,1307). Ganz in diesem Sinne zieht sich Jesus selbst immer wieder in die Einsamkeit
zurück, um einfach im Innern einsam mit dem Vater in der Stille und ohne viele Worte
zu beten.“
Auch in uns, fuhr der Papst fort, „schafft echte Stille einen
tiefen inneren Raum, damit sich etwas für die Anwesenheit Gottes in uns auftut, damit
das Wort Gottes in uns eindringen und uns langsam durchdringen kann.“ Neben dieser
ersten Stille gebe es aber noch eine zweite, „eine dunklere und schwierigere“, sagte
der Papst:
„Gott kann auch uns gegenüber schweigen. Es gibt das Schweigen
Gottes, der Herr selbst hat es dramatisch erfahren.“
So wiederhole es sich
auch im Menschenleben immer wieder, dass Gott schweige und uns scheinbar nicht höre.
Gerade da wolle Jesus die Gläubigen lehren, dass hinter dem Schweigen Gottes seine
größere Weisheit und Güte steht, und „dass wir dieses Schweigen aushalten und damit
dann auch fähig werden, inwendig seine Antwort und seine Anwesenheit wahrzunehmen,…
„…wahrzunehmen, dass Er nicht schweigt, weil Er etwa nicht da wäre, sondern
weil Er größer ist und uns über unsere Worte ins Größere hineinführen will. So wollen
wir den Herrn darum bitten, dass wir erstens selber still werden können und damit
fähig, einen Raum für Gottes Wort in uns zu haben, und dass wir das Schweigen Gottes
ertragen können, und dass es sich auch immer öffnet, damit wir wieder wahrnehmen,
„Ja, Er ist da!“
Den deutschsprachigen Besuchern legte der Papst ans Herz,
in dieser vorösterlichen Bußzeit immer wieder Zeiten der Stille zu finden, um auf
dem Weg des vertrauensvollen Gebetes voranzuschreiten.
(rv 07.03.2012 mg)
Hier
die Zusammenfassung der Papst-Katechese auf Deutsch
Liebe Brüder und Schwestern!
Die
Betrachtungen über einige Aspekte des Betens Jesu, die ich in den vergangenen Wochen
angestellt habe, möchte ich nicht beschließen, ohne auch eine kleine Erwägung über
das Schweigen Jesu, über Beten und Schweigen sowie Wort und Schweigen vorgelegt zu
haben. Bei Christus gehören Sprechen und Stille zusammen, bilden eine innere Dynamik,
die für sein Beten charakteristisch ist. Das Wort Gottes können wir hören, nur wenn
wir dafür offen, gesammelt und schweigend sind. So sagt auch der heilige Augustinus:
„Wenn das Wort Gottes wächst, werden Menschenworte weniger und wir werden stiller“
(vgl. Sermo 288,5: PL 38,1307). Ganz in diesem Sinne zieht sich Jesus selbst immer
wieder in die Einsamkeit zurück, um einfach im innern einsam und mit dem Vater in
der Stille und ohne viele Worte zu beten. Auch in uns, schaffen wir die Stille, einen
tiefen inneren Raum, damit sich etwas für die Anwesenheit Gottes in uns auftut, damit
das Wort Gottes in uns eindringen und uns langsam durchdringen kann. Neben dieser
ersten Stille gibt es freilich noch eine zweite Stille: die dunklere und schwierigere
Stille, denn auch Gott kann gegenüber uns schweigen. Es gibt das Schweigen Gottes.
Der Herr selbst hat es dramatisch am Kreuz erfahren: „Mein Gott, mein Gott, warum
hast du mich verlassen“ (Mk 15,34). Im Menschen wiederholt es sich immer wieder, dass
Gott schweigend ist und dass Er uns nicht zu hören scheint. Gerade da will uns Jesus
lehren, dass hinter dem Schweigen Gottes Seien größere Weisheit und Güte steht, und
dass wir dieses Schweigen aushalten und damit auch fähig werden, inwendig Seine Antwort
und Seine Anwesenheit wahrzunehmen. Diese Wahrnehmung zeugt, dass Er etwa nicht da
wäre, sondern dass Er größer ist und über unsere Worte ins Größere hineinführen will.
So wollen wir den Herrn darum bitten, dass wir uns selber still werden können und
damit fähig, einen Raum für Gottes Wort in uns zu haben, und dass wir das Schweigen
Gottes ertragen können und wir uns immer öffnen, um Ihn wahrzunehmen und sagen: „Ja,
Er ist da!“ Wie der Psalm sagt: „Derjenige, der den Mund gemacht hat sowie die Zunge
sollte etwa nicht reden können? Derjenige, der die Ohren gemacht, sollte nicht hören
können?“ Er hat überhaupt Reden und Hören geschaffen und wir müssen immer wieder durch
Sein Schweigen hindurch ins Größere Seines Wortes und Seiner Wahrheit hinaufgezogen
werden.“
Ganz herzlich grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher.
Nehmen wir uns in dieser vorösterlichen Bußzeit immer wieder Zeiten der Stille, um
auf dem Weg des vertrauensvollen Gebetes voranzuschreiten und um uns fest mit dem
Leben Christi und seiner Liebe zu verbinden und in die Nähe von Gott Vater zu kommen.
Der Herr schenke euch allen eine gesegnete Fastenzeit.