2012-03-07 10:31:24

Nigeria: „Boko Haram hat Muslime im Visier“


RealAudioMP3 Das katholische Hilfswerk „missio“ warnt vor Fehleinschätzungen der Situation in Nigeria. Die Anschläge der Terrorgruppe „Boko Haram“ galten in erster Linie Muslimen, denen sie Verwestlichung unterstellen, und dem Staat. Unter den Opfern waren auch Christen. Sie seien aber nicht das Hauptziel gewesen, so der Länderreferent des Internationalen Katholischen Missionswerks, Toni Görtz, im Interview mit Radio Vatikan:


„Also es ist ja in den westlichen Medien immer wieder berichtet worden, dass angeblich Boko Haram eine Christenverfolgung betreibe, und dass es darum ging, Christen zu treffen. Da muss man einfach sagen, das ist falsch, und Boko Haram richtet sich jetzt, wenn man sich die Anschlagsziele anschaut, vor allem gegen die Staatsgewalt. In Kano sind ja auch vier große Polizeistationen zerbombt worden – Kenner schätzen, dass etwa ¾ der durch Boko Haram getöteten Menschen Muslime sind, das heißt ein Viertel sind Christen. In der Regel sind es also keine gezielten Anschläge gegen Christen, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel beim Attentat von Maddala bei Abuja, wo Christen das direkte Ziel waren.“


Der Konflikt hat laut Görtz also nur am Rande mit Religion zu tun. Nichtsdestotrotz könne man Boko Harams Wirkungsmacht durch interreligiöse Kooperation einschränken:


„Eine endgültige Lösung dieses Problems, dieses Terrorproblems, wird es nur geben, wenn es eine gesamtgesellschaftliche Lösung gibt – das heißt Christen und Muslime müssen da zusammenarbeiten. Was man in der Praxis feststellt, zum Beispiel in Kano: Wenn sich Christen zum Gottesdienst treffen, machen dann sehr häufig Muslime vor der Kirche den Sicherheitsdienst mit. Also die Leute werden kontrolliert, Autos werden kontrolliert, ob da keine Bomben versteckt sind, Menschen werden abgetastet und mit Metalldetektoren untersucht. Das machen sehr häufig vor christlichen Gottesdiensten dann Muslime und freitags umgedreht kommen dann Christen und helfen.“


In der Stadt Kano kamen bei Anschlägen Anfang des Jahres mehr als 180 Menschen ums Leben. Als Grund für die Unruhen sieht Görtz Korruption und die Kluft zwischen arm und reich. Boko Haram hatte angedroht, den Norden Nigerias mit Anschlägen zur „christenfreien Region“ machen zu wollen.


(rv 06.03.2012 cs)









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