D: Die Kirche umarmen - Zukunft im Bistum Augsburg
Menschenketten, die
Kirchen umringen: Dieses Bild aus zahlreichen Gemeinden im Bistum Augsburg ging an
diesem Sonntag durch die Medien. Die Gemeinden hatten dazu eingeladen, die eigene
Kirche zu „umarmen“. Die Kundgebungen waren ein Zeichen des Protests gegen die Strukturreformen
in der Diözese, die Bischof Konrad Zdarsa Ende Januar angekündigt hatte. Das Bistum
will die bisher 1.000 Pfarreien langfristig auf 200 reduzieren, Wortgottesdienste
am Wochenende nicht mehr erlauben und zentrale Eucharistieorte einrichten. Viele Laien
fühlen sich brüskiertm, sie werfen Bischof Zdarsa vor, er wolle die Laienarbeit zurückdrängen
und Großpfarreien einrichten. Andere Gemeinden wollten ihre Aktion des Umarmens der
Kirche bewusst nicht als Protest, sondern vielmehr als „Zeichen der Solidarität“ mit
der Ortsgemeinschaft verstehen.
In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit war Bischof
Zdarsa auf die geplante Strukturreform eingegangen. Beispielsweise darauf, dass in
Zukunft Wort-Gottes-Feiern am Samstagabend und am Sonntag nicht mehr genehmigt werden,
mit Ausnahme von Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen.
„Wir haben
Grund und Auftrag, jeder Entwicklung zu wehren, in deren Verlauf das Bewusstsein für
die zentrale Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier verloren zu gehen droht.
Aufgrund der zurück gehenden Zahl der Priester wird es weniger und weniger möglich
sein, in jeder Kirche unseres Bistums Sonntag für Sonntag die heilige Messe zu feiern.“
Gleichzeitig
betonte der Bischof, dass sich in der nächsten Zeit für viele Pfarrgemeinden gar nichts
ändern wird.
„Wir haben aber mit dieser Regelung die Möglichkeit uns in
Gelassenheit auf künftig eintretende personelle Veränderungen einzustellen. Die Tatsache,
dass eine Wort-Gottes-Feier die Euchariestiefeier am Sonntag nicht ersetzen kann,
mindert keineswegs ihren Wert. Aber wir dürfen uns nicht auf die bloße Alternative
von Eucharistiefeier oder Wort-Gottes-Feier am Sonntag einengen lassen. Katholische
Kirche kann sich am Sonntag nicht eucharistielos organisieren.“
Genau das
war im Bistum und in den Medien auf Kritik gestoßen, die so entstehenden großen Pfarreien
würden dazu führen, dass die Menschen noch weniger Bindung an ‚ihre’ Kirche entwickeln
würden. Dazu Bischof Zsarsa:
„Ich halte es für eine bewusste Irreführung,
wenn publiziert worden ist, nun müssten sich alle Gläubigen nur noch auf den Weg in
eine andere Kirche machen, um am Sonntag die heilige Messe zu besuchen.“
Die
angestrebte Neuordnung wolle stattdessen möglichst viel Initiative in den Ortsgemeinschaften
belassen und die Laieninitiativen vor Ort stärken, so der Bischof. Gleichzeitig sollen
die klaren Vorgaben des Bischofs etwa in Bezug auf die Wort-Gottes-Feier die Priester
vor Ort entlasten. Für die Reform brauche es aber jedenfalls eine gesunde Dialogkultur,
so der Bischof:
„Nicht selten höre ich im Hinblick auf die vorzunehmenden
Veränderungen verschiedener Art Klage, ja Angst und ziemlich sichere Befürchtungen.
Die dürfen ja auch sein vor dem, was immer wieder vor uns liegt und wir wollen sie
nicht vom Tisch fegen oder als gegenstandlos ideologisieren. Manchmal empfinde ich
das aber auch nur als Protest: Reden um des Redens willen, bei dem gar keine Antwort
erwartet oder auch gar nicht mehr darum gerungen wird. Auf meinen ersten Hirtenbrief,
der kein anderes Thema zum Inhalt hatte, habe ich viel Widerspruch bekommen. Die darauf
folgenden Begegnungen bei verschiedenen Konferenzen und Dekanatstagen waren für mich
alles andere als ein Spaziergang. Dennoch konnte dabei im gemeinsamen Gespräch und
Austausch manche Klärung erreicht werden. Darum wiederhole ich, dass hier nun wirklich
der vernünftige respektvoll vorgenommene Dialog seinen Platz und seine Bedeutung hat.“