Still zu werden, Ruhe
zu suchen, mit Geist und Seele aufzuatmen: Dazu lädt die Gemeinschaft von Taizé ein,
in ihrem Kloster oder auch vor Ort, zum Beispiel in Köln monatlich in der Nacht der
Lichter in der Kirche Sankt Agnes. An diesem Sonntag gab es hohen Besuch, der Leiter
der Gemeinschaft von Taizé, Frère Alois, war zu dem Treffen gekommen. Die Brüder von
Taizé seien selber immer wieder erstaunt darüber, wie sehr gerade die Stille für Jugendliche
wichtig ist, so Frère Alois im Kölner Domradio. Das bedeute, dass es möglich sei,
in der Kirche - in Taizé und auch in Köln und an allen anderen Orten - die tieferen
Sehnsüchte der Jugendlichen anzusprechen. Man könne natürlich durch Veranstaltungen
wie die in Köln nicht die Lücken füllen, die es für die Jugendlichen in der Kirche
vor Ort gebe, so Frère Alois,
„Aber wir können den Jugendlichen Mut machen
und ihnen Vertrauen zeigen. Das ist wichtig: dass Jugendliche merken, dass ihnen in
der Kirche Vertrauen entgegengebracht wird, dass sie ernst genommen werden, dass sie
begleitet werden, dass sie auch auf der Suche sein dürfen und nicht schon angekommen,
nicht schon immer fertig sein müssen, sondern auf der Suche sein können. Und dafür
braucht es Orte.“
Taizé sei so ein Ort, ein Ort der Liturgie, der Stille
und des Gebetes, der sich immer noch großer Anziehungskraft erfreut, sowohl im Burgund,
wo das Kloster der Gemeinschaft steht, als auch bei den internationalen Jugendtreffen
auf Reisen. Frère Alois widerspricht aber einem weit verbreiteten Vorurteil:
„Wir
wollen ja nicht eine Nische schaffen, wo man sich wohl fühlt, das ist nicht das Ziel.
Das Ziel ist, dass wir die Herausforderung des Evangeliums hören: dass Jesus uns auch
herausfordert. Aber dafür braucht es auch Orte des Friedens und der Stille. Aber nicht
als Nische, sondern als Ort, von dem aus man wieder in die Welt geht, jeder in seine
Welt. Und für die Jugendlichen ist das nicht immer leicht.“
Ein nächster
Höhepunkt für die Gemeinschaft von Taizé wird der Eucharistische Kongress in Irland
in drei Monaten sein. Man wolle dadurch ganz besonders junge Menschen ansprechen,
dazu sei gerade diese Form des Betens und Singens sehr geeignet, so der Verantwortliche
für Jugendpastoral bei dem Event gegenüber Radio Vatikan.
Hintergrund Taize
zählt zu den Symbolen der ökumenischen Bewegung. Der kleine Ort im Südburgund ist
Sitz einer ökumenischen Bruderschaft, die zum Treffpunkt für Jugendliche aus der ganzen
Welt geworden ist. Ihr gehören rund 100 Brüder aus mehr als 25 Ländern an, die aus
verschiedenen evangelischen und aus der katholischen Kirche stammen.
Seit
im August 1974 Zehntausende zu einem „Konzil der Jugend“ nach Taize kamen, veranstalten
die Brüder regelmäßig Jugendtreffen in allen Teilen der Welt. Jährlich findet zudem
über Silvester in einer europäischen Großstadt ein Taize-Treffen statt. Geleitet wird
die Bruderschaft von dem deutschen Katholiken Frère Alois Löser. Er wurde 2005 Nachfolger
des beim Abendgebet von einer vermutlich psychisch kranken Frau getöteten Gründers
Frère Roger Schutz.
Der gebürtige Schweizer Schutz hatte Taize erstmals im
August 1940 besucht. Der Protestant gründete dort 1944 eine geistliche Gemeinschaft,
die sich eine Aussöhnung zwischen den Konfessionen, europäische Verständigung und
einen einfachen Lebenswandel zum Ziel setzte. 1949 legten sieben Männer aus Kirchen
der Reformation Ordensgelübde ab. Sie versprachen Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam.