Was braucht die Kirche
heute und morgen? Diese konkrete Frage ist für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz
aus dem innerkirchlichen Dialogprozess nicht mehr wegzudenken. Erzbischof Robert Zollitsch
zog bei der Abschluss-Pressekonferenz zur Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe
in Regensburg ein überaus positives Bild der Initiative, die die deutschen Bischöfe
offiziell im Juni 2011 in Mannheim lancierten:
„Es konnte ein geistlicher
Prozess in Gang gesetzt worden, der nicht im Vorfeld Beschlüsse fasst und Forderungen
formuliert, sondern der offen und kritisch nach dem fragt, was die Kirche heute und
auch morgen braucht.“
Für dieses Jahr kündigte Zollitsch eine zweite zentrale
Veranstaltung an. Sie soll am 14. und 15. September in Hannover stattfinden. Dabei
werde es darum gehen, wie die Kirche in einer pluralen und freien Gesellschaft für
eine „Zivilisation der Liebe“ eintreten könne. Dem gelebten Glauben müsse „ein stärkeres
Profil und größere Strahlkraft“ verliehen werden, so Zollitsch. Außerdem wollten die
Bischöfe „die kirchliche Verbundenheit der Teilnehmer stärken“.
Jahr
des Glaubens „Leitmotiv“ im Dialogprozess
Dankbarkeit seien die deutschen
Bischöfe dem Papst für die Ausrufung eines „Jahres des Glaubens“, das mit Beginn des
50. Jahrestages des Zweiten vatikanischen Konzils am 11. Oktober starten soll, so
Zollitsch. Für die deutsche Kirche sei dies eine „Ermutigung“ so der Erzbischof, für
den das Mottojahr Hand in Hand geht mit dem Dialogprozess:
„Das Jahr
des Glaubens ist für unsere Kirche in Deutschland eine Ermutigung, den Weg nach vorne
zu beschreiten. Wir müssen noch mehr eine hörende, dienende und pilgernde Kirche sein
und werden. Und das Jahr des Glaubens, das uns der Heilige Vater schenkt, lädt uns
dazu ein, dieses Jahr in besonderer Weise mit zu begehen. Es ist ein geistlicher Geschehen,
das den Gesprächsprozess in besonderer Weise begleiten wird und so wie ein Leitmotiv
präsent sein wird.“
Hilfe für Heimkinder
Die
angelaufenen Hilfen für ehemalige misshandelte Heimkinder lobte die Bischofskonferenz.
Zugleich regte sie eine Ausweitung der Hilfen für Betroffene in Behinderteneinrichtungen
an, die vielfach von den Kirchen getragen wurden. „Wir sind der Ansicht, dass auch
ehemaligen Heimkindern in Einrichtungen der Behindertenhilfe vergleichbare Angebote
unterbreitet werden sollten“, heißt es in der Abschlusserklärung. Zollitsch bilanzierte:
„Wir sind froh, dass nun ein Angebot für ehemalige Heimkinder vorhanden
ist, das ihre zentralen Anliegen berücksichtigt: das Bedürfnis nach Aussprache, den
Wunsch nach Anerkennung, Beratung und therapeutischer Hilfe sowie finanzielle Hilfen.“
Ausdrücklich
begrüßte er den zu Jahresbeginn gestarteten Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik
Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“, an dem neben Bund und westdeutschen Ländern
die beiden Kirchen, ihre Wohlfahrtsverbände und Orden beteiligt sind. Ein Zwischenbericht
zeige, dass er von den Betroffenen „überwiegend gut angenommen wird“. In den Anlauf-
und Beratungsstellen hätten im Januar insgesamt 1.136 Erstgespräche stattgefunden.
„Es sind aber auch Startschwierigkeiten deutlich geworden, die zum Teil auf
kurze Fristen bei der Schaffung der notwendigen Infrastruktur zurückzuführen sind“,
so Zollitsch weiter. Der Lenkungsausschuss des Fonds habe dies erkannt und Verbesserungen
eingeleitet. Die Bischöfe dankten der katholischen Telefon-Hotline für ihre Arbeit
„zum Wohle der Betroffenen“. Nach einer Übergangszeit, in der die Erfahrungen der
Hotline ausgewertet werden sollen, werde sie zum 30. Juni eingestellt und ihre Aufgabe
von Fonds-Mitarbeitern übernommen.
Trennung von Weltbild
Auch
wenn der Weltbild-Konzern kein offizielles Thema der DBK-Sitzung in Regensburg war,
ging Erzbischof Zollitsch bei der Pressekonferenz zum Abschluss der Vollversammlung
doch darauf ein. Am Rande des Bischofstreffens hatten sich die Gesellschafter des
Augsburger Medienhändlers beim Weltbild-Aufsichtsratschef, dem Münchner Generalvikar
Peter Beer, über die bisher unternommenen Schritte informiert. Die Bischöfe würden
sich von dem Unternehmen trennen, dabei bleibe es, so Zollitsch:
„Konkrete
Möglichkeiten werden gegenwärtig geprüft, auch eine Stiftungslösung wird geprüft.
Näheres kann ich nicht sagen, weil wir einfach in der ganzen Frage noch nicht weiter
sind.“