2012-02-29 13:39:12

Syrien: Sanktionen nur nach reiflicher Überlegung


RealAudioMP3 Sanktionen gegen Syrien sind nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick nur begrenzt sinnvoll. Sie müssten sehr differenziert erfolgen und sorgfältig in ihren Wirkungen abgewogen werden, sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am Rande ihrer Frühjahrsvollversammlung. Vernünftig wäre es etwa, ausländische Konten von Mitgliedern der regierenden Baath-Partei einzufrieren, so Schick im Interview mit dem Kölner Domradio. Im syrischen Bürgerkrieg geraten Christen zunehmend zwischen die Fronten, befürchtet Erzbischof Schick.

„Natürlich sind unsere Schwestern und Brüder uns besonders nah, die Christen, die jetzt zwischen die Fronten geraten. Syrien ist ein Land, das verhältnismäßig viele Christen hat. Ungefähr zehn Prozent in Syrien sind Christen. Leider Gottes sind sie schon in den letzten Jahren, Jahrzehnten unterdrückt und verfolgt worden und viele sind schon ausgewandert. Jetzt beginnt noch einmal eine sehr, sehr schwierige Phase. Wir hoffen, dass bald Frieden in Syrien wieder einkehrt.“

Die Christen haben den Auftrag, Frieden zu stiften zwischen allen Menschen – unabhängig von Religion und Rasse und Parteizugehörigkeiten – „das haben die Christen auch in Syrien immer getan“, so Schick. Zum Stichwort „Sanktionen“ sagt Schick:

„Man kann schon ein „Ja“ zu Sanktionen sagen, aber sie müssen sehr, sehr differenziert sein, wenn zum Beispiel jetzt bestimmte Konten von Baath-Parteimitgliedern eingefroren werden, dann ist eine Sanktion vernünftig, aber einfach irgendwelche Wirtschaftssanktionen einzuführen und nichts mehr zu liefern oder irgendwelche Güter nicht mehr zu akzeptieren, das trifft oft die ärmste Bevölkerung. Sanktionen nur nach wirklich reiflicher, reiflicher Überlegung.“

Derweil berichtet der Apostolische Nuntius in Damaskus über die verheerende Lage besonders für Kinder. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Erzbischof Mario Zenari:

„Ich bin betroffen von den so vielen getöteten Kindern. Die Unicef geht von über 500 ermordeten Kindern aus. Vor wenigen Tagen wurde ein zehnmonatiges Baby zusammen mit seinen Eltern und Verwandten auf brutale Weise getötet. Alle wurden an die Wand gestellt und mit Maschinengewehren umgebracht. Das Baby starb in den Armen seiner Mutter. Oder dann gibt es auch das traurige Schicksal eines Mädchens, die an einem Begräbnis einer Freundin teilnahm und dort ebenfalls umgebracht wurde. Das traurige ist, es gibt auch Bilder zu all diesen schrecklichen Taten.“

Der Nuntius in Damaskus betont, dass man vor Ort immer mehr den Druck und den Einsatz der internationalen Gemeinschaft spüre.

„Das gibt Hoffnung. Es ist für die Christen hier eine Erleichterung zu wissen, dass während der Fastenzeit so viele Gläubige auf der Welt für sie beten und dass der Papst an sie denkt und sich für das Land einsetzt.“

(domradio/reuters/rv 29.02.2012 mg)







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