Sanktionen gegen Syrien
sind nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick nur begrenzt sinnvoll. Sie
müssten sehr differenziert erfolgen und sorgfältig in ihren Wirkungen abgewogen werden,
sagte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am
Rande ihrer Frühjahrsvollversammlung. Vernünftig wäre es etwa, ausländische Konten
von Mitgliedern der regierenden Baath-Partei einzufrieren, so Schick im Interview
mit dem Kölner Domradio. Im syrischen Bürgerkrieg geraten Christen zunehmend zwischen
die Fronten, befürchtet Erzbischof Schick.
„Natürlich sind unsere Schwestern
und Brüder uns besonders nah, die Christen, die jetzt zwischen die Fronten geraten.
Syrien ist ein Land, das verhältnismäßig viele Christen hat. Ungefähr zehn Prozent
in Syrien sind Christen. Leider Gottes sind sie schon in den letzten Jahren, Jahrzehnten
unterdrückt und verfolgt worden und viele sind schon ausgewandert. Jetzt beginnt noch
einmal eine sehr, sehr schwierige Phase. Wir hoffen, dass bald Frieden in Syrien wieder
einkehrt.“
Die Christen haben den Auftrag, Frieden zu stiften zwischen
allen Menschen – unabhängig von Religion und Rasse und Parteizugehörigkeiten – „das
haben die Christen auch in Syrien immer getan“, so Schick. Zum Stichwort „Sanktionen“
sagt Schick:
„Man kann schon ein „Ja“ zu Sanktionen sagen, aber sie müssen
sehr, sehr differenziert sein, wenn zum Beispiel jetzt bestimmte Konten von Baath-Parteimitgliedern
eingefroren werden, dann ist eine Sanktion vernünftig, aber einfach irgendwelche Wirtschaftssanktionen
einzuführen und nichts mehr zu liefern oder irgendwelche Güter nicht mehr zu akzeptieren,
das trifft oft die ärmste Bevölkerung. Sanktionen nur nach wirklich reiflicher, reiflicher
Überlegung.“
Derweil berichtet der Apostolische Nuntius in Damaskus über
die verheerende Lage besonders für Kinder. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Erzbischof
Mario Zenari:
„Ich bin betroffen von den so vielen getöteten Kindern. Die
Unicef geht von über 500 ermordeten Kindern aus. Vor wenigen Tagen wurde ein zehnmonatiges
Baby zusammen mit seinen Eltern und Verwandten auf brutale Weise getötet. Alle wurden
an die Wand gestellt und mit Maschinengewehren umgebracht. Das Baby starb in den Armen
seiner Mutter. Oder dann gibt es auch das traurige Schicksal eines Mädchens, die an
einem Begräbnis einer Freundin teilnahm und dort ebenfalls umgebracht wurde. Das traurige
ist, es gibt auch Bilder zu all diesen schrecklichen Taten.“
Der Nuntius
in Damaskus betont, dass man vor Ort immer mehr den Druck und den Einsatz der internationalen
Gemeinschaft spüre.
„Das gibt Hoffnung. Es ist für die Christen hier eine
Erleichterung zu wissen, dass während der Fastenzeit so viele Gläubige auf der Welt
für sie beten und dass der Papst an sie denkt und sich für das Land einsetzt.“