Manfred Lütz: „Es entstehen immer wieder Widersprüche“
In der öffentlichen
Debatte ist die katholische Position in vielen Bereichen nicht präsent. Das sagt der
deutsche Psychiater und katholische Theologe Manfred Lütz, der vergangene Woche bei
der Versammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben teilgenommen hatte.
„Die
katholische Kirche wird immer so wahrgenommen, dass sie immer dagegen ist, was aber
gerade bei der Tagung der Akademie überhaupt nicht der Fall war“, sagt Lütz im
Gespräch mit Radio Vatikan. Das Hauptthema der Akademie war die Unfruchtbarkeit bei
Paaren mit besonderem Augenmerk auf die „moralische Dimension“.
Der Papst ermutigte
die Kongressteilnehmer, ihre „intellektuelle Aufrichtigkeit“ in ihrer Forschungsarbeit
beizubehalten. Der Mensch sei daher kein „Produkt“ der Fortpflanzung, sondern „Ausdruck
der Liebe der Eheleute, und zwar nicht nur in ihrer biologischen, sondern auch in
ihrer geistlichen Verbindung.“
„Wenn man beispielsweise mit Bundestagsabgeordneten
der Grünen zu dem Thema spricht, die auch sehr gut über darüber informiert sind, dann
merkt man schon, dass sie sagen: in gewisser Weise ist die katholische Haltung nicht
ganz inkonsequent. Wenn nachher der Embryo – auch nach Auffassung vieler Grünen –
selbst in der Petrischale schützenswert ist, dann stellt sich natürlich die Frage,
wie kann es denn sein, dass man in der Petrischale mehr Schutz einräumt als im Uterus
einer Frau. Es entstehen immer wieder Widersprüche aus Grundentscheidungen, die in
eine falsche Richtung gelaufen sind.“
Bei seiner Audienz für die Kongressteilnehmer
– unter ihnen auch Manfred Lütz – sagte der Papst am Samstag, es sei kein Zufall,
dass die Entwicklung der „modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse“ ihren Ursprung
im christlichen Europa des Mittelalters habe. Dessen Philosophie vertrete den entschiedenen
Standpunkt, dass „Wahrheit und Verständlichkeit der Wirklichkeit im Lichte der höchsten
Wahrheit Gottes existieren“.