2012-02-28 14:44:39

Syrien: "Stoppt die humanitäre Krise!"


RealAudioMP3 In Syrien ist eine „ernste humanitäre Krise“ in Gang. Das berichtet der päpstliche Nuntius im Land, Mario Zenari, an diesem Dienstag. Vor allem in Homs, Brennpunkt der Zusammenstöße zwischen Opposition und Sicherheitskräften des Regimes, fehlten den Menschen die grundlegendsten Dinge. Viele Christen in Syrien erlebten die Fastenzeit in diesem Jahr als „echte Passionszeit“, erzählt der Nuntius im Interview mit Radio Vatikan:

„Was hier geschieht in der Fastenzeit, ist wirklich bewegend. Vor allem in Homs herrscht ein schwerer Notstand: Es fehlen die grundlegendsten Lebensmittel, es fehlt Medizin, den Verletzten kann kaum geholfen werden, es ist schwer, die Toten zu bestatten. Das ganze Volk leidet, es ist die Rede von hunderttausenden Evakuierten bzw. Flüchtlingen.“

Unabhängig davon, wie der Konflikt in Syrien ausgehen wird – dass schnelle humanitäre Hilfe für das syrische Volk aktuell an erster Stelle internationaler Maßnahmen stehen muss, darüber waren sich auch die Teilnehmer der Syrien-Konferenz einig, die Ende vergangener Woche in Tunis stattfand. Bei dem Treffen erörterten mehr als 70 Staaten und Organisationen unter Leitung des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan Lösungen für den Syrien-Konflikt. Auch der Heilige Stuhl entsandte einen Beobachter nach Tunis: Erzbischof Michael Fitzgerald, Nuntius in Ägypten und Vatikan-Beobachter bei der Arabischen Liga. Aus seiner Sicht wurde auf der Konferenz auch die Entzweiung Syriens deutlich:

„Auffällig war, dass die syrische Regierung auf der Konferenz fehlte. Es waren die Vertreter des Syrischen Nationalrates (SNC) da, also der Opposition, aber nicht die Regierung. Es war ein Treffen der ,Freunde des syrischen Volkes’ und nicht des aktuellen Regimes. Ein Ergebnis war die von allen geteilte Ansicht, dass das Land humanitäre Hilfen braucht. Die ist sehr wichtig, denn es gibt ungemein viele Opfer. Man braucht dafür eine Garantie des Staates und der syrischen Regierung, damit Ärzte, Medizin und Nahrungsmittel ins Land gebracht werden können.“

Der Päpstliche Nuntius in Damaskus, Mario Zenari, berichtet derweil, dass die Arbeit der Hilfsorganisationen den Menschen in Syrien große Hoffnung gebe. Auch der Aufruf des Papstes zur Beendigung des Blutvergießens habe die christliche Gemeinschaft mit großer Dankbarkeit aufgenommen. Der Vatikanvertreter bei der Arabischen Liga, Erzbischof Fitzgerald, hofft darauf, dass das syrische Regime sich dialogbereit zeigt. Die Internationale Gemeinschaft sei sich in der Frage im Großen und Ganzen einig.

„Zumindest bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen gab es eine große Mehrheit, die das gewalttätige Verhalten der syrischen Regierung gegen die Opposition verurteilt hat. Es gibt also eine große Solidarität von Seiten vieler Länder und den Willen zu einer demokratischen und friedlichen Lösung. Man versucht, den Konflikt und einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Die Entscheidung, Kofi Annan als Sondergesandten zu schicken, um Verhandlungen zu erreichen, ist sehr wichtig. Es gibt also den Willen zu Verhandlungen; der Syrische Nationalrat ist zu Verhandlungen mit Regierungsvertretern bereit. Jetzt gilt es herauszufinden, wer diese Vermittler sein können.“

(rv 28.02.2012 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.