„Kunst und Religion,
gehören diese beiden Welten zusammen? Die junge Malerin Vanessa von Wendt zeigt in
ihrer Ausstellung „Felix Culpa“ auf beeindruckende Weise, dass sich Pinselstriche
und Glaube miteinander verbinden lassen. Am vergangenen Freitag fand im Benediktinerkloster
Sant´Anselmo auf dem Aventin in Rom die Vernissage zur Ausstellung statt.“
Grau,
schwarz, braun, eine zurückhaltende Farbwahl, doch dazwischen immer wieder bunte,
rote, blaue und weiße Töne. Die Künstlerin verbildlicht mit ihrem feinen Sinn für
farbliche Ästhetik und Komposition Gefühle wie Trauer, Verzweiflung, Schmerz. Doch
gleichzeitig schafft sie Lichtpunkte der Hoffnung, des Mitgefühls, der Liebe einer
Mutter zu ihrem Sohn. Vanessa von Wendt führt den Betrachter „aus der Schuld ins Licht“.
„Den Titel der Ausstellung, der ist so zustande gekommen, dass wir
bei der Planung der Ausstellung viel hin und her überlegt haben. Bei den 14 Stationen
des Kreuzweges geht es um das Leid, aber trotzdem führt dieses Leid zum Licht, dadurch
dass nach dem Tod von Christus die Auferstehung kommt. Wir brauchten einen Titel,
der das Licht auch in sich trägt, damit nicht nur die Last Präsenz zeigt, sondern
dass beim Betrachten der Bilder die Hoffnung die ganze Zeit mittragend anwesend ist.
Dadurch haben wir dann diesen lateinischen Titel gefunden, der übersetzt „Von der
Schuld zum Licht“ bedeutet.“
Die aus Göttingen stammende Künstlerin
zeigt in der Ausstellung „Felix Culpa“, wörtlich übersetzt „glückliche Schuld“, im
Benediktinerkloster Sant´ Anselmo in Rom die 14 Stationen des Kreuzweges. Der Abtprimas
des Klosters, Doktor Notker Wolf, ist von ihren Bildern beeindruckt.
„Es
ist die Ausdrucksstärke, es sind die starken Farben, aber auch die Art und Weise,
wie einen die Bilder anziehen und gerade in sich hineinnehmen. Mir gefällt besonders
die Begegnung Jesu mit seiner Mutter. Es ist eine Einheit des Leidens da, wie es eigentlich
nur eine Mutter empfinden kann. Sie nimmt gewissermaßen Jesus wieder in den Mutterschoß
hinein und leidet und empfindet mit ihm in einer Art und Weise mit, da können wir
Männer noch so viel über Maria reden, das können wir nie nachempfinden, was es geheißen
hat, einen Sohn neun Monate unter dem Herzen zu tragen und ihn dann auf dem Kreuzweg
zu erleben und das ganze Leiden mitzutragen.“
Bei der Vernissage
am vergangenen Freitag, war auch der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch anwesend.
Ihm imponiert die religiöse Botschaft der Bilder.
„Das besondere ist,
dass eine junge Frau, eine Künstlerin, so eindrückliche Bilder über den Kreuzweg malt
und damit ein großes Glaubensbekenntnis ablegt, eine Meditation über das Grundgeheimnis
unseres Glaubens.“
In einer Meditation sprach der Kardinal über die
Beziehung zwischen Kunst und Glaube. Dabei wünscht er sich, dass diese beiden Welten
in Freundschaft nebeneinander stehen.
„Es ist mir ein wichtiges Anliegen,
dass christlicher Glaube und Kunst eng beieinander sind und in einer Freundschaft
leben, wie das der heilige Vater auch in seiner Begegnung mit den Künstlern im November
2009 zum Ausdruck gebracht hat: Dass es teilweise eine gewisse Entfremdung gibt, zwischen
Glaube und Kunst, aber dass beide aufeinander angewiesen sind, weil es beide mit der
tiefen Dimension des Lebens und der Welt zu tun haben.“
Die Organisatorin
der Ausstellung ist Lydia Thorn Wickert. Ihr besonderes Anliegen ist es Kunst und
Kirche zusammen zu bringen und ihre Gemeinsamkeiten hervorzuheben.
„Die
Kommunikation zwischen Kirche und Kunst ist nicht immer optimal. Künstler verstehen
oft Kirche und Religion nicht und Religions- oder Kirchenangehörige verstehen oft
die zeitgenössische Kunst nicht. Auf der anderen Seite stehen beide, der Priester
und der Künstler über der aktuellen Wirklichkeit. Sie stehen beide an einer Stelle,
wo sie über den Tellerrand schauen, eine kritische Haltung zur Gesellschaft einnehmen
und auch neue Ideen entwickeln und innovativ sind.“
Der Ort der Ausstellung,
die Stadt Rom spielt natürlich eine ganz besondere Rolle. Das Kloster Sant´Anselmo
liegt auf dem Aventin, einem der sieben Hügel Roms. Abseits von Straßenlärm und Großstadthektik
hat man hier die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen oder durch versteckte Schlüssellöcher
in geheimnisvolle Klostergärten zu blicken und die Peterskuppel aus einer ganz anderen
Perspektive zu bewundern. Dieser Ort ist wie geschaffen für die Ausstellung „Felix
Culpa“ sagt Lydia Thorn Wickert.
„Als ich beim ersten Besuch die Kirche
Sant Anelmo sah, hatte ich wirklich einen Flash: Eine Kirche, wunderbare Architektur,
kein einziges Ornament, kein Bild. Und da ist die Idee geboren worden, hier müsste
eigentlich etwas hängen und von den jungen Künstlern, mit denen ich in Deutschland
zusammenarbeite war einfach Vanessa von Wendt mit ihrem Kreuzweg die Auserwählte.“
Auch
für die Künstlerin Vanessa von Wendt ist die Stadt Rom ein ganz besonderer Ausstellungsort.
Als sie, vor fünf Jahren, an den Kreuzwegstationen gearbeitet hat, hat sie diese Kirchenstadt
der großen Künstler besucht und sich von den Meistern inspirieren lassen.
„Da
ist man natürlich bei all der großen Kunst die es hier gibt, von Raffael, Caravaggio,
Leonardo da Vinci und so weiter überwältigt und fühlt sich ganz klein, wenn man als
Kunststudent gerade irgendwo seine Bildchen malt. Damals hatte ich innerlich eine
wahnsinnigen Ansporn, was mich vielleicht dann auch dazu geführt dann, später diesen
Kreuzweg zu malen und gerade deswegen ist es für mich eine besondere Freude und ein
Geschenk, dass jetzt hier in Rom auch Bilder von mir hängen dürfen und ich durch den
Benediktinerorden die Möglichkeit zu dieser Ausstellung habe.“