2012-02-28 13:46:58

Felix Culpa – Kunst im Benediktinerkloster


RealAudioMP3 „Kunst und Religion, gehören diese beiden Welten zusammen? Die junge Malerin Vanessa von Wendt zeigt in ihrer Ausstellung „Felix Culpa“ auf beeindruckende Weise, dass sich Pinselstriche und Glaube miteinander verbinden lassen. Am vergangenen Freitag fand im Benediktinerkloster Sant´Anselmo auf dem Aventin in Rom die Vernissage zur Ausstellung statt.“


Grau, schwarz, braun, eine zurückhaltende Farbwahl, doch dazwischen immer wieder bunte, rote, blaue und weiße Töne. Die Künstlerin verbildlicht mit ihrem feinen Sinn für farbliche Ästhetik und Komposition Gefühle wie Trauer, Verzweiflung, Schmerz. Doch gleichzeitig schafft sie Lichtpunkte der Hoffnung, des Mitgefühls, der Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn. Vanessa von Wendt führt den Betrachter „aus der Schuld ins Licht“.


„Den Titel der Ausstellung, der ist so zustande gekommen, dass wir bei der Planung der Ausstellung viel hin und her überlegt haben. Bei den 14 Stationen des Kreuzweges geht es um das Leid, aber trotzdem führt dieses Leid zum Licht, dadurch dass nach dem Tod von Christus die Auferstehung kommt. Wir brauchten einen Titel, der das Licht auch in sich trägt, damit nicht nur die Last Präsenz zeigt, sondern dass beim Betrachten der Bilder die Hoffnung die ganze Zeit mittragend anwesend ist. Dadurch haben wir dann diesen lateinischen Titel gefunden, der übersetzt „Von der Schuld zum Licht“ bedeutet.“


Die aus Göttingen stammende Künstlerin zeigt in der Ausstellung „Felix Culpa“, wörtlich übersetzt „glückliche Schuld“, im Benediktinerkloster Sant´ Anselmo in Rom die 14 Stationen des Kreuzweges. Der Abtprimas des Klosters, Doktor Notker Wolf, ist von ihren Bildern beeindruckt.


„Es ist die Ausdrucksstärke, es sind die starken Farben, aber auch die Art und Weise, wie einen die Bilder anziehen und gerade in sich hineinnehmen. Mir gefällt besonders die Begegnung Jesu mit seiner Mutter. Es ist eine Einheit des Leidens da, wie es eigentlich nur eine Mutter empfinden kann. Sie nimmt gewissermaßen Jesus wieder in den Mutterschoß hinein und leidet und empfindet mit ihm in einer Art und Weise mit, da können wir Männer noch so viel über Maria reden, das können wir nie nachempfinden, was es geheißen hat, einen Sohn neun Monate unter dem Herzen zu tragen und ihn dann auf dem Kreuzweg zu erleben und das ganze Leiden mitzutragen.“


Bei der Vernissage am vergangenen Freitag, war auch der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch anwesend. Ihm imponiert die religiöse Botschaft der Bilder.


„Das besondere ist, dass eine junge Frau, eine Künstlerin, so eindrückliche Bilder über den Kreuzweg malt und damit ein großes Glaubensbekenntnis ablegt, eine Meditation über das Grundgeheimnis unseres Glaubens.“


In einer Meditation sprach der Kardinal über die Beziehung zwischen Kunst und Glaube. Dabei wünscht er sich, dass diese beiden Welten in Freundschaft nebeneinander stehen.


„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass christlicher Glaube und Kunst eng beieinander sind und in einer Freundschaft leben, wie das der heilige Vater auch in seiner Begegnung mit den Künstlern im November 2009 zum Ausdruck gebracht hat: Dass es teilweise eine gewisse Entfremdung gibt, zwischen Glaube und Kunst, aber dass beide aufeinander angewiesen sind, weil es beide mit der tiefen Dimension des Lebens und der Welt zu tun haben.“


Die Organisatorin der Ausstellung ist Lydia Thorn Wickert. Ihr besonderes Anliegen ist es Kunst und Kirche zusammen zu bringen und ihre Gemeinsamkeiten hervorzuheben.


„Die Kommunikation zwischen Kirche und Kunst ist nicht immer optimal. Künstler verstehen oft Kirche und Religion nicht und Religions- oder Kirchenangehörige verstehen oft die zeitgenössische Kunst nicht. Auf der anderen Seite stehen beide, der Priester und der Künstler über der aktuellen Wirklichkeit. Sie stehen beide an einer Stelle, wo sie über den Tellerrand schauen, eine kritische Haltung zur Gesellschaft einnehmen und auch neue Ideen entwickeln und innovativ sind.“


Der Ort der Ausstellung, die Stadt Rom spielt natürlich eine ganz besondere Rolle. Das Kloster Sant´Anselmo liegt auf dem Aventin, einem der sieben Hügel Roms. Abseits von Straßenlärm und Großstadthektik hat man hier die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen oder durch versteckte Schlüssellöcher in geheimnisvolle Klostergärten zu blicken und die Peterskuppel aus einer ganz anderen Perspektive zu bewundern. Dieser Ort ist wie geschaffen für die Ausstellung „Felix Culpa“ sagt Lydia Thorn Wickert.


„Als ich beim ersten Besuch die Kirche Sant Anelmo sah, hatte ich wirklich einen Flash: Eine Kirche, wunderbare Architektur, kein einziges Ornament, kein Bild. Und da ist die Idee geboren worden, hier müsste eigentlich etwas hängen und von den jungen Künstlern, mit denen ich in Deutschland zusammenarbeite war einfach Vanessa von Wendt mit ihrem Kreuzweg die Auserwählte.“


Auch für die Künstlerin Vanessa von Wendt ist die Stadt Rom ein ganz besonderer Ausstellungsort. Als sie, vor fünf Jahren, an den Kreuzwegstationen gearbeitet hat, hat sie diese Kirchenstadt der großen Künstler besucht und sich von den Meistern inspirieren lassen.


„Da ist man natürlich bei all der großen Kunst die es hier gibt, von Raffael, Caravaggio, Leonardo da Vinci und so weiter überwältigt und fühlt sich ganz klein, wenn man als Kunststudent gerade irgendwo seine Bildchen malt. Damals hatte ich innerlich eine wahnsinnigen Ansporn, was mich vielleicht dann auch dazu geführt dann, später diesen Kreuzweg zu malen und gerade deswegen ist es für mich eine besondere Freude und ein Geschenk, dass jetzt hier in Rom auch Bilder von mir hängen dürfen und ich durch den Benediktinerorden die Möglichkeit zu dieser Ausstellung habe.“


(rv 28.02.2012 tk)








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