D: Marx, „Lebensform der Priester kritisch diskutieren“
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx will über die Lebensform der Priester kritisch
diskutieren. Eine generelle Debatte über den Zölibat im gesamten Erzbistum halte er
dagegen nicht für sinnvoll, heißt es in seinen am Freitagabend veröffentlichten Kommentierungen
zu den 61 Vorschlägen des Zukunftsforums. Auch die geforderte anonyme Erhebung über
die reale Lebensform der Geistlichen lehnte Marx ab. Trotzdem müsse diese in den Blick
genommen werden.
Gleichzeitig erneuerte der Kardinal seine Aussagen vom Oktober
vergangenen Jahres, nach denen die Kirche einen neuen Umgang mit wiederverheirateten
Geschiedenen und homosexuellen Menschen finden müsse. Es gehe nicht um Ausgrenzung.
Das „riesige Thema“ solle vordringlich im Erzbistum angegangen werden. Zwar werde
die Kirche nie die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe ändern, müsse jedoch Antworten
auf die Frage finden, wie sie mit dem Scheitern umgehe. Dieses Thema habe er auch
in Rom angesprochen, so Marx.
Die Kirche habe auch im Umgang mit homosexuellen
Menschen „nicht den richtigen Ton gefunden“, heißt es in der Kommentierung wortgleich
zu seinen Ausführungen vor dem Diözesanrat im vergangenen Oktober. Homosexuelle würden
vollwertig anerkannt, die Beziehung jedoch könne nicht akzeptiert werden wie eine
Ehe. Marx warnte davor, jeden Fall „über einen Kamm“ zu scheren. Es gelte, pastorale
Antworten auf die Situation jedes Einzelnen zu finden.
Marx wiederholte ebenso
sein Nein zum Diakonat der Frau. Gleichzeitig sei es nötig, dass die Kirche Frauen
stärker bei der Besetzung von Ämtern berücksichtige, die nicht an die Weihe gebunden
seien. Neben den wiederverheiraten Geschiedenen werde sich das Erzbistum zunächst
um zwei weitere Punkte aus den 61 Vorschlägen kümmern, nämlich die Erarbeitung von
pastoralen Konzepten für die neuen Pfarrverbände sowie eine bessere Förderung von
Ehrenamtlichen. Unter dem Stichwort „Ehrenamtsakademie“ sollen sie ortsnahe Aus- und
Weiterbildungsangebote bekommen.
Im Frühjahr 2008 hatte Marx das Projekt „Dem
Glauben Zukunft geben“ für eine geistliche Neuorientierung und Neustrukturierung angestoßen.
Delegierte aus dem ganzen Erzbistum hatten in Arbeitsgruppen Empfehlungen zu einer
zukunftsfähigen Pastoral erarbeitet. In die Beratungen flossen mehr als 2.700 Rückmeldungen
aus Pfarreien, Verbänden, Orden, Einrichtungen und kirchlichen Berufsgruppen ein.