„Der Weltraum und
Gott“. Zwei Themen, wie sie scheinbar nicht kontroverser sein könnten. Doch genau
unter diesem Titel fand am vergangenen Donnerstag im Teatro Argentina in Rom ein Themenabend
statt. Die beiden prominenten Referenten waren vom Fach: Der italienische Astronaut
Roberto Vittori und der Nuklearphysiker Antonino Zichichi. Der Präsident der Europäischen
Weltraumbehörde ESA, Professor Jean-Jaques Dordain, und Antonino Viviani, ein Wissenschaftler
von Weltrang, richteten Grußworte an das vorwiegend junge Publikum.
Für den
Astronauten Vittori ist die Fragestellung nach Gott im Universum kein Tabu:
„Es
handelt sich dabei um ein extrem komplexes Thema. Der Weltraum bedeutet sicherlich
Wissenschaft und Technologie. Aber er spielt auch eine Rolle für unsere Vorstellungskraft
und die Kunst. Und dadurch haben wir auch den Bezug zur Religion und zu unserem religiösen
Verständnis.“
In den Jahre 2002 und 2005 flog Roberto Vittori zur Internationalen
Raumstation ISS und war damit der erste Westeuropäer, der dieses „Wunderwerk der Wissenschaft“
zwei Mal besuchen durfte.
„Der Mensch vollbringt Dinge, die er aus menschlicher
Sicht eigentlich gar nicht tun könnte......Es ist ein unglaubliches Privileg, die
Erde von oben zu betrachten, eine Sensation. Der Eindruck, der über allem steht und
unglaublich imponierend ist, ist zweifellos die Schönheit. Und das ist keine persönliche
Einschätzung, alle Astronauten, die diesen Blick zum ersten Mal erleben, sind von
dieser Schönheit beeindruckt. Der erste Satz lautet immer: Die Erde ist wunderschön!“
An
diesem Punkt setzt für Vittori die Frage nach Gott ein. Sein Ausgangspunkt: eine Begegnung
in Mailand.
„Ich war in Mailand bei Kardinal Ravasi eingeladen. Dabei hat
er das Buch Genesis kommentiert und etwas gesagt, das mich tief beeindruckt hat: In
der Bibel heißt es „Und Gott sah, dass es gut war“. Ravasi erklärte dazu, dass es
sich dabei um die gängige Übersetzung aus dem Hebräischen handle. Man könnte das Wort
„gut“ aus dem Hebräischen aber auch mit „schön“ übersetzen. Die Hervorhebung der
Schönheit ließ bei mir in diesem Moment eine ganz neue Sichtweise entstehen, denn
beim Blick von der Raumstation auf die Erde ist es die Schönheit dieses unglaublichen
blauen Planeten, die ein starke und hoffnungsvolle Botschaft vermittelt.“
Die
unglaublichen Eindrücke, die ein Astronaut sammelt, sind kaum aufzuzählen. Von der
Vorbereitung bis zum Start der Rakete und hin zu Weltraumspaziergängen habe er viele,
sehr emotionale Momente erlebt, erzählt Vittori.
„Es ist schwierig, sich
für eines zu entscheiden, aber wenn ich müsste... Das vielleicht Schönste ist die
Rückkehr zur Erde. Zurückzukehren und zu erkennen: Wir sind Menschen, und wir werden
immer Menschen bleiben.“