Das ägyptische Parlament hat einen Gerichtsbeschluss annulliert, bei dem es um die
Ausweisung von Kopten aus einem Dorf geht. Ein Gericht in der Nähe von Alexandria
hatte anfangs Februar befunden, dass acht koptische Familien wegen „Unruhestiftung“
die Ortschaft verlassen mussten. Dieses Urteil sei vor allem aus politischen und weniger
aus religiösen Motiven entstanden, urteilt im Gespräch mit Radio Vatikan der koptisch-katholische
Weihbischof von Alexandria, Yohanna Golta. Vor allem die Muslim-Brüder würden den
Fall benützen, um vor der Weltöffentlichkeit als die „Guten“ dazustehen. Die Partei
hält derzeit die Mehrheit im Parlament.
„Die ägyptischen, aber auch die
internationalen Medien übertreiben: Sie berichten von einem religiösen Konflikt, den
es in Wahrheit so gar nicht gibt. Bei den acht koptischen Familien geht es um Streitigkeiten
mit muslimischen Mitbürgern. Und dabei handelt es sich um Auseinandersetzungen, die
zwischen Nachbarn entstehen können und die nicht unbedingt mit religiösen Angelegenheiten
zu tun haben. Das Problem in Ägypten ist vielmehr die allgemeine Sicherheitslage -
und das betrifft sowohl Christen als auch Muslime.“
Denn nach dem Fall
Mubaraks vor gut einem Jahr fühlten sich viele Ägypter nicht sicherer oder freier,
so der koptische Weihbischof weiter.
„Nicht zu vergessen ist, dass durch
die Revolution Tausende von Gefängnisinsassen befreit wurden. Bei vielen handelte
es sich um politische Gefangene, aber darunter waren auch Kriminelle, die nun auf
freiem Fuß leben und die ihren Lebensunterhalt mit kriminellen Handlungen verdienen.
Diese Situation ist einfach nicht akzeptabel.“
Medien hatten berichtet,
dass die acht koptischen Familien gezwungen worden seien, ihre Heimat zu verlassen
- mit dem Hinweis, dass niemand mehr für ihre Sicherheit garantieren könne. Auf Druck
der Presse hin hatte deshalb das ägyptische Parlament einen Untersuchungsausschuss
über Vertreibungen von koptischen Christen eingesetzt. Dieser Ausschuß hat nun die
Annullierung der Ausweisung beschlossen. Die Familien fühlten sich nach Angaben des
Weihbischofs zu keiner Zeit bedroht oder in Gefahr.