2012-02-16 11:54:53

D/Vatikan: Bischof Müller nach Rom?


Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat sich erstmals direkt zu den anhaltenden Spekulationen um seine mögliche Berufung an die römische Kurie geäußert. Gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“ bestätigte der 64-Jährige, dass es „schon Gespräche mit Rom darüber“ gegeben habe.

Konkret geht es um die Nachfolge von Kardinal William J. Levada als Präfekt der Glaubenskongregation. Der 75-jährige US-Amerikaner hat bereits altersgemäß seinen Rücktritt eingereicht, Papst Benedikt XVI. hat aber noch nicht darüber entschieden. „Es würde mich nicht in dem Sinne reizen, dass ich es für mein eigenes Ego bräuchte, aber es ist natürlich eine Tätigkeit, die mit meinem bisherigen Werdegang als Theologie-Professor viel zu tun hat“, ließ sich Müller von der dpa zitieren. Wenn ihn der Ruf ereilte, könnte man, so der Bischof, „formell natürlich Nein sagen, aber es gehört sich einfach nicht, dem Papst gegenüber Nein zu sagen.“ Auch wenn es sich bei der Leitung einer Diözese um eine „ureigene, schöne Aufgabe“ handele, die niemand leichtfertig aufgebe. Am Ende entscheide Benedikt XVI., „wann, wie und wen“ er auf dem Posten haben wolle.


„Nachvollziehbarer Schachzug“?

In einem Kommentar zu dem Interview schreibt die Katholische Nachrichten-Agentur, dass der Agenturbericht zum Stand des Verfahrens „nichts Neues“ biete. Jedoch sorge allein schon die Tatsache für Aufsehen, „dass der Bischof es nicht mit einem erwartbaren knappen Dementi bewenden ließ“. Denn es sei ungewöhnlich, dass sich Kandidaten, die prinzipiell für ein kirchliches Amt in Frage kommen, derart vorab äußerten.

In Bayern werde das Verhalten Müllers als „nachvollziehbarer Schachzug“ bewertet, so die KNA weiter. Er habe damit den anhaltenden Berichterstattungsdruck abbauen wollen und zugleich klug jedem denkbaren Ausgang vorgebaut. Dass der Papst Müller vor allem als Theologen schätzt, sei unstrittig. Sonst hätte er dem Regensburger Bischof nicht die Herausgabe seiner gesammelten Werke anvertraut. Auch Müllers Dogmatik-Lehrbuch habe das Kirchenoberhaupt mit einem anerkennenden Kommentar versehen.

Müller habe indes durch prägnante Äußerungen zu den Piusbrüdern aufhorchen lassen. Als der Papst seine Versöhnungsinitiative startete, ließ der Regensburger Bischof, in dessen Diözese die traditionalistische Bruderschaft zu seinem großen Missfallen ein internationales Priesterseminar betreibt, frühzeitig starke Skepsis anklingen. Müller hält die Piusbrüder nicht für kirchlich resozialisierbar, weil sie aus seiner Sicht einem falschen Traditionsverständnis verhaftet sind. Seine Berufung an die Spitze der Glaubenskongregation würde wohl als Signal dafür verstanden, dass die Bruderschaft mit einem weiteren Entgegenkommen Roms nicht rechnen kann, schreibt die KNA weiter. Zumindest wäre es schwerer, den Prozess weiter in der Schwebe zu halten - woran nicht nur die Piusbrüder ein Interesse haben dürften.

„Nicht nur Freunde“ gemacht habe sich der Deutsche an der Kurie auch durch sein auf tiefer Überzeugung fußendes Eintreten für die Befreiungstheologie in Lateinamerika. Das ließe sich auch am Presseecho ablesen. Während die dpa Müller als „Hardliner“ unter den Bischöfen eingestuft hat, gelte der Bischof in manchen italienischen Veröffentlichungen als „linksradikal“, hält die KNA entgegen. Auch in dieser Hinsicht „wäre es bemerkenswert, wenn der Papst Müller in jenes Amt holte, das er selbst einst ausübte“.

(kna 16.02.2012 gs)







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