Griechenland: „Ohne Mentalitätswechsel kein Wandel“
Das für Mittwoch geplante
Treffen der Euro-Finanzminister zu Griechenland, bei dem das zweite Hilfspaket freigegeben
werde sollte, wurde gestern abgesagt. Der Grund: Die griechische Regierung hat noch
nicht, wie verlangt, weitere Kürzungen im Volumen von 325 Millionen Euro präsentiert.
Die Minister wollen nun telefonisch über noch offene Fragen beraten.
Bei Griechenlands
Kirche gibt es derweil Skepsis über die rein finanziellen Maßnahmen: Der katholische
Erzbischof von Athen, Nicolas Foskolos, warnt im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio
vor der Annahme, Finanzspritzen allein würde das Land retten können.
„Die
Regierung hat die jungen Leute in den letzten 40 Jahren daran gewöhnt, Geld zu haben,
ohne dafür arbeiten zu müssen. Man hat sich einfach daran gewöhnt, dass die Europäische
Union immer das Geld bereitstellt. Deshalb geht es jetzt nicht nur um finanzielle
Hilfen, sondern vor allem auch darum, dass die Menschen ihre Mentalität ändern. Diese
Veränderung kann aber nicht von einem Tag auf den anderen gelingen. Ich weiß nicht,
ob die neuen Finanzhilfen den Griechen wirklich helfen werden, aus diesem Teufelskreis
heraus zu kommen. Man hat sich einfach zu sehr daran gewöhnt. Wer früher viel Geld
hatte, befindet sich jetzt erst einmal in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit.“
Die
katholische Kirche in Griechenland hat unterdessen ihr Hilfsprogramm für Flüchtlinge
auch auf Einheimische ausgedehnt. Die Caritas in Athen gebe zusammen mit den Mutter-Teresa-Schwestern
jeden Tag allein etwa 500 Essen an Griechen aus. Es werde aber zunehmend schwieriger,
diese Hilfe aufrecht zu erhalten, weil man keine Unterstützung vom Staat erhalte,
klagt Erzbischof Foskolos. Die vom Staat geförderte griechisch-orthodoxe Kirche führe
seit etwa zwei Monaten eine Hilfsaktion durch, bei der die Ärmsten mit Lebensmitteln
versorgt werden. Besonders Gläubige aus der Mittelschicht engagierten sich in ihren
Pfarreien bei der Essensausgabe. Das sei eine ganz neue Erfahrung für die orthodoxe
Kirche, berichtet Foskolos.