2012-02-15 14:27:55

Griechenland: „Ohne Mentalitätswechsel kein Wandel“


RealAudioMP3 Das für Mittwoch geplante Treffen der Euro-Finanzminister zu Griechenland, bei dem das zweite Hilfspaket freigegeben werde sollte, wurde gestern abgesagt. Der Grund: Die griechische Regierung hat noch nicht, wie verlangt, weitere Kürzungen im Volumen von 325 Millionen Euro präsentiert. Die Minister wollen nun telefonisch über noch offene Fragen beraten.

Bei Griechenlands Kirche gibt es derweil Skepsis über die rein finanziellen Maßnahmen: Der katholische Erzbischof von Athen, Nicolas Foskolos, warnt im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio vor der Annahme, Finanzspritzen allein würde das Land retten können.

„Die Regierung hat die jungen Leute in den letzten 40 Jahren daran gewöhnt, Geld zu haben, ohne dafür arbeiten zu müssen. Man hat sich einfach daran gewöhnt, dass die Europäische Union immer das Geld bereitstellt. Deshalb geht es jetzt nicht nur um finanzielle Hilfen, sondern vor allem auch darum, dass die Menschen ihre Mentalität ändern. Diese Veränderung kann aber nicht von einem Tag auf den anderen gelingen. Ich weiß nicht, ob die neuen Finanzhilfen den Griechen wirklich helfen werden, aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen. Man hat sich einfach zu sehr daran gewöhnt. Wer früher viel Geld hatte, befindet sich jetzt erst einmal in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit.“

Die katholische Kirche in Griechenland hat unterdessen ihr Hilfsprogramm für Flüchtlinge auch auf Einheimische ausgedehnt. Die Caritas in Athen gebe zusammen mit den Mutter-Teresa-Schwestern jeden Tag allein etwa 500 Essen an Griechen aus. Es werde aber zunehmend schwieriger, diese Hilfe aufrecht zu erhalten, weil man keine Unterstützung vom Staat erhalte, klagt Erzbischof Foskolos. Die vom Staat geförderte griechisch-orthodoxe Kirche führe seit etwa zwei Monaten eine Hilfsaktion durch, bei der die Ärmsten mit Lebensmitteln versorgt werden. Besonders Gläubige aus der Mittelschicht engagierten sich in ihren Pfarreien bei der Essensausgabe. Das sei eine ganz neue Erfahrung für die orthodoxe Kirche, berichtet Foskolos.

(Münchner Kirchenradio 15.02.2012 ord)










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