Unter Berufung auf eine Studie des Bundesfamilienministeriums berichtet das TV-Magazin
„Report Mainz“ über sexuellen Missbrauch von Behinderten. Es sei davon auszugehen,
dass „mehrere Tausend Frauen“ in deutschen Behindertenheimen und -einrichtungen sexuelle
Gewalt und Missbrauch erlitten hätten. Das gab die Leiterin der bisher nicht veröffentlichten
Studie, die Bielefelder Sozialwissenschaftlerin Monika Schröttle, in der Fernsehsendung
an. Sechs Prozent der Frauen mit geistiger Behinderung in Heimen oder Werkstätten
von anderen Bewohnern, aber auch von Mitarbeitern der Einrichtungen missbraucht worden,
so Schröttle laut Sendung. Die Deutsche Kinderhilfe warf der Politik derweil vor,
ihr sei die „eklatante Lücke beim Schutz behinderter Kinder durchaus bewusst“. Sie
bleibe aber auf Druck kommunaler Spitzenverbände untätig, die bei der Einrichtung
fester Standards zur Prävention höhere Kosten befürchteten. Während es für allgemeine
Jugendhilfeeinrichtungen klare gesetzliche Vorgaben zum Schutz vor Missbrauch gebe
– wie beispielsweise eine Meldepflicht von Verdachtsfällen gegenüber dem Jugendamt
oder die Ausbildung speziell geschulten Personals – seien Behinderteneinrichtungen
dazu nicht verpflichtet, so der Verband. Dies müsse die Bundesregierung ändern.