Sahel-Stiftung: Wir können den Hunger bekämpfen, wenn die Welt zusammen steht
In Rom trafen sich in den letzten drei Tagen die Vertreter der „Stiftung Johannes
Paul II. für den Sahel“. Der damalige Papst hatte diese Stiftung bereits 1980 nach
der Biaffra-Katastrophe gegründet, seitdem bemüht sie sich um Aufbauhilfe und finanziert
Projektarbeit. An diesem Freitag empfing Papst Benedikt XVI. die Mitglieder in Audienz,
seinen Appell zur Hilfe für den Sahel richtete er an die gesamte Weltgemeinschaft.
Konsequente
Maßnahmen gegen das Fortschreiten der Wüstenbildung fordert der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, der auch Mitglied
des Verwaltungsrates der Stiftung ist. „Wüstenbildung ist kein Schicksal. Die Menschen
in der Sahelzone können viel durch verbesserte landwirtschaftliche Methoden zum Kampf
gegen die Wüste beitragen“. Daneben müssten aber auch international „deutlich mehr
Schritte“ gegen den weltweiten Klimawandel und die Wüstenbildung getan werden, erinnerte
Schick. Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtet Erzbischof Schick von den Gesprächen
der Stiftung:
„Die Hungersnot in
Afrika und in der eigentlichen Sahel-Zone nimmt wieder zu. Das beschäftigt uns und
vor allem bedrückt es uns. Die Stiftung gibt es jetzt seit 1984. Wir hatten gedacht,
dass sich das alles bessert, aber leider Gottes war es nicht so. Es gibt viele Faktoren,
die politischen Verhältnisse spielen eine Rolle, aber eine entscheidende auch der
Klimawandel. So ist die Stiftung vielleicht wichtiger denn je, einmal, um den hungernden
Menschen zu helfen, aber auch, um Bewusstsein zu schaffen dafür, dass der Klimawandel
nicht weiter fortschreiten darf, sondern dass wir alles tun müssen, um ihn aufzuhalten.“
Vielleicht
noch einmal als Hilfestellung: Die Sahelzone umfasst genau welche Länder?
„Zu
unserer Stiftung gehören acht Länder: Das ist der Senegal, das ist Mauretanien, das
ist Niger, das ist Guinea und Guinea Bissau. Es geht eigentlich herüber bis Äthiopien,
aber wir beschäftigen und hauptsächlich mit den Ländern, die ich eben genannt habe.“
Und
die Stiftung ist eine Stiftung der Kirche?
„Ja, die Stiftung wurde von
Papst Johannes Paul II. eingerichtet und nach ihm ist sie auch benannt: ‚Fondation
Jean Paul II.’. Er hat sie 1984 eingerichtet, als die sogenannte Biaffra - Katastrophe
besonders groß war. Das Grundkapital hat damals Deutschland gestiftet und zwar bei
seinem ersten Besuch in Deutschland. Damals wurde das Geld, das gesammelt würde, eben
für diese Stiftung gesammelt, auf Grund des Wunsches des Papstes. Damit wurde die
Stiftung dann gegründet.“
Wenn Sie von Umweltfaktoren und Klimawandel sprechen,
dann hat das ja vor allem mit Versteppung zu tun; ganze Landstriche stehen nicht mehr
für Ackerbau und Viehzucht zur Verfügung. Wie kann man dem in Afrika entgegen wirken?
„Man
kann schon einiges tun, zum Beispiel in dem man Land nicht weiter versteppen lässt.
Wie ist das möglich? Indem man zum Beispiel die Tropfenbewässerung vorantreibt, das
heißt ganz gezielt mit wenig Wasser Pflanzen aufbaut und am Leben erhält. Diese Pflanzen
irrigieren dann auch wieder, das heißt sie schaffen Wasser im Boden und somit kann
Grünfläche sich auch ausbreiten. Es ist natürlich auch möglich, Zisternen zu schaffen,
denn ab und zu regnet es doch. So kann man dann Wasser auffangen. Es gibt verschiedene
Möglichkeiten, wir versuchen, alle zu nutzen. Vor allen Dingen ist es natürlich
auch wichtig, so etwas wie ein Fortbildungsprogramm für die Bevölkerung zu schaffen,
ganz besonders für die Frauen, denn die sind die eigentlichen Träger der Entwicklung:
Damit sie wissen, wie man mit Wasser umgeht und wie man Pflanzen am Leben erhält und
man auch dazu beitragen kann, damit sie sich ausbreiten.“
Sie haben auch
politische Entwicklungen genannt, Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch in Afrika
noch einmal deutlich die Staatschefs und Verantwortungsträger aufgefordert, die Zukunft
der nächsten Generation nicht zu verschwenden. Was kann man in politischer Hinsicht
tun?
„Ein großer Faktor für die Verarmung der Bevölkerung ist natürlich
die Korruption. Da kann man verschiedenes tun. Wir als Christen können für Wertebewusstsein
werben und auch zu Wertebewusstsein erziehen. Die Stärke der Kirche in Afrika ist
sicher die Erziehung und für Entwicklung sind Bildung und Erziehung sicherlich die
wichtigsten Faktoren, vom Kindergarten angefangen bis hin zur Erwachsenenbildung. Das
andere ist natürlich, dass wir auf die Regierungen in Europa und in Deutschland speziell
Druck ausüben, dass sie die Regierungen dort mahnen, dass sie die Korruption zurück
drängen und demokratische und transparente Regierungsstrukturen schaffen.“
Wie
genau kümmert sich die Stiftung nun darum, genauer gefragt: Was verhandeln Sie bei
Ihrer Sitzung hier in Rom? Wird da eher allgemein gesprochen oder werden konkrete
Projekte verhandelt?
„Die Sitzung hat zwei Teile. Der erste Teil hat mit
Geld zu tun, wir geben Geld. Alle Länder, die zur Stiftung gehören, können über die
Bischöfe Anträge an die Sahel-Stiftung stellen und dann wird das verfügbare Geld aufgeteilt.
Das ist Projektarbeit und Projektvergabe. Das andere ist, dass wir auch Bewusstsein
schaffen wollen, dass weltweit die Sahel-Zone im Bewusstsein bleibt und man auch weltweit
spürt, was für Nöte dort in dieser Zone vorhanden sind und im Augenblick wieder wachsen.
Dort sterben Menschen an Hunger. Das muss nicht sein, wenn die Weltgemeinschaft zusammen
steht und den Hunger dort bekämpft.“
Hilfe für den Sahel seit fast 30
Jahren Durch Förderung der ländlichen Entwicklung, durch Aufforstung sowie
Maßnahmen zur Sanierung des Bodens und zur Wasserhaltung bekämpft die Sahelstiftung
seit 28 Jahren insbesondere im Bereich von Bildung und Ausbildung die Versteppung
und die Not der ärmsten Bevölkerungsschichten. Die Projekte werden unabhängig von
der Religionszugehörigkeit der Bevölkerung gefördert. Seit 1984 konnten mehr als 40
Millionen Euro für über 3.500 Projekte bewilligt werden.