2012-02-10 15:17:03

Missbrauchskongress: „Die Wende im Kopf ist gelungen"


RealAudioMP3 Schritt für Schritt entsteht ein globales katholisches Bewusstsein über das Problemfeld Missbrauch in der Kirche. Das hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx beobachtet, der an der internationalen Tagung in Rom teilnahm und dabei viele Gespräche mit Kollegen im Bischofsamt aus aller Welt führte.

„Wenn ich auf 2002 zurückblicke, wo wir zum ersten Mal Richtlinien gemacht haben, übrigens als erste Institution in Deutschland, haben wir aus meiner Sicht noch nicht die ganze Wende im Kopf gemacht, uns die Sache aus der Perspektive der Opfer anzuschauen. Und das ist in den letzten Jahren passiert, sodass Schritt für Schritt auch ein globales katholisches Bewusstsein entsteht, und das ist an diesem Kongress auch sichtbar geworden. Vor zehn Jahren hätte der noch nicht so stattfinden können, und jetzt ist wirklich eine Sensibilität da, eine Offenheit, die Dinge werden klar ausgesprochen, es wird nicht mehr drumherumgeredet, es wird die Wahrheit auf den Tisch gelegt, die Opfer kommen zu Wort, man ist trotzdem geprägt von der Hoffnung, dass aus der Erfahrung, die wir jetzt gemacht haben, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, sich etwas Positives entwickeln kann – eine Wende. Und das ist etwas, was neu zusammenführt.“

Die massive Aufdeckung von Missbrauchsfällen hatte in den USA begonnen und nach und nach europäische Länder ergriffen. 2011 war Deutschland an der Reihe. Kardinal Marx erinnert sich:

„Es kam an jedem Tag eine neue Nachricht über das, was in den letzten Jahrzehnten passiert ist, sodass die Wucht der Ereignisse einen ziemlich erschüttert hat. Insofern war es, obwohl wir schon früher auch etwas gewusst haben, mir zum ersten Mal klar, dass es doch einen größeren Umfang gehabt hat und die Frage des Missbrauchs auch tiefer in den Jahrzehnten eine Rolle gespielt habe, als ich mir das überhaupt habe vorstellen können.“

Allerdings: Noch nicht in allen Teilen der katholischen Weltkirche hat sich bisher ein Bewusstsein für die Tragweite von Missbrauch durchgesetzt. Dazu Kardinal Marx.

„Es ist ein weltweites Problem, davon bin ich überzeugt, und es gibt unterschiedliche Kulturen und Bewusstseinsstände. Niemand kann voraussagen, wann bestimmte Punkte offenbar werden. Wer hätte vor 20, 30 Jahren gedacht, dass wir darüber sprechen?“

Jedenfalls, und das wertet Marx als einen der großen Erfolge der internationalen kirchlichen Tagung:

„Wir sind besser vorbereitet. Deswegen ist ja wichtig, dass wir katholisch global zusammenwirken, dass wir über die Kulturen und Nationen hinweg in Kontakt bleiben, das war ja ein wichtiges Anliegen dieses Symposions, die Leute aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen und ihnen zu sagen, ihr seid nicht unvorbereitet, wir haben unsere Erfahrungen gemacht, bereitet euch vor, ihr könnt jetzt handeln und etwas Positives tun, so dass auch wirklich deutlich wird, dass wir auf dieses Problem aufmerksam geworden sind.“

(rv 09.02.2012 gs)









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