Georgien: Missbrauch auch in katholischen Minderheiten Thema
Der Missbrauchsskandal
ist nicht nur in Europa oder Nordamerika ein schwieriges Thema für die Katholiken.
Gerade dort, wo die Gläubigen in der Minderheit sind, habe das Problem die Lage der
Katholiken verschlechtert. Das sagte bei dem internationalen Symposion zu Missbrauch
an der Gregoriana-Universität der Apostolische Administrator für die Katholiken im
Kaukasus, Bischof Giuseppe Pasotto. Er lebt in Georgien.
„Bei dieser Konferenz
habe ich ein ganz spannendes Thema vorgefunden. Ich muss zugeben, dass ich mich bisher
als Bischof völlig unvorbereitet fühlte, was dieses Problem betrifft. Bei dieser Konferenz
geht es sicherlich darum, einem breiten Kreis das Problem der sexuellen Übergriffe
bekannt zu machen.“
Im Kaukasus – wo in den vergangen Monaten andere Probleme
auf der Tagessordnung standen – war der Missbrauchsskandal vor allem in den Medien
ein Thema.
„Es ist das eine, über solche Fälle in der Presse zu lesen, aber
dagegen etwas anderes, selbst als Bischof mit solchen Verfehlungen zu tun zu haben.
Die jeweiligen Geschichten in der Welt dazu sind sehr unterschiedlich. Jeder Fall
ist eine tragische Geschichte, die man nicht einfach mit anderen Fällen vermischen
sollte.“
Katholiken sind im Kaukasus eine Minderheit. Die Mehrheit der
Bevölkerung gehört der orthodoxen Kirche an. In einigen Regionen bilden sogar Muslime
die Mehrheit. Eine Zusammenarbeit mit diesen Konfessions- bzw. Religionsgemeinschaften,
um das Missbrauchsproblem gemeinsam zu lösen, sei aber schwierig, berichtet Bischof
Pasotto.
„Mit der orthodoxen Kirche versuchen wir selbstverständlich einen
Dialog aufzubauen. Das ist aber sehr schwierig in Georgien. Es gibt dort sogar eine
fundamentalistische orthodoxe Gruppierung, die regelrecht Propaganda gegen uns Katholiken
führt und dabei das Problem der Missbrauchsfälle als Angriffsthema benutzt. Sie sagen,
dass wir Katholiken alle Pädophilie seien. Sie verteilten Flyer mit solchen schamlosen
Behauptungen.“
Das habe Bischof Pasotto vor allem als Katholik sehr getroffen
und ihn geschockt. Die katholischen Priester hätten ihn um Rat gebeten.
„Deshalb
habe ich daraufhin dem Patriarchen einen Brief geschrieben und ihn gebeten, sich öffentlich
dazu zu äußern. Ich wies ihn darauf hin, dass eine Kirche ihre Schwesternkirchen nicht
mit plumpen Argumenten angreifen dürfe. Dort, wo Zweifel gestreut wird, dort wirkt
Satan.“
Der georgische Patriarch gab dem katholischen Bischof aber zunächst
keine Antwort, berichtet Pasotto weiter. Daraufhin habe er seinen Brief in den Medien
veröffentlicht, erzählt der Bischof. Erst zu diesem Zeitpunkt habe der Patriarch geantwortet:
„In
dem Brief distanzierte sich der Patriarch schließlich von den Vorwürfen der orthodoxen
Integralisten. Doch eines ist klar: Diese Geschichte ist sicherlich nichts im Gegensatz
zu dem Leid, das viele Missbrauchsopfer auf der Welt erleiden mussten.“