Die Piusbruderschaft
lehnt offenbar das Angebot aus dem Vatikan zur Rückkehr in die Gemeinschaft der katholischen
Kirche ab. Die Bruderschaft sehe sich gezwungen, Nein zu sagen, sagte ihr Oberer Bernard
Fellay in einer Ansprache im ordenseigenen Priesterseminar Winona (USA). Die traditionalistische
Gruppierung hatte Fellays Rede am Freitag online auf der Website des Seminars veröffentlicht:
stas.org.
Der Vatikan habe zwar in organisatorischer und liturgischer Hinsicht
die Forderungen der Piusbrüder erfüllt. Das Problem sei jedoch die Lehre, sagte Fellay.
Die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei", die für den Dialog mit den Traditionalisten
zuständig ist, habe verlangt, dass alle Dokumente des Konzils - vor allem auch zu
Ökumene, Glaubens- und Religionsfreiheit - als mit der Tradition übereinstimmend angenommen
werden müssten. Diese Sicht sei für die Piusbruderschaft inakzeptabel, so Fellay.
Auch der Weltkatechismus von 1992 sei in seiner Darstellung dieser Kontroversthemen
mit der eigentlichen Tradition der Kirche nicht kompatibel, heißt es aus der Piusbruderschaft.
„Ecclesia Dei“ untersteht der Glaubenskongregation. Diese hatte eineinhalb
Jahre lang Gespräche mit der Piusbruderschaft über eine mögliche Rückkehr zur Kirche
geführt. Danach legte sie den Oberen der Bruderschaft im September vergangenen Jahres
eine „Lehrmäßige Präambel“ zur Unterschrift vor. Das Dokument, dessen Inhalt nicht
veröffentlicht wurde, enthält die Grundbedingungen für eine Rückkehr zur katholischen
Kirche. Eine Antwort der Bruderschaft traf vor zwei Wochen ein, rechtzeitig vor Beginn
der Vollversammlung der Glaubenskongregation, bei der das Thema auf der Tagesordnung
stand. Eine offizielle Reaktion des Heiligen Stuhles zur Antwort der Piusbruderschaft
wird nun erwartet. (kap/rv 04.02.2012 gs)