2012-02-02 19:17:09

Tag des geweihten Lebens: Die Predigt des Papstes


Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung die Predigt Papst Benedikt XVI. bei der Vesper am Fest Darstellung des Herrn, dem Tag des geweihten Lebens.

Liebe Schwestern und Brüder,

das Fest der Darstellung des Herrn, vierzig Tage nach der Geburt Jesu, zeigt uns Maria und Josef, wie sie - dem Gesetz des Mose gehorsam - zum Tempel in Jerusalem gehen, um ihr Kind, den Erstgeborenen, dem Herrn zu weihen und durch ein Opfer auszulösen (Lk 2:22-24). Dies ist einer der Fälle, bei denen die liturgische Zeit die historische Zeit widerspiegelt, denn heute sind genau vierzig Tage seit dem Hochfest der Geburt des Herrn vergangen; das Motiv des Lichtes Christi, das die Weihnachtsfeste prägt und das im Fest der Erscheinung des Herrn mündete, wird wieder aufgenommen und im heutigen Fest fortgeführt.

Die rituelle Handlung der Eltern Jesu, die ganz in der Weise der demütigen Verschwiegenheit geschieht, die die Menschwerdung des Sohnes Gottes charakterisiert, wird auf einzigartige Weise vom greisen Simeon und der Prophetin Anna aufgenommen. Durch göttliche Inspiration erkennen sie in diesem Kind den von den Propheten angekündigten Messias. Im Treffen zwischen dem wachenden Simeon und der jungen Mutter verbinden sich Neues und Altes Testament auf wunderbare Weise im Dank für das Licht, das in der Dunkelheit leuchtet und das verhindert, dass diese sich durchsetzt: Unser Herr Christus, das Licht, dass die Heiden erleuchtet, die Herrlichkeit für sein Volk Israel (Lk 2:32).

An dem Tag, an dem die Kirche der Darstellung des Herrn im Tempel gedenkt, feiert sie den Tag des geweihten Lebens. Und wirklich stellt diese Episode des Evangeliums, auf die wir uns beziehen, ein bedeutsames Bild der Hingabe des eigenen Lebens durch diejenigen dar, die die Berufung empfangen haben, in der Kirche und in der Welt durch die evangelischen Räte die charakteristischen Merkmale Jesu – des Jungfräulichen, Armen und Gehorsamen, des Gesalbten des Vaters – immer wieder neu aufzuzeigen. Am heutigen Fest feiern wir deswegen das Geheimnis der Weihe: der Weihe Christi, der Weihe Mariens, der Weihe all derjenigen, die sich aus Liebe für das Reich Gottes in die Nachfolge Jesu begeben.

Der Einsicht des seligen Johannes Pauls II. entsprechend, der 1997 das erste Mal diesen Tag gefeiert hat, verfolgt der Tag des geweihten Lebens mehrere besondere Ziele. Vor allem will er den Herrn lobpreisen und ihm danken für die Gabe dieses Lebensstandes, der zur Heiligkeit der Kirche gehört. Jeder Person im geweihten Leben gilt heute das Gebet der gesamten Gemeinde, die Gott Vater, dem Geber aller Gaben, für die Gabe dieser Berufung dankt, und die im Glauben erneut darum bittet. Darüber hinaus wollen wir noch mehr das Zeugnis hervorheben, das diejenigen, die für sich gewählt haben, dem Herrn im Leben der evangelischen Räte inmitten des Volkes Gottes nachzufolgen, uns geben. Schließlich will dieser Tag des geweihten Lebens vor allem für euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr dieses Leben in der Kirche ergriffen habt, eine wertvolle Gelegenheit sein, um eure Vorsätze zu erneuern und die Absichten neu zu beleben, die eure Hingabe an den Herrn inspirieren. Das wollen wir heute tun, das ist die Aufgabe, die zu realisieren ihr berufen seid, jeden Tag eures Lebens.

Zur Feier des 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils habe ich – wie Ihr wisst – das ‚Jahr des Glaubens’ ausgerufen, das im kommenden Oktober beginnen wird. Alle Gläubigen und ganz besonders die Mitglieder der Institute des geweihten Lebens haben diese Initiative als Geschenk angekommen, und ich hoffe, dass sie dieses Jahr des Glaubens als Zeit leben, die der inneren Erneuerung förderlich ist, die wir immer nötig haben, gemeinsam mit einer Vertiefung der wesentlichen Werte und Bedürfnissen dieser Weihe. Im Jahr des Glaubens seid ihr, die ihr den Ruf zur näheren Nachfolge Christi durch das Versprechen der evangelischen Räte gehört habt, eingeladen, noch einmal mehr die Beziehung zu Gott zu vertiefen. Die evangelischen Räte, angenommen als wahre Lebensregel, bestärken den Glauben, die Liebe und die Hoffnung, die mit Gott verbinden. Diese tiefe Nähe zum Herrn, die das bestimmende und charakteristische Element eures Lebens sein soll, bringe euch zu einem erneuerten Festhalten an ihm und habe positiven Einfluss auf eure Anwesenheit und eure Apostolat im Volk Gottes durch das Einbringen eurer Charismen, in Treue zum Lehramt, so dass ihr Zeugen für den Glauben und die Gnade sein könnt, glaubwürdige Zeugen für die Kirche und für die Welt von heute.

Die Kongregation für die Institute des Geweihten Lebens und für die Gesellschaften des Apostolischen Lebens wird auf geeignete Weise Richtungen vorschlagen und sich dafür einsetzen, dass dieses Jahr des Glaubens für alle zu einem Jahr der Erneuerung und der Treue wird, damit alle geweihten Männer und Frauen sich mit Enthusiasmus der Neuevangelisierung zuwenden können. Ich grüße herzliche den Präfekten dieser Dikasteriums, Erzbischof João Braz de Aviz – den ich im kommenden Konsisterium in den Kardinalsstand erheben werde –, und ich ergreife die Gelegenheit, allen Mitarbeitern für den wichtigen Dienst zu danken, den sie für den Heiligen Stuhl und die ganze Kirche leisten.

Liebe Schwestern und Brüder, ich danke auch jedem von Euch, dass ihr an dieser Liturgie teilgenommen habt, die sich dank auch eurer Gegenwart durch eine besondere Atmosphäre der Hingabe und Sammlung auszeichnet. Ich wünsche euch alles Gute für den Weg eurer Ordensgemeinschaften, für die Ausbildung und für das Apostolat. Die Jungfrau Maria, Jüngerin, Dienerin und Mutter des Herrn, erbitte euch vom Herrn, dass alle, „die die Gabe empfangen haben, ihm im geweihten Leben zu folgen, von ihm mit einer verklärten Existenz Zeugnis geben können, indem sie mit allen anderen Brüdern und Schwestern voll Freude auf die himmlische Heimat und auf das nie erlöschende Licht zugehen“ (Johannes Paul II., Vita Consecrata, 112).


(rv 02.02.2012 ord)







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