2012-02-01 10:43:03

D: „Hier geht es um Christus, das macht uns den Zugang möglich“


RealAudioMP3 „Und führe zusammen, was getrennt ist“: Unter diesem Motto steht dieses Jahr von Mitte April bis Mitte Mai die Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Es ist die erste Heilig-Rock-Wallfahrt in diesem Jahrhundert – und sie betritt auch in anderer Hinsicht Neuland: Denn die evangelische Kirche wird sich an dem Großereignis in Trier beteiligen. Das sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Präses Nikolaus Schneider.

„Hier kommen zwei Dinge zusammen, die typisch evangelisch und typisch katholisch sind: Wallfahrt ist etwas typisch Katholisches. Dieses Sich-auf-den-Weg-machen und mit dem ganzen Körper erfahren, sich auszurichten auf Christus - das ist eine Dimension des Glaubens, die wir neu entdecken. Dass in Trier ganz klar ist: Hier geht es um Christus, das ist eine Christus-Wallfahrt - das macht uns den Zugang möglich.“

Schneider nahm jetzt in Trier an einem ökumenischen Gottesdienst und einem ökumenischen Forum teil. Der rheinische Präses ermutigt im Gespräch mit dem Kölner Domradio alle evangelischen Christen, an der Heilig-Rock-Wallfahrt teilzunehmen.

„Weil wir eben nicht die Reliquien verehren, sondern weil wir ein Symbol als Ausgangspunkt für die Christusverehrung nehmen, um dabei neue Erfahrungen zu machen. Das ist eine wichtige Dimension. Denn zum Glauben gehört auch die Glaubenserfahrung. Glaube geht nicht alleine über den Kopf, sondern ist etwas, was mich als ganzen Menschen erfasst. Und dazu gehört eine solche Wanderung und die Konzentration, die damit verbunden ist, die Gespräche, die damit verbunden sind, das öffentliche Bekenntnis, das damit verbunden ist - das alles gehört zusammen. Und diese Dimension wollen wir als Evangelische auch gerne neu lernen.“

Gleichzeitig, so Präses Schneider, haben die Evangelischen auch vieles einzubringen: die schon erwähnte Konzentration auf Christus etwa, oder „die Konzentration auf die Schrift und damit eine Kraft jenseits aller dogmatisch-theologischen Erkenntnisse, die uns auch neue Horizonte des Glaubens und der Glaubenswahrheit erschließt“.

Kardinal Koch: Spaltung nicht kleinreden
Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans warnte am Mittwoch in Trier davor, die Spaltung der Kirchen kleinzureden. Es mache ihm zu schaffen, wenn vor allem die positiven Seite der Kirchenspaltung hervorgestrichen würden, die Christen aber an der „zutiefst anormalen Situation nicht mehr so leiden, wie es sich geziemen würde“. Das meinte Kardinal Kurt Koch auf dem Ökumenischen Forum. Der Generalsekretär des Weltrates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, wandte sich gegen den Eindruck eines ökumenischen Stillstands.

Die evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner zitierte eine Selbstverpflichtung aus der 2001 von den europäischen Kirchen verabschiedeten „Charta Oecumenica“: „Wir verpflichten uns, auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens gemeinsam zu handeln.“ Von einer praktischen Umsetzung seien die Kirchen noch weit entfernt.

Hintergrund
Anlass der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 ist ein historisches Datum: 1512 wurde der als Tunika Christi verehrte Stoff auf Drängen Kaiser Maximilians I. (1459-1519) und zunächst gegen große Vorbehalte des Trierer Erzbischofs und des Domkapitels aus dem Hochaltar des Domes entnommen. Dort war sie jahrhundertelang unsichtbar verborgen gewesen. Um sich des Glaubens zu vergewissern, wollte man zu dieser Zeit die „Heiltümer“ sehen, die an das Leben Jesu Christi, sein Menschsein und sein Leiden und Sterben zu unserem Heil erinnern. Als die Leute vom Vorstoß des Kaisers hörten, der zu einem Reichstag in Trier weilte, erstritten sie sich sozusagen in einer „Bewegung von unten“ die erste Wallfahrt. Dieses Großereignis fand fünf Jahre vor der Reformation statt. Es bildete den Anfang einer Reihe von Wallfahrten, die sehr viele Menschen nach Trier führten und in ihrem Glaubensleben stärkten. Allerdings war ihre konkrete Gestaltung auch Ausdruck der Krise der Kirche jener Zeit und ihrer Frömmigkeit. Manche bekannten Auswüchse führten mit Recht zur Kritik der Reformatoren und liegen mit am Wurzelgrund der Kirchenspaltung, die bald darauf folgte.

(rv/domradio/kna/bistum trier 01.02.2012 sk)







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