Sibirische Kälte hat
große Teile Europas derzeit im Griff: Da macht sich die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungshilfe Sorge um Deutschlands Obdachlose. Es sind etwa 22.000, und die starken
Minusgrade können sie in Lebensgefahr bringen. Das sagte Geschäftsführer Stefan Kunz
dem Münchner Kirchenradio. Zwar stünden grundsätzlich genügend Notunterkünfte zur
Verfügung, deren Standard sei teilweise aber sehr schlecht. „Man kann es keinem verdenken,
wenn er dort nicht hingeht“, so Kunz. In manchen dieser Bleiben komme es immer wieder
zu Schlägereien und Diebstählen, weil keine Nachtbetreuung vorgesehen sei und sich
zu viele Menschen in einem Raum drängten. Andere Unterkünfte würden nachts abgesperrt,
oder es seien dort Hunde verboten. Manchmal würden die Standards bewusst niedrig gehalten,
damit sich dort niemand häuslich einrichte, sagte Kunz.
Viele Obdachlosen
litten jedoch auch unter psychischen Krankheiten und seien unfähig, in Gruppenunterkünften
zu schlafen. Etliche Hilfseinrichtungen hätten deshalb Wärmestuben eingerichtet, die
auch in der Nacht offen haben. Um Kältetote zu verhindern, seien aber auch die Bürger
gefordert, Obdachlose bei starken Minusgraden anzusprechen oder die Polizei zu verständigen.
In den kommenden Tagen werden in Deutschland Nachttemperaturen von bis zu minus 20
Grad erwartet. Nach Angaben der KAWG sind in im vergangenen Jahr bundesweit wahrscheinlich
16 Menschen auf der Straße erfroren.
Nicht ganz so alarmiert wie Stefan Kunz
ist Schwester Franziska Passeck, Obdachlosenseelsorgerin im Erzbistum Köln. Dem Domradio
erzählte sie, dass viele Obdachlose durchaus mit widrigen Temperaturen umzugehen wissen.
„Die,
die gut drauf sind, organisieren sich schon gut, haben super Schlafsäcke und Isomatten
und versuchen auch, in geschützten Ecken zu schlafen. Schwieriger ist es für Leute,
die durch Alkohol sehr geschädigt sind und gar nicht mitkriegen, dass es so kalt ist.
Seit einigen Jahren haben wir das Angebot, dass jedem Abend eine andere Gemeinde einen
Raum öffnet, in dem Wohnungslose schlafen können. Das wird dann verstärkter angenommen.“
Schwester
Franziska versteht, dass sich die Medien in so kalten Tagen mit dem Thema Obdachlose
beschäftigen. Sie selbst sieht das aber, so sagt sie, „gelassener“:
„Auch,
weil wir nicht alleine sind. In Köln gibt es die sogenannten Kältegänge, wo jeden
Abend zwei Sozialarbeiter losgehen und die ganzen Ecken abklappern, um die Menschen
auf Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Da gibt es eine große Zusammenarbeit, auch
über Polizei und Ordnungsamt, die sehr wachsam die Augen aufhalten.“