2012-02-01 11:39:59

D: Die Kälte bedroht die Schwächsten


RealAudioMP3 Sibirische Kälte hat große Teile Europas derzeit im Griff: Da macht sich die Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungshilfe Sorge um Deutschlands Obdachlose. Es sind etwa 22.000, und die starken Minusgrade können sie in Lebensgefahr bringen. Das sagte Geschäftsführer Stefan Kunz dem Münchner Kirchenradio. Zwar stünden grundsätzlich genügend Notunterkünfte zur Verfügung, deren Standard sei teilweise aber sehr schlecht. „Man kann es keinem verdenken, wenn er dort nicht hingeht“, so Kunz. In manchen dieser Bleiben komme es immer wieder zu Schlägereien und Diebstählen, weil keine Nachtbetreuung vorgesehen sei und sich zu viele Menschen in einem Raum drängten. Andere Unterkünfte würden nachts abgesperrt, oder es seien dort Hunde verboten. Manchmal würden die Standards bewusst niedrig gehalten, damit sich dort niemand häuslich einrichte, sagte Kunz.

Viele Obdachlosen litten jedoch auch unter psychischen Krankheiten und seien unfähig, in Gruppenunterkünften zu schlafen. Etliche Hilfseinrichtungen hätten deshalb Wärmestuben eingerichtet, die auch in der Nacht offen haben. Um Kältetote zu verhindern, seien aber auch die Bürger gefordert, Obdachlose bei starken Minusgraden anzusprechen oder die Polizei zu verständigen. In den kommenden Tagen werden in Deutschland Nachttemperaturen von bis zu minus 20 Grad erwartet. Nach Angaben der KAWG sind in im vergangenen Jahr bundesweit wahrscheinlich 16 Menschen auf der Straße erfroren.

Nicht ganz so alarmiert wie Stefan Kunz ist Schwester Franziska Passeck, Obdachlosenseelsorgerin im Erzbistum Köln. Dem Domradio erzählte sie, dass viele Obdachlose durchaus mit widrigen Temperaturen umzugehen wissen.

„Die, die gut drauf sind, organisieren sich schon gut, haben super Schlafsäcke und Isomatten und versuchen auch, in geschützten Ecken zu schlafen. Schwieriger ist es für Leute, die durch Alkohol sehr geschädigt sind und gar nicht mitkriegen, dass es so kalt ist. Seit einigen Jahren haben wir das Angebot, dass jedem Abend eine andere Gemeinde einen Raum öffnet, in dem Wohnungslose schlafen können. Das wird dann verstärkter angenommen.“

Schwester Franziska versteht, dass sich die Medien in so kalten Tagen mit dem Thema Obdachlose beschäftigen. Sie selbst sieht das aber, so sagt sie, „gelassener“:

„Auch, weil wir nicht alleine sind. In Köln gibt es die sogenannten Kältegänge, wo jeden Abend zwei Sozialarbeiter losgehen und die ganzen Ecken abklappern, um die Menschen auf Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Da gibt es eine große Zusammenarbeit, auch über Polizei und Ordnungsamt, die sehr wachsam die Augen aufhalten.“

(rv/kirchenradio/domradio 01.02.2012 sk)







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