„Substantielle Fortschritte“ bei Gesprächen Israel-Vatikan
Wo stehen die schon seit 1993 anhaltenden Verhandlungen zwischen Israel und dem Vatikan?
In Statements ist regelmäßig und schmallippig von „herzlichen Gesprächen“ die Rede,
ohne dass ein Abschluss in Sicht rückt. Dabei geht es für die Katholiken um nichts
weniger als ihr Standing im Heiligen Land. Am Freitag gab es wieder so eine Verhandlungsrunde,
diesmal in Jerusalem. Überraschend optimistisch äußert sich danach der Päpstliche
Nuntius, Erzbischof Antonio Franco:
„Es gab wirklich substantielle Fortschritte,
die uns hoffen lassen, dass in einem vernünftigen, kurzen Zeitraum ein Abkommen geschlossen
werden kann über alle praktischen Aspekte des Lebens und Wirkens der Kirche in Israel:
also über Steuern und Heilige Stätten. Es bleiben nur noch sehr wenige Fragen übrig,
die wir noch etwas bearbeiten müssen, aber in diesem Geist des Antwortens auf konkrete
Problematiken.“
1993 hatte der Heilige Stuhl einen Grundlagenvertrag
mit Israel geschlossen: Das brachte dem jüdischen Staat die diplomatische Anerkennung,
die ihm der Vatikan jahrzehntelang verweigert hatte. Für den damaligen Papst Johannes
Paul II. sprang damit das Tor zu einem historischen Besuch im Heiligen Land auf. Was
seit damals noch aussteht, sind klare Abmachungen über den juridischen Status katholischer
Gemeinschaften in Israel und über ihre Steuerbefreiung.
„Ich glaube,
dass der Fortschritt bei den Gesprächen damit zusammenhängt, dass diese langen Jahre
des Verhandelns beide Seiten zu einer besseren Kenntnis der jeweils anderen Seite
geführt haben und auch zu mehr Vertrauen. Die Arbeit war konstruktiv, die Atmosphäre
positiv; wir haben nach Monaten der Vorarbeit unsere Erwartungen klar formuliert,
die Fragen, die uns am Herzen liegen und die lebenswichtig für die Kirche sind. Wir
haben sie vorgestellt, unsere Gründe dargelegt, und wir sind auf – sagen wir mal –
Verständnis gestoßen, was die Notwendigkeit einer Antwort darauf betrifft. Also haben
wir substantielle Fortschritte gemacht!“
Aber auch der Nuntius weiß,
dass mit einem Wirtschafts- und Steuerabkommen zwischen Rom und Tel Aviv noch nicht
viel gewonnen wäre für die kleine katholische Herde in Israel. Die Katholiken in der
Heimat Jesu sind wenige, haben keine Lobby, sind in lauter kleine Grüppchen, Riten,
Sprachgruppen zersplittert.
„Unsere Sorge und Hauptschwierigkeit ist,
dass noch kein Frieden in Sicht ist. Sowohl Palästinenser wie Israelis leiden unter
der Abwesenheit von Frieden. Und wenn man dann nur eine Minderheit ist an Orten, wo
es schon andere große Schwierigkeiten gibt, dann steht man als Minderheit auch vor
noch größeren Problemen: Problemen, was Wohnungen, Bewegungsfreiheit, Einfügen ins
soziale Leben betrifft. Das sind die Schwierigkeiten aller, aber für die Christen
als Minderheit sind diese Probleme noch einmal größer.“