Österreich: „Burjan war groß, auch weil sie Spannungen ertrug“
Nahezu die gesamte
österreichische Bischofskonferenz wird dabei sein, wenn an diesem Sonntag in Wien
Hildegard Burjan selig gesprochen wird. Die Feier für die Gründerin der Schwesterngemeinschaft
„Caritas Socialis“ und erste österreichische Parlamentarierin beginnt um 15 Uhr im
Stephansdom; es ist die erste Seligsprechungsfeier im Dom überhaupt. Der Leiter der
Katholischen Sozialakademie Österreich, Pater Alois Riedlsperger, würdigt Hildegard
Burjan als Christin mit sozialem und politischem Gespür:
„Für mich
ist sie eine faszinierende Person, weil sie mit einer großen sozialen Sensibilität
verstanden hat, in schwierigen Situationen initiativ zu werden. Mit einem großen auch
organisatorisch-politischen Gespür und nicht nur hehren Anliegen, ,man soll helfen‘.
Sondern sie hatte ebenso diesen herausragenden Realitätssinn, entsprechende Initiativen
zu entwickeln, auch in Kooperation mit unterschiedlichen Personen und Einrichtungen.“
Hildegard
Burjan, geboren 1883, kam aus dem jüdisch-liberalen Großbürgertum, konvertierte mit
26 Jahren zum Katholizismus und setzte sich zeit ihres Lebens politisch wie karitativ
für Schwächere ein. Ihre Seligsprechung ist für Österreichs Kirche eine große Sache,
die nicht zuletzt viele Laien motiviert, ist sich Riedlsperger sicher. Die neue Selige
überzeugt aus seiner Sicht,
„weil an ihrem Leben auch diese ganzen
Spannungsfelder deutlich werden. Sie ist keine Frau, die abgehoben, glatt durchs Leben
kommt, sondern muss, was auch das Motto der Seligsprechung ist, die Spannungen aushalten
zwischen politischem Engagement und Familie, zwischen Politik und Ordensgemeinschaft,
also Kirche.“
Die Seligsprechung im Stephansdom nimmt der Präfekt
der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, Kurienkardinal Angelo Amato,
vor. Kardinal Christoph Schönborn hält die Festpredigt, die Vizepostulatorin des Seligsprechungsverfahrens,
Ingeborg Schödl, informiert über das Lebens- und Glaubenszeugnis Burjans.
Österreichs
Episkopat wird fast vollzählig zugegen sein: Erzbischof Alois Kothgasser, die Bischöfe
Egon Kapellari, Klaus Küng, Alois Schwarz, Manfred Scheuer, Ägidius Zsifkovics, Ludwig
Schwarz und Christian Werner, die Weihbischöfe Helmut Krätzl, Franz Scharl, Stephan
Turnovszky, Anton Leichtfried und Andreas Laun, Diözesanadministrator Benno Elbs sowie
die Altbischöfe Maximilian Aichern und Paul Iby habe ihr Kommen angekündigt.