Eine „Theatralisierung der Gesellschaft“ kritisiert der Paderborner Erzbischof Hans-Josef
Becker. Gerade Verantwortliche in der Politik bedienten sich bildreicher und symbolträchtiger
Inszenierungen, sagte er am Donnerstagabend in Paderborn. Über solche medialen Inszenierungen
drohten die Auseinandersetzungen um das bessere Argument oder um die überzeugendere
Strategie mehr und mehr verloren zu gehen. Becker äußerte sich bei einem Empfang des
Erzbistums Paderborn für Medienvertreter. Besorgt zeigte sich der Erzbischof auch
über Entwicklungen im Bereich der neuen Medien. Vor allem in den sozialen Netzwerken
bestehe die Gefahr, sich ein eigenes Bild von sich selbst zu entwerfen. Die mediale
Leitkategorie „Ich inszeniere mich, also bin ich“ könne gerade bei jungen Menschen
eine persönlichkeitsprägende Führungsrolle übernehmen. Weiter wandte sich der Erzbischof
gegen die „entfesselte Beschleunigung aller Lebensbereiche“. In der Folge lebten die
Menschen in einem „Hamsterrad der Ökonomie“ und litten unter krankmachender Arbeitsverdichtung,
Reizüberflutung und Rivalität. „Der enorme soziale Druck lähmt, macht diffus und orientierungslos“,
so Becker. „Wir erleben und erleiden zunehmend den Kontrollverlust über das eigene
Leben.“ Der Erzbischof äußerte sich beim traditionellen Medienempfang der Erzdiözese
am 24. Januar.