Vatikan zur UNO-Abrüstungskonferenz: Kritik am „Blockierer“ Pakistan
Der Vatikan-Vertreter
bei den Vereinten Nationen in Genf kritisiert Pakistan ungewöhnlich deutlich für seine
Blockadehaltung in der laufenden Abrüstungskonferenz der Vereinten Nationen. Die Konferenz
begann am Mittwoch in Genf. Pakistan verhindere aus Angst vor einer atomaren Übermacht
Indiens die Verhandlungen über ein Produktionsverbot für spaltbares Material, sagte
Erzbischof Silvano Maria Tomasi im Interview mit Radio Vatikan:
„Pakistan
hat Angst, in seiner Beziehung zu Indien weniger nukleare Abschreckungsmacht zu haben,
und blockiert also weiter die Möglichkeit, mit Verhandlungen über spaltbares Material
zu beginnen. Das hat sehr ernste Konsequenzen. Vor allem verliert diese Abrüstungskonferenz
Glaubwürdigkeit und riskiert viel, weil sie seit zuvielen Jahren keine wichtigen Ergebnisse
mehr für die internationale Gemeinschaft erzielt. Viele Staaten erheben ihre Stimme
und sagen, man müsse diese Blockade auflösen oder das Thema – angesichts der Tatsache,
dass da unnütz Geld ausgegeben wird – vertagen und auf die Tagesordnung der Generalversammlung
der Vereinten Nationen setzen, um einen anderen Verhandlungsweg zu finden.“
Die
Staaten seien in den Verhandlungen an einem „toten Punkt“ angelangt, so der Erzbischof.
Doch was eine Auflösung dieser „Blockade“ angeht, erklärt sich Tomasi pessimistisch.
Immerhin zeigten aber viele Staaten der Welt, und auch die Europäische Union lobenswerte
Entschlossenheit gegen die Produktion von Atomwaffen. Dennoch – die Gefahr der Kernwaffen
werde auch heute unterschätzt, gibt der Vatikanvertreter bei den Vereinten Nationen
zu bedenken:
„Bis vor wenigen Jahren hatten wir fünf Atommächte. Heute gibt
es, trotz all der Anstrengungen, diese schrecklichen Todeswaffen einzuschränken, immer
noch neue Staaten, die die Atombombe besitzen und andere, die sie haben wollen. In
der öffentlichen Meinung denkt man nicht viel darüber nach, dass es weiterhin die
ernste und reale Gefahr gibt, dass Kernwaffen auch eingesetzt werden – aufgrund von
mangelnder Demut bestimmter politischer Führer oder aufgrund anderer unvorhergesehener
Gründe!“ (rv 26.01.2012 pr)