Benedikt XVI.: „Vergesst nicht euren gemeinsamen Auftrag“
Zum Abschluss der
Weltgebetswoche für die Einheit der Christen hat Papst Benedikt XVI. zum Gebet für
die volle Einheit der Kirchen aufgerufen. Gebt die Hoffnung trotz Differenzen nicht
auf und vergesst nicht euren gemeinsamen Auftrag, gab der Papst den Vertretern verschiedener
christlicher Konfessionen mit auf den Weg, die sich am Mittwochabend in der römischen
Basilika Sankt Paul vor den Mauern versammelt hatten. An der Papstvesper in eben jener
Kirche, in der Papst Johannes XXIII. vor ungefähr einem halben Jahrhundert das Zweite
Vatikanische Konzil ankündigte, nahmen neben dem vatikanischen „Ökumene-Minister“
Kardinal Kurt Koch auch Vertreter der evangelischen und orthodoxen Kirchen und Vertreter
von ökumenischen Organisationen teil.
Gemeinsam in der „Sache des Guten“ handeln
– das müsse gemeinsamer Antrieb der Christenheit sein, erinnerte der Papst bei dem
festlichen Gottesdienst in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern über dem Grab des
Völkerapostels. Echte Wandlung kommt aus dem Glauben und ist damit „Geschenk“ Gottes,
unterstrich er am Gedenktag der Bekehrung des Apostels Paulus. Die Christenheit dürfe
auch angesichts von Differenzen die Hoffnung auf volle Einheit nie aufgeben:
„Auch
wenn wir in unseren Tagen die schmerzliche Situation der Trennung wahrnehmen, können
und müssen wir Christen hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, weil der Sieg Christi
die Überwindung all dessen bedeutet, was uns daran hindert, die Fülle des Lebens mit
Ihm und mit den anderen zu teilen.“
Einheit um ihrer selbst willen sei
damit nicht gemeint, erinnerte Benedikt XVI. weiter, der Auftrag der Christen in der
Welt dürfe nicht aus den Augen verloren werden:
„Vereint in Christus sind
wir berufen, an seiner Sendung teilzuhaben, dorthin Hoffnung zu bringen, wo Ungerechtigkeit,
Hass und Verzweiflung herrschen. Unsere Trennungen verdunkeln unser Zeugnis für Christus.
Das Erreichen der vollen Einheit, die wir in tätiger Hoffnung erwarten und für die
wir voll Vertrauen beten, ist nicht ein zweitrangiger Sieg, sondern wichtig für das
Wohl der Menschheitsfamilie.“
Diese „tätige Hoffnung“ sei vielleicht nicht
mit einem „unmittelbaren Erfolg“ verbunden, wie ihn die „heute vorherrschende Kultur“
favorisiere. Vielmehr gehe es bei der Suche nach Einheit und voller Teilhabe an der
Sendung Christi um Geduld und Vertrauen, so der Papst:
„Die Haltung eines
geduldigen Erwartens bedeutet nicht Passivität oder Resignation, sondern bereitwillige
und aufmerksame Antwort auf jede Gelegenheit zur Gemeinschaft und Brüderlichkeit,
die der Herr uns schenkt.“
Wesentlich für diesen Prozess der Einheit sei
das gemeinsame Gebet, unterstrich Benedikt XVI.; mit der Bitte nach Einheit machten
sich die Christen die „flehentliche Bitte“ Jesu zu eigen, der sich am Vorabend seines
Leidens und Sterbens an den Vater richtete: „Auf dass alle eins seien“ (Joh 17.21):
„Daher
ist das Gebet für die Einheit der Christen nichts anderes als die Verwirklichung des
göttlichen Plans für die Kirche, und der tätige Einsatz für die Wiederherstellung
der Einheit ist eine Pflicht und für alle eine große Verantwortung.“
Die
Ökumene befinde sich schon auf einem guten Weg, hob Benedikt XVI. abschließend hervor:
Auf dem Weg zur Einheit fehle es „nicht an positiven Zeichen einer wiedergefundenen
Brüderlichkeit und eines gemeinsamen Verantwortungssinns angesichts der großen Schwierigkeiten“,
die die Welt plagten. Der Papst machte seinen Zuhörern Mut, in diese Richtung weiterzugehen:
„Der Fürsprache des heiligen Paulus möchte ich all diejenigen anvertrauen,
die mit ihrem Gebet und ihrem Engagement sich für das Anliegen der Einheit der Christen
einsetzen. Auch wenn es manchmal scheint, als sei der Weg zur Wiederherstellung der
vollen Einheit noch sehr weit und voll von Hindernissen, lade ich alle dazu ein, ihren
Entschluss zu erneuern, mutig und großherzig die Einheit zu suchen, die der Wille
Gottes ist, gemäß dem Beispiel des Heiligen Paulus, der in Schwierigkeiten aller Art
immer ein festes Vertrauen auf Gott bewahrt hat, der sein Werk vollenden wird.“ An
der Messe teil nahmen auch Vertreter der polnischen Kirchen, die die liturgischen
Texte für die diesjährige Gebetswoche vorbereitet hatten. Ebenso waren Vertreter der
ökumenischen Vereinigung „Global Christian Forum“ und Studenten des „Ökumenischen
Institutes Bossey“ anwesend, das seinen Sitz in der Schweiz hat.
Die Gebetswoche
für die Einheit der Christen hatte am Mittwoch vergangener Woche begonnen; sie stand
unter dem biblischen Leitwort: „Wir werden alle verwandelt durch den Glauben an Jesus
Christus“ aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther. Die katholische
und die evangelische Kirche begehen beide am Mittwoch, dem 25. Januar, den Gedenktag
der Bekehrung des Apostels Paulus.
Ausstellung zum Zweiten Vatikanum
In der Pinakothek der Basilika Sankt Paul vor den Mauern wurde zeitgleich
zur Papstvesper eine Ausstellung zum Zweiten Vatikanischen Konzil eröffnet. Im Kapitelsaal
der Basilika hatte Papst Johannes XXIII. vor 53 Jahren vor einer Gruppe von Kardinälen
die weltkirchliche Bischofsversammlung angekündigt. In der Schau werden unter anderem
handschriftliche Dokumente Johannes XXIII. zur Vorbereitung der Konzilsankündigung
gezeigt. Sie ist bis zum 24. November 2013, dem Ende des „Jahrs des Glaubens“, zu
sehen.