2012-01-26 08:30:19

Benedikt XVI.: „Vergesst nicht euren gemeinsamen Auftrag“


RealAudioMP3 Zum Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen hat Papst Benedikt XVI. zum Gebet für die volle Einheit der Kirchen aufgerufen. Gebt die Hoffnung trotz Differenzen nicht auf und vergesst nicht euren gemeinsamen Auftrag, gab der Papst den Vertretern verschiedener christlicher Konfessionen mit auf den Weg, die sich am Mittwochabend in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern versammelt hatten. An der Papstvesper in eben jener Kirche, in der Papst Johannes XXIII. vor ungefähr einem halben Jahrhundert das Zweite Vatikanische Konzil ankündigte, nahmen neben dem vatikanischen „Ökumene-Minister“ Kardinal Kurt Koch auch Vertreter der evangelischen und orthodoxen Kirchen und Vertreter von ökumenischen Organisationen teil.

Gemeinsam in der „Sache des Guten“ handeln – das müsse gemeinsamer Antrieb der Christenheit sein, erinnerte der Papst bei dem festlichen Gottesdienst in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern über dem Grab des Völkerapostels. Echte Wandlung kommt aus dem Glauben und ist damit „Geschenk“ Gottes, unterstrich er am Gedenktag der Bekehrung des Apostels Paulus. Die Christenheit dürfe auch angesichts von Differenzen die Hoffnung auf volle Einheit nie aufgeben:

„Auch wenn wir in unseren Tagen die schmerzliche Situation der Trennung wahrnehmen, können und müssen wir Christen hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, weil der Sieg Christi die Überwindung all dessen bedeutet, was uns daran hindert, die Fülle des Lebens mit Ihm und mit den anderen zu teilen.“

Einheit um ihrer selbst willen sei damit nicht gemeint, erinnerte Benedikt XVI. weiter, der Auftrag der Christen in der Welt dürfe nicht aus den Augen verloren werden:

„Vereint in Christus sind wir berufen, an seiner Sendung teilzuhaben, dorthin Hoffnung zu bringen, wo Ungerechtigkeit, Hass und Verzweiflung herrschen. Unsere Trennungen verdunkeln unser Zeugnis für Christus. Das Erreichen der vollen Einheit, die wir in tätiger Hoffnung erwarten und für die wir voll Vertrauen beten, ist nicht ein zweitrangiger Sieg, sondern wichtig für das Wohl der Menschheitsfamilie.“

Diese „tätige Hoffnung“ sei vielleicht nicht mit einem „unmittelbaren Erfolg“ verbunden, wie ihn die „heute vorherrschende Kultur“ favorisiere. Vielmehr gehe es bei der Suche nach Einheit und voller Teilhabe an der Sendung Christi um Geduld und Vertrauen, so der Papst:

„Die Haltung eines geduldigen Erwartens bedeutet nicht Passivität oder Resignation, sondern bereitwillige und aufmerksame Antwort auf jede Gelegenheit zur Gemeinschaft und Brüderlichkeit, die der Herr uns schenkt.“

Wesentlich für diesen Prozess der Einheit sei das gemeinsame Gebet, unterstrich Benedikt XVI.; mit der Bitte nach Einheit machten sich die Christen die „flehentliche Bitte“ Jesu zu eigen, der sich am Vorabend seines Leidens und Sterbens an den Vater richtete: „Auf dass alle eins seien“ (Joh 17.21):

„Daher ist das Gebet für die Einheit der Christen nichts anderes als die Verwirklichung des göttlichen Plans für die Kirche, und der tätige Einsatz für die Wiederherstellung der Einheit ist eine Pflicht und für alle eine große Verantwortung.“

Die Ökumene befinde sich schon auf einem guten Weg, hob Benedikt XVI. abschließend hervor: Auf dem Weg zur Einheit fehle es „nicht an positiven Zeichen einer wiedergefundenen Brüderlichkeit und eines gemeinsamen Verantwortungssinns angesichts der großen Schwierigkeiten“, die die Welt plagten. Der Papst machte seinen Zuhörern Mut, in diese Richtung weiterzugehen:
„Der Fürsprache des heiligen Paulus möchte ich all diejenigen anvertrauen, die mit ihrem Gebet und ihrem Engagement sich für das Anliegen der Einheit der Christen einsetzen. Auch wenn es manchmal scheint, als sei der Weg zur Wiederherstellung der vollen Einheit noch sehr weit und voll von Hindernissen, lade ich alle dazu ein, ihren Entschluss zu erneuern, mutig und großherzig die Einheit zu suchen, die der Wille Gottes ist, gemäß dem Beispiel des Heiligen Paulus, der in Schwierigkeiten aller Art immer ein festes Vertrauen auf Gott bewahrt hat, der sein Werk vollenden wird.“
An der Messe teil nahmen auch Vertreter der polnischen Kirchen, die die liturgischen Texte für die diesjährige Gebetswoche vorbereitet hatten. Ebenso waren Vertreter der ökumenischen Vereinigung „Global Christian Forum“ und Studenten des „Ökumenischen Institutes Bossey“ anwesend, das seinen Sitz in der Schweiz hat.

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen hatte am Mittwoch vergangener Woche begonnen; sie stand unter dem biblischen Leitwort: „Wir werden alle verwandelt durch den Glauben an Jesus Christus“ aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther. Die katholische und die evangelische Kirche begehen beide am Mittwoch, dem 25. Januar, den Gedenktag der Bekehrung des Apostels Paulus.


Ausstellung zum Zweiten Vatikanum

In der Pinakothek der Basilika Sankt Paul vor den Mauern wurde zeitgleich zur Papstvesper eine Ausstellung zum Zweiten Vatikanischen Konzil eröffnet. Im Kapitelsaal der Basilika hatte Papst Johannes XXIII. vor 53 Jahren vor einer Gruppe von Kardinälen die weltkirchliche Bischofsversammlung angekündigt. In der Schau werden unter anderem handschriftliche Dokumente Johannes XXIII. zur Vorbereitung der Konzilsankündigung gezeigt. Sie ist bis zum 24. November 2013, dem Ende des „Jahrs des Glaubens“, zu sehen.

(rv/or 26.01.2012 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.