Zehntausende Ägypter haben an diesem Mittwoch den ersten Jahrestag der Massenproteste
gefeiert, die zum Amtsverzicht des früheren Präsidenten Husni Mubarak führten. Die
größte Kundgebung zur „Revolution des 25. Januar“ fand am Mittwoch auf dem Tahrir-Platz
in Kairo statt. Man finde ägyptische Christen, die sowohl an den Protesten als auch
bei den Feierlichkeiten teilnehmen: Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Apostolische
Nuntius in Kairo, Erzbischof Michael Fitzgerald.
„Gerade nach den jüngsten
Wahlen hatte ich das Gefühl, dass die Christen in Ägypten vorwiegend enttäuscht sind,
wie sich die Revolution in dem Land entwickelt hat. Doch andererseits sagen sich viele,
dass man noch abwarten müsse. Wir hoffen alle, dass dieser demokratische Prozess weitere
gute Früchte tragen wird.“
Symbol der Revolution war der Tahrir-Platz in
Kairo: Genau hier haben sich die Demonstranten ein Jahr später wieder versammelt.
Die Kundgebungsteilnehmer vom Mittwoch bekannten sich zu anderen Zielen als vor einem
Jahr, so der Vatikan-Vertreter im nordafrikanischen Land.
„Viele setzen
nun ihre Hoffnung auf jene Parlamentarier, die nicht Islamisten sind. Was die Kundgebung
vom 25. Januar betrifft, so herrscht einfach Uneinigkeit darüber, was denn genau gefeiert
oder kritisiert werden soll.“
Einige sagten, sie wollten die „Märtyrer
der Revolution“ ehren. Andere trauern der Zeit Mubaraks nach. Sowohl auf dem Tahrir-Platz
als auch bei einer Kundgebung in Alexandria kam es zu vereinzelten Prügeleien zwischen
Anhängern der verschiedenen Lager.
„Viele haben auch gesagt, dass die Zeit
des Feierns und der Gedenken noch zu früh sei. Das Land befindet sich in der Tat in
einer Umbruchphase. Ich denke, dass die Mehrheit der Ägypter gerne einen Tag des Friedens
hätte. Die Mehrheit der Bevölkerung möchte einfach keine Gewalt mehr erleben.“
Der
Oberste Militärrat hatte nach Mubaraks Rücktritt im vergangenen Februar die Macht
übernommen, eine Übergangsregierung eingesetzt und den Fahrplan für die Übergangszeit
festgelegt. Der erste Schritt ist bereits gemacht: Am Montag trat das neu gewählte
Parlament zusammen, in dem Islamisten mehr als zwei Drittel der Sitze errangen. Der
Vorsitzende des Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, hat am Dienstagabend
angekündigt, der seit 1981 geltende Ausnahmezustand sei von diesem Mittwoch an aufgehoben.
Damit sollen die Kritiker des Militärrats zufriedengestellt werden.