2012-01-24 13:57:38

Mali: Rückschritt für die Frauenrechte


Das neue Familiengesetz im westafrikanischen Mali bringt Vorteile für das muslimische Eheverständnis - aber große Nachteile für die Frauen. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Generalsekretär von Caritas Mali, Theodore Togo. Das neue Gesetz wurde vor allem von muslimischen Kreisen ins Leben unterstützt und vergangene Woche von Präsident Amadou Toumani Touré unterzeichnet.

„Das neue Familiengesetz widerspiegelt die religiöse Landschaft unseres Landes. Die Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch. Doch die Neuregelung bedeutet einen Rückschritt für die Rechte der Frauen in Mali.“

Im Wortlaut heißt es nämlich im neuen Familiengesetz, dass „die Frau dem Ehemann Gehorsam schuldet“. Ursprünglich war eigentlich geplant gewesen, die Frauenrechte mit dem neuen Gesetz zu stärken.

„Da aber alle Parteien sich seit einiger Zeit auf die nächsten Wahlen vorbereiten, wollten sie alle – und ich betone alle – mit dem Familiengesetz den muslimischen Institutionen einen Gefallen erweisen. Damit erhoffen sich die Parteien Vorteile für die Wahlen. Wir Christen wurden gar nicht gefragt, weil wir nur drei oder vier Prozent der Wählerschaft ausmachen.“

Konkret: Die neuen Paragrafen setzen das Heiratsalter von Frauen auf 16 Jahre herunter, Männer sind erst ab 18 Jahren ehefähig. Außerdem wird der Mann explizit als das einzige Oberhaupt der Familie bezeichnet.

„Der Alltag der Menschen in Mali sieht an sich schon so aus, dass die Frauen viele Nachteile erfahren. Wir von Caritas Mali rufen nun dazu auf, diese Situation zu verbessern, indem die Ehefrauen, Mütter und ganz allgemein die Frauen einen besseren Zugang zu Bildung bekommen!“

Man müsse allerdings realistisch bleiben, so Caritas-Sekretär Togo.

„Verbesserungen können nicht einfach durch Gesetze geschaffen werden. Vielmehr müssen mit gezielten Maßnahmen die Rahmenbedingungen geändert werden.“

Das ist aber gar nicht so einfach in Mali: Vor zwei Wochen hatten sich 50.000 Muslime versammelt, um der Regierung das Gewicht ihrer Stimmen ins Gedächtnis zu rufen und sie dementsprechend zu beeinflussen. Ergebnis: das neue Familiengesetz, prompt vom Staatschef unterzeichnet.

(rv 24.01.2012 mg)







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