Das neue Familiengesetz im westafrikanischen Mali bringt Vorteile für das muslimische
Eheverständnis - aber große Nachteile für die Frauen. Das sagt im Gespräch mit Radio
Vatikan der Generalsekretär von Caritas Mali, Theodore Togo. Das neue Gesetz wurde
vor allem von muslimischen Kreisen ins Leben unterstützt und vergangene Woche von
Präsident Amadou Toumani Touré unterzeichnet.
„Das neue Familiengesetz widerspiegelt
die religiöse Landschaft unseres Landes. Die Mehrheit der Bevölkerung ist muslimisch.
Doch die Neuregelung bedeutet einen Rückschritt für die Rechte der Frauen in Mali.“
Im
Wortlaut heißt es nämlich im neuen Familiengesetz, dass „die Frau dem Ehemann Gehorsam
schuldet“. Ursprünglich war eigentlich geplant gewesen, die Frauenrechte mit dem neuen
Gesetz zu stärken.
„Da aber alle Parteien sich seit einiger Zeit auf die
nächsten Wahlen vorbereiten, wollten sie alle – und ich betone alle – mit dem Familiengesetz
den muslimischen Institutionen einen Gefallen erweisen. Damit erhoffen sich die Parteien
Vorteile für die Wahlen. Wir Christen wurden gar nicht gefragt, weil wir nur drei
oder vier Prozent der Wählerschaft ausmachen.“
Konkret: Die neuen Paragrafen
setzen das Heiratsalter von Frauen auf 16 Jahre herunter, Männer sind erst ab 18 Jahren
ehefähig. Außerdem wird der Mann explizit als das einzige Oberhaupt der Familie bezeichnet.
„Der
Alltag der Menschen in Mali sieht an sich schon so aus, dass die Frauen viele Nachteile
erfahren. Wir von Caritas Mali rufen nun dazu auf, diese Situation zu verbessern,
indem die Ehefrauen, Mütter und ganz allgemein die Frauen einen besseren Zugang zu
Bildung bekommen!“
Man müsse allerdings realistisch bleiben, so Caritas-Sekretär
Togo.
„Verbesserungen können nicht einfach durch Gesetze geschaffen werden.
Vielmehr müssen mit gezielten Maßnahmen die Rahmenbedingungen geändert werden.“
Das
ist aber gar nicht so einfach in Mali: Vor zwei Wochen hatten sich 50.000 Muslime
versammelt, um der Regierung das Gewicht ihrer Stimmen ins Gedächtnis zu rufen und
sie dementsprechend zu beeinflussen. Ergebnis: das neue Familiengesetz, prompt vom
Staatschef unterzeichnet.