Benedikt XVI.: Chancen sozialer Netzwerke für den Glauben
Die diesjährige Papstbotschaft
zum 46. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel steht im Zeichen der Neuevangelisierung.
Der Vatikan stellte die Botschaft mit dem Titel „Stille und Wort: Weg der Evangelisierung“
an diesem Dienstag vor, am Fest des heiligen Franz von Sales, Patron der Journalisten.
Weltweit wird der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel am ersten Sonntag nach
Pfingsten begangen, in Deutschland dagegen am zweiten Sonntag im September.
Für
eine „erneuerte Verkündigung Christi in der Welt von heute“ braucht es das richtige
Verhältnis von „Stille“ und „Wort“, so einer der Kernsätze der Papstbotschaft. Benedikt
XVI. beschreibt darin „Stille“ und „Wort“ als wesentliche Elemente der Kommunikation,
die „sich ausgleichen, aufeinander folgen und ergänzen müssen, um einen echten Dialog
und eine tiefe Nähe unter den Menschen zu ermöglichen“. Das gelte sowohl in der Medienwelt
und im Bereich des Journalismus als auch für das „kommunikative Handeln der Kirche“,
führt der Papst aus: „Sich zur Kommunikation erziehen heißt nicht nur reden, sondern
auch hören und betrachten lernen.“
Der Gewinn aus der Stille ist für den Papst
sowohl persönlicher als auch gemeinschaftlicher Natur: „Wo es eine Fülle von Nachrichten
und Informationen gibt, wird die Stille unentbehrlich, um das, was wichtig ist, von
dem, was unnütz oder nebensächlich ist, zu unterscheiden“, schreibt Benedikt. Das
gelte auch gerade, „um die wirklich wichtigen Fragen zu erkennen und klar zu formulieren“.
Auf das journalistische Tagesgeschäft bezogen heißt das: Es braucht Momente des Innehaltens
und der Reflektion, um Ereignisse in Beziehung miteinander setzen zu können, „Nachrichten
zu bewerten und zu analysieren“ und schließlich zu „echter, gemeinsamer Erkenntnis“
zu kommen. Um dies leisten zu können, brauche es ein „förderliches Umfeld“, erinnert
der Papst, „gewissermaßen eine Art ,Ökosystem‘, das Stille, Wort, Bilder und Töne
in Gleichgewicht zu bringen weiß“.
Neben dieser wachsamen und achtsamen Kommunikation,
die sich durch „Unterscheidungsvermögen“ auszeichnet, müssen die sozialen Kommunikationsmittel
aber auch noch etwas Wesentlicheres leisten: Sie müssen sich den „letzten Fragen
der menschlichen Existenz“ öffnen, so der Papst. „Es ist wichtig, sich der Menschen,
die diese Fragen stellen, anzunehmen und die Möglichkeit für ein tiefes Gespräch zu
eröffnen“. Als Ort, wo diese Fragen auftauchen, nennt Benedikt XVI. das Internet mit
seinen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken: Dort werde der Mensch einerseits mit
Antworten auf Fragen „bombardiert“, die er sich „nie gestellt“ habe, ebenso „auf Bedürfnisse,
die er nicht empfindet“, so der Papst. Andererseits liest Benedikt XVI. aus „der komplexen
und bunten Welt der Kommunikation“ aber auch das menschliche Interesse für Grundfragen
der menschlichen Existenz heraus, die „Suche nach Wahrheit“, „die seiner Existenz
Sinn und Hoffnung verleiht“: „Wer bin ich? Was kann ich wissen? Was muss ich tun?
Was darf ich hoffen?“ Im Wirrwarr der Reizüberflutung die „richtigen Fragen“ stellen
und Orientierung dafür geben, was wesentlich ist, so könnte man Benedikts Appell an
die Medienmacher und –Nutzer hier übersetzen.
Interessantes Detail: Der Papst
würdigt in seiner Botschaft explizit die Chancen der „verschiedenen Websites, Anwendungen
und sozialen Netzwerke“, „die dem Menschen von heute behilflich sein können, Momente
des Nachdenkens und echten Fragens zu erleben, aber auch Räume der Stille und Gelegenheit
zu Gebet, Meditation oder Austausch über das Wort Gottes zu finden“.
Archetyp
einer Kommunikation der Stille ist die Sprache der „Liebenden“, so Benedikt XVI. weiter:
Aus der Stille entstehe nämlich eine „noch anspruchsvollere Kommunikation“, die „die
Sensibilität und jene Fähigkeit des Hörens ins Spiel bringt, die oft das Ausmaß und
das Wesen der Beziehungen offenbart“. Kommunikation schafft immer auch Beziehung;
wenn sich „Stille und Wort aber gegenseitig ausschließen, verschlechtert sich die
Kommunikation, entweder weil sie eine gewisse Betäubung hervorruft oder weil sie,
im Gegenteil, eine Atmosphäre der Kälte schafft“, betont der Papst. Selbstredend ist,
dass Stille für Benedikt direkt mit dem Glauben verknüpft ist: „In der stillen Betrachtung
wird das ewige Wort, durch das die Welt erschaffen wurde, noch deutlicher, und man
erkennt den Heilsplan, den Gott durch Worte und Taten in der ganzen Geschichte der
Menschheit verwirklicht“. Hintergrund Papst Paul VI. führte den
Tag dersozialen Kommunikationsmittel 1967 als Welttag der Massenmedien ein.
Jeweils zum Fest des heiligen Franz von Sales, des Patrons der Journalisten, wird
die Papstbotschaft dazu am 24. Januar veröffentlicht. Seit dem Konzilsdekret „Über
die sozialen Kommunikationsmittel“ aus dem Jahr 1963 gehört der entsprechende „Welttag
dersozialen Kommunikationsmittel“ zum Gesamtprogramm der pastoralen Erneuerung.
In allen Diözesen wird den Medien ein besonderer Tag gewidmet, an dem für die katholische
Medienarbeit gebetet und gesammelt wird.