In der deutschen Gesellschaft sind in erheblichem Umfang antisemitische Einstellungen
vorhanden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Expertenkommission in ihrem am Montag in
Berlin vorgestellten Bericht „Antisemitismus in Deutschland“. Ein „latenter Antisemitismus“
sei bei zwanzig Prozent der Bevölkerung zu finden. Er gründe auf Vorurteilen, Klischees
oder „schlichtem Unwissen über Juden und Judentum“, so der Koordinator der Studie,
der in London lehrende Historiker Peter Longerich. Der „manifeste Antisemitismus“
als ideologische Einstellung ist laut Studie hingegen vorwiegend im rechtsextremen
Lager zu finden. Als weiteren „bedeutenden Träger“ von Antisemitismus mit erheblichem
Gefahrenpotenzial nennt die Studie den Islamismus. Antisemitische Argumentationsmuster
dienten dazu, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen. Es fehlten allerdings
genaue Untersuchungen darüber, inwieweit derartige Einstellungen die Muslime in Deutschland
prägten. (kna 23.01.2012 gs)