2012-01-23 14:30:40

Burma: „Hilfsarbeit heute besser möglich“


RealAudioMP3 Das international abgeschottete Burma zeigt vorsichtige Ansätze zur Demokratisierung – so scheint es jedenfalls, wenn man die jüngste Amnestie für politische Gefangene, darunter auch Regimekritiker, die Abschaffung der Todesstrafe und den politischen Reformkurs der Regierung in Betracht zieht. Präsident Thein Sein, Burmas erster „ziviler“ Präsident nach fast einem halben Jahrhundert Militärherrschaft, sucht auch die Aussöhnung mit der Opposition: Zuletzt schloss er sogar die Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi als mögliche Ministerin nicht aus. Die Menschenrechtlerin war Ende 2011 in Yangon inoffiziell mit einem Vatikanvertreter zusammengetroffen; Kardinal Renato Martino sprach mit Suu Kyi am Rande der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Kathedrale von Yangon. Reformen, Dialog und Demokratisierung – schöne Worte oder auch Taten?
Positiv auf die Arbeit der Hilfsorganisationen scheint sich der politische Wandel jedenfalls schon auszuwirken, meint Sandra Harlass vom Hilfswerk Malteser International, das in Burma im Gesundheitsbereich und Katastrophenschutz tätig ist. Die deutsche Referentin der Malteser-Asienabteilung sagte im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Als Malteser International sehen wir den Demokratisierungsprozess sehr positiv, der im Moment stattfindet. Wir sehen, dass die Regierung sehr bereit ist, mit uns zusammenzuarbeiten, und dass sie auch mehr Hilfe in die Gemeinden bringen möchte. Wir sehen darin eigentlich eine sehr große Chance, dass Myanmar sich weiterentwickeln kann, es ist ja nach wie vor eines der Länder, die die wenigsten Hilfsgelder international bekommen - gerade im Vergleich zu den Nachbarländern. Und wir denken, dass es jetzt mit diesem Demokratisierungsprozess wirklich eine sehr gute Chance für das Land ist, mehr Hilfe zu bekommen, aber auch mehr Hilfe umzusetzen.“

Die Kooperationsbereitschaft der Regierung schlage sich auch in der inzwischen schnelleren Vergabe von Visa für Mitarbeiter des Hilfswerkes und der schnelleren Bearbeitung der Kooperationsabkommen nieder, die für die Hilfseinsätze nötig sind. Die internationale Gemeinschaft belohnt Burmas Gesten der Öffnung mit dem Abbau von Sanktionen; so wurde an diesem Montag aus Brüssel bekannt, dass Einschränkungen wie Einreiseverbote schrittweise aufgehoben werden sollen. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, auch was den sozialen Notstand im Land angeht, kann sich Burma Isolation wohl immer weniger leisten. Bei der Aids-Bekämpfung – einem schwerwiegenden Problem im Land, das lange totgeschwiegen wurde – ist die Regierung zum Beispiel auf Hilfsorganisationen angewiesen:

„Das Problem in dem Gebiet, wo wir jetzt sind, ist zum Beispiel, dass das Regierungsprogramm eine Behandlung für nur etwa 100 Patienten ermöglicht, dass es aber 300 Patienten gibt, die sie brauchen. Das heißt: Die Gelder der Regierung reichen nicht aus. Die Regierung stellt nun die Behandlung eines Teils der Patienten sicher, wir übernehmen den anderen Teil. Erst im letzten Jahr gab es erstmals Gelder vom ,Global Fund‘ für die Aids-Bekämpfung, so dass die Regierung ihre eigenen Programme auch aufstocken konnte.“
Neben der Aids-Bekämpfung und -Aufklärung im Grenzgebiet zu China, Laos und Thailand betreibt Malteser International in Dörfern Gesundheitsvorsorge, leistet Geburtshilfe und stellt Medikamente zur Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Durchfall zur Verfügung. Während sich in den Städten zumindest Wohlhabende Gesundheitsvorsorge leisten können, gebe es auf dem Land und vor allem in Gebieten mit ethnischen Minderheiten kaum Strukturen, so Harlass. Malteser International will bei seiner Arbeit Hilfe zur Selbsthilfe leisten; die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sei deshalb unerlässlich. Das Hilfswerk arbeite mit allen Religionen zusammen, die es in Burma so gibt. Harlass dazu:

„Mit Muslimen an der Grenze zu Bangladesch, aber auch mit Christen, mit Buddhisten, mit allen Gruppen. Und wir haben verschiedene lokale Partner; einer davon ist eine lokale Partner-NGO, die einen kirchlichen Hintergrund hat, doch wir haben auch andere Partner mit buddhistischem Hintergrund. Also, wir schauen, dass wir in den Gegenden, in denen wir arbeiten, mit lokalen Partnern arbeiten und versuchen einzuschätzen: Wer hat da am meisten Kapazität, Hilfe zu leisten?“

Zu dem gemeinsamen Einsatz der Religionen in Ausbildung, Gesundheit und Sozialwesen hatte jüngst noch Vatikanvertreter Kardinal Renato Martino bei seinem Besuch in Yangon aufgerufen. In Burma leben nur knapp sieben Prozent Christen. Andere religiöse Minderheiten im überwiegend buddhistischen Land sind die Muslime und indische Religionen.

(rv 23.01.2012 pr)








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