2012-01-19 12:38:13

Papst: Kirchen sollten in ethischen Fragen mit einer Stimme sprechen


RealAudioMP3 Christliche Kirchen sollten sich nicht nur in theologischen Fragen um eine einheitliche Haltung bemühen – es ist auch wichtig, dass sie der Gesellschaft gegenüber in moralisch-ethischen Fragen geschlossen auftreten. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Donnerstag einer lutherischen Delegation aus Finnland.

„In jüngster Zeit sind ethische Fragen zu einer Art Streitpunkt zwischen Christen geworden, vor allem wenn es um das rechte Verständnis der menschlichen Natur und ihrer Würde geht. Christen sollten aber zu einer tiefgehenden Übereinstimmung in anthropologischen Angelegenheiten finden – das hilft dann der Gesellschaft und den Politikern, weise und gerechte Entscheidungen zu wichtigen Fragen in Sachen menschliches Leben, Familie und Sexualität zu treffen.“

In Deutschland hatten katholische und evangelische Kirche in letzter Zeit bei der Debatte über Stammzellforschung und PID konträre Auffassungen vertreten.

Dass Christen in der Öffentlichkeit die Stimme zu ethischen Fragen erheben sollen, darum ging es am Donnerstag auch bei einer Audienz des Papstes für US-Bischöfe. Der moralische Konsens in der amerikanischen Gesellschaft erodiere derzeit deutlich; „machtvolle kulturelle Strömungen“ und ein „radikaler Säkularismus“ zeigten sich „immer feindlicher gegenüber dem Christentum an sich“. Dem müssten sich die Bischöfe entgegenstemmen:

„Mit ihrer langen Tradition des Respekts für das richtige Verhältnis zwischen Glauben und Vernunft spielt die Kirche eine wichtige Rolle, wenn es gilt, kulturellen Trends entgegenzutreten, die auf der Basis eines extremen Individualismus für einen Freiheitsbegriff fern jeder moralischen Wahrheit eintreten. Unsere Tradition spricht nicht aus blindem Glauben heraus, sondern aus einer rationalen Perspektive: Dabei verbinden wir unseren Einsatz für den Aufbau einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft mit der letztlichen Gewißheit, dass dem Kosmos eine innere Logik innewohnt, die für menschliches Nachdenken zugänglich ist.“

Das Zeugnis der Kirche sei „von Natur aus öffentlich“: „Sie versucht zu überzeugen, indem sie rationale Argumente auf dem öffentlichen Platz vorträgt.“ Die „legitime Trennung“ von Kirche und Staat dürfe nicht „dahin gedreht werden, dass die Kirche zu bestimmten Themen den Mund zu halten habe“. Katholiken dürfe nicht das Recht verweigert werden, sich auf die Gewissensfreiheit zu berufen, um nicht an „in sich bösen Praktiken mitwirken“ zu müssen.

(rv 19.01.2012 sk)








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