Mario Monti: „Europa braucht die Stimme der Kirche“
Die Europäische Union muss auf die Stimme der katholischen Kirche hören, denn die
Kirche sei für Europa eine Brückenbauerin. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan
der italienische Ministerpräsident Mario Monti.
„Die katholische Kirche
geht über die Mauern der Nationen hinaus. Gleichzeitig bekräftigt die Kirche die Bedeutung
der Einheit, und das bedeutet vor allem Respekt, Verantwortung und Solidarität. Die
Krise in Europa verlangt von uns allen, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Dazu sind Mut und Hoffnung unabdingbar, aber man darf auch nie die eigenen Wurzeln
vergessen.“
Die europäische Einheitswährung müsse deshalb stärker als Integrationsmittel
und nicht als Gefahr für die europäische Einheit angesehen werden, fügte Monti an.
Der Euro sei nicht der Grund der Wirtschaftskrise in Europa.
„Vor einer
Krise darf eine Gesellschaft und auch die Behörden nicht fliehen, als ob man von bösen
Wölfen bedroht wird. Wie Papst Benedikt immer wieder betont, müssen wir mit den Mittel
der Vernunft neue Wege gehen, die uns aus der Krise verhelfen können. Der Glaube spielt
ebenfalls eine wichtige Rolle und darf nicht einfach als eine persönliche und im stillen
Kämmerlein versteckte Eigenschaft gelten. Der Glaube muss von der Politik ernst genommen
werden.“
Das Treffen mit Papst Benedikt am vergangen Samstag sei für ihn
sehr wichtig gewesen, so Monti.
„Der Heilige Vater hat in unserem Gespräch
betont, dass die Unterscheidung zwischen Politik und Religion dazu dient, die Religionsfreiheit
zu schützen und den Schutz des Staates gegenüber ihren Bürgern anzuerkennen. Der italienische
Staatspräsident Giorgio Napolitano hat seinerseits auf die Bedeutung eines laizistischen
Staates hingewiesen. Der Staat umarmt sozusagen die soziale und öffentliche Bedeutung
der Religionsgemeinschaften. Ich unterstütze das persönlich sehr und finde es wichtig,
dass es eine Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche gibt.“