Ägypten/Österreich: „Revolution endete an der Wahlurne“
Die Ökumene steht
in diesem Jahr besonders unter dem Zeichen der Solidarität mit den verfolgten Christen
im Nahen Osten. Das sagte Kardinal Christoph Schönborn anlässlich eines ökumenischen
Empfanges am Montagabend in Wien. Im Mittelpunkt der Begegnung stand die Situation
der Christen in Ägypten: Seit den Anschlägen auf koptische Kirchen im vergangenen
Jahr bis zu den Unruhen des arabischen Frühlings und den Wahlen hat sich deren Lage
mitnichten verbessert. So sei die Hoffnung, dass es mit der Revolution im Land auch
für die Christen vorangehen werde, enttäuscht worden, resümierte jetzt Bischof Gabriel
Anba. In Wien berichtete er zusammen mit anderen koptischen Kirchenvertretern über
die aktuelle Lage der Kopten in Ägypten.
Allein von Januar bis November des
vergangenen Jahres hätten 100.000 Kopten Ägypten verlassen, gab Bischof Anba an. Die
Wahlen hätten es dem politisch-islamischen Flügel der Gesellschaft möglich gemacht,
die Verhältnisse im Land und auch die neue Verfassung nun aktiv prägen zu können.
Das sagte Johannes Samaan, Diakon der koptischen Kirche.
„Die Revolution
endete im Prinzip an der Wahlurne. Als die Revolution in Ägypten begonnen hat, waren
alle sehr euphorisch und haben über Grund- und Menschenrechte und die Stellung der
Frau gesprochen. Es hieß, den Christen würde es besser gehen. Aber im Prinzip haben
es all diese Motive und sehr ehrenwerten Ideale nicht bis an die Wahlurne geschafft.“
Bei
Ausschreitungen und Terrorakten gegen die Kopten seien im vergangenen Jahr mindestens
100 Personen ums Leben gekommen, zahlreiche Kirchen wurden zerstört. Die Verantwortlichen:
Islamistische Extremisten, aufgehetzte Volksmassen, Polizei und auch die Armee. Große
Enttäuschung zeigten die koptischen Kirchenvertreter insbesondere auch über die mangelnden
Sicherheitsvorkehrungen in Ägypten. Diakon Samaan:
„Die Hoffnungen, die
wir anfangs in die ägyptische Armee setzten, haben sich nicht erfüllt.“