D: Ludwig Windthorst - Katholischer Politiker, politischer Katholik
An diesem Dienstag
jährt sich zum 200. mal der Geburtstag des katholischen Politikers Ludwig Windthorst.
Heute vielleicht nur noch wenigen ein Begriff, aber für katholische Politiker ist
er so etwas wie ein Urgestein, hat er doch Kanzler Otto von Bismarck im Parlament
die Stirn geboten. Mit der Gründung des Deutschen Reiches zog er als Abgeordneter
in den Reichstag ein und leistete mit seiner Partei Das Zentrum Widerstand, vor allem
gegen Bismarcks so genannten Kulturkampf, mit dem dieser die Rechte und den Einfluss
der Kirche und der Katholiken brechen wollte. Er wurde so der bekannteste und bedeutendste
parlamentarische Widersacher Bismarcks.
Maria Flachsbarth ist ebenfalls Parlamentarierin,
Mitglied des Bundestages, sie ist Katholikin und sie ist in der Bundestagsfraktion
der CDU/CSU zuständig für Religionsfragen, und sie vertritt im Parlament die Stadt,
in der auch Windthorst lange lebte und in der er als Parlamentarier schon vor der
Reichsgründung mit Nismarck die Klingen kreuzte: Hannover. Maria Flachsbarth sieht
durchaus noch Windthorsts Vorbildcharakter für heute:
„Er hat aus dem Glauben
heraus, aus seiner katholischen Überzeugung heraus Politik gemacht, er ist jemand,
der auch in Richtung der Christdemokratie ein Vorgänger ist und auch schon zu seiner
Zeit konfessionsübergreifend gedacht hat. Windhorst hatte zwei Themenschwerpunkte,
einmal abgesehen von seiner exponierten Position im Kulturkampf: Auf der einen Seite
ist es sein Einsatz für Minderheiten und in diesem Zusammenhang sein Eintreten gegen
den Antisemitismus. Auf der anderen Seite ist es sein Eintreten für Rechtsstaatlichkeit
und insbesondere auch für soziale Absicherung.“
Damit habe Windthorst nicht
nur eine defensive Politik zum Schutz katholischer Rechte betrieben, sondern ganz
allgemein ein politisches Konzept für Deutschland verfolgt. Windhorst gehörte dem
Zentrum an, einer katholischen Partei. Diese gibt es heute nicht mehr, nach den Erfahrungen
vor 1945 haben sich aber mit der CDU und CSU christliche Parteien gegründet. Die Frage
nach dem ‚C’ muss deswegen gestellt werden: Gegen Bismarck war es einfach, christliche
Politik zu definieren, aber was heißt es heute? Noch einmal Maria Flachsbarth:
„Letztlich
heißt das, sich der christlichen Werte bewusst zu werden, zunächst einmal des Schutzes
der Persönlichkeit des Menschen. Das hat Einfluss genommen auf den ersten Artikel
unseres Grundgesetzes, der die Würde jedes Einzelnen festschreibt. Die Würde eines
jeden Menschen ist unantastbar. Das ist auch das Fundament christdemokratischer Politik.
Darüber hinaus aber auch die Fragen von Subsidiarität und Solidarität: Erst einmal
ist der Einzelne gefordert, seine Geschicke und seine Angelegenheiten in die eigene
Hand zu nehmen, dann aber auch die Gewissheit, dass wenn die Lebensumstände die Kräfte
des Einzelnen übersteigen, dass dann auch eine solidarische Gemeinschaft da ist, die
ihn gegebenenfalls auffangen kann.“
Kulturkampf Reichskanzler
Otto von Bismarck wollte nach der Reichsgründung 1871 gemeinsam mit den Liberalen
den Katholizismus eindämmen. Seine Maßnahmen begannen mit dem „Kanzelparagraphen“,
der kritischen Predigern Haftstrafen androhte. Dann wurden einige Ordensgemeinschaften,
unter ihnen die Jesuiten, aus Deutschland vertrieben. In den so genannten Maigesetzen
sollte außerdem der Klerus letztlich staatlicher Kontrolle unterworfen werden. Bismarck
schaffte aber das genaue Gegenteil dessen, was er angestrebt hatte: Der Katholizismus
unterwarf sich nicht. Angeführt von Parlamentariern wie Windthorst stieg der Stimmenanteil
der katholischen Zentrumspartei sogar noch, Bismarck war gescheitert. Da passte es
gut, dass 1878 mit Leo XIII. ein Papst gewählt wurde, der am Ausgleich interessiert
war. Was allerdings auch dazu führte, dass die Einigung zwischen Vatikan und Berlin
ohne den streitbaren Parlamentarier verlief, eine Niederlage für Windthorst, denn
die Gesetze wurden nicht widerrufen, sondern nur abgeschwächt, wenn auch deutlich.
Von Bismarck ist der Satz überliefert: „Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge,
meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, der andere für den Haß.“ Im
Katholizismus Deutschland hoch verehrt starb Ludwig Johann Ferdinand Gustav Windthorst
im März 1891.