Als „weitere rassistische Geste“ wertet der neue italienische Integrationsminister
Andrea Riccardi die Entwendung von Gedenksteinen aus dem alten jüdischen Ghetto Roms.
Die drei vergoldeten „Stolpersteine“ für Opfer der Deportationen in die NS-Vernichtungslager
seien in der Nacht zum Donnerstag durch normale Pflastersteine ersetzt worden, berichteten
am Freitag italienische Zeitungen. Die neue Schändung im römischen Ghetto sei der
„letzte Vorgang einer Serie von intoleranten, antisemitischen und rassistischen Gesten,
die zu tiefer Besorgnis Anlass geben“, sagte Sant’Egidio-Gründer Riccardi der Zeitung
„La Repubblica“. Der Präsident der jüdischen Gemeinden Italiens, Renzo Gattegna, verurteilte
den „erneuten schändlichen Versuch“, die Erinnerung an das Leid der vom Faschismus
Verfolgten auszulöschen. Bürgermeister Gianni Alemanno wie auch die Präsidentin der
Region Latium, Renata Polverini, verurteilten die Tat „aufs Entschiedenste“.
Die
vergoldeten Gedenksteine im Sachwert von etwa 100 Euro waren erst vor drei Tagen vor
dem Wohnhaus der Familie Spizzichino in Monticelli am Tiberufer eingelassen worden.
Die drei Schwestern Graziella, Letizia und Elvira Spizzichino waren während der deutschen
Besatzungsmonate 1943/44 von der SS verhaftet, verschleppt und in Auschwitz ermordet
worden. Rund 70 golden schimmernde „Stolpersteine“ mit Namen, Geburtsdatum und Todesort
von Holocaustopfern wurden zuletzt in das römische Straßenpflaster eingelassen. Sie
erinnern insbesondere an die Opfer der Razzia vom 16. Oktober 1943, nach der insgesamt
2.091 Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden; fast alle kamen dort um. In
Italien, in Österreich, Polen und weiteren Ländern wird am 17. Januar der „Tag des
Judentums“ begangen.