„Deutschland für Religionsfreiheit in der ersten Reihe“
„Für uns Deutsche
ist besonders wichtig: die Finanzkrise, der Klimaschutz und die schwierige Lage im
Nahen Osten.“
Das sagt der neue deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl,
Reinhard Schweppe, mit Blick auf die Neujahrsansprache seines Landsmannes auf dem
Stuhl Petri.
„Er hat besonders darauf hingewiesen, dass die Finanzkrise
die Jugend, die Familien, aber auch die Entwicklungsländer treffen kann. Das sind
sozusagen die am meisten von dieser Krise Betroffenen und Gekniffenen; und das ist
natürlich etwas, was auch die deutsche Bundeskanzlerin besonders interessieren muss.“
Wie
sein Bericht über den päpstlichen Neujahrsempfang in Berlin aufgenommen werden wird,
kann Botschafter Schweppe nicht voraussagen,
„Aber eines kann ich Ihnen
sagen: Diese ethische Dimension ist auch für die Bundesregierung wichtig und wird
mit Sicherheit berücksichtigt beim weiteren Vorgehen in Brüssel und auch in den internationalen
Finanzorganisationen!“
Auch was Benedikts Mahnung zu mehr Anstrengungen
im Klimaschutz betrifft, rechnet der deutsche Vatikanbotschafter mit offenen Ohren
in seiner Hauptstadt.
„Also, er hat die Vision einer Familie der Nationen
am Ende eines Prozesses. Er hat – wie wir natürlich auch – kritisiert, dass Durban
nicht den Durchbruch gebracht hat, und setzt seine Hoffnung jetzt auf die Konferenz
in Rio. Hier ist eine Sequenz von Ereignissen, das sieht der Vatikan genauso wie die
Bundesregierung.“
Aufgefallen ist dem Botschafter, dass Papst Benedikt
sich zum Nahen Osten ziemlich klar geäußert hat.
„Zu Syrien hat er gesagt,
es muss sofort ein Ende des Blutvergießens stattfinden, es muss ein Dialog zwischen
den Beteiligten in Gang kommen, und es ist wichtig, dass die unabhängige Beobachtermission,
die im Augenblick dort ist, gestärkt wird.“
Botschafter Schweppe kennt
natürlich die Kritik syrischer Oppositioneller, dass die Beobachter der Arabischen
Liga in Syrien so unabhängig gar nicht seien. Schweppe will das nicht bewerten, sieht
immerhin „einen Anfang gemacht“.
„Und der Papst hat sich ja auch nicht festgelegt
auf die Mission der Arabischen Liga, sondern allgemein von Beobachterdelegationen
gesprochen. Das wäre auch die deutsche Position. Man kann nicht ausschließen, dass
es notwendig sein könnte, noch eine weitere Beobachtermission nachzuschicken; ich
will nicht spekulieren, ob das die EU o.ä. sein kann, aber es muss nicht unbedingt
die Arabische Liga alleine sein.“
Mit Blick auf das Heilige Land habe der
Papst sich für ein Ende des Nahostkonflikts eingesetzt, aber ausdrücklich auch für
„sichere Grenzen für die beiden Beteiligten“. Das sei auch „genau die deutsche Position.“
Schnittmengen also zwischen Vatikan und Berlin, wohin man schaut. Nach Ansicht von
Botschafter Schweppe gilt das auch für die Forderung Benedikts XVI. nach Religionsfreiheit.
„Ich
war bis vor zweieinhalb Monaten, als ich hier zum Vatikan versetzt worden bin, der
deutsche Botschafter in Genf bei den internationalen Organisationen und in dieser
Hinsicht auch zuständig für den Menschenrechtsrat. Ich kann Ihnen nur sagen: Das Thema
Religionsfreiheit ist eines der wichtigsten Themen im Menschenrechtsrat, und Deutschland
ist in erster Reihe, wenn es darum geht, Religionsfreiheit weltweit durchzusetzen.“
Übrigens,
auch wenn das nicht zur Diplomatenrede des Papstes gehört: Der Streit um den deutschen
Bundespräsidenten Christian Wulff war nach Angaben von Botschafter Schweppe bisher
noch nie Thema bei seinen Gesprächen im Vatikan.
„Da ist man sehr diskret.
Außerhalb des Vatikans werde ich ständig darauf angesprochen, aber im Vatikan hat
mich niemand dazu angesprochen.“