Exzellenzen! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist mir immer eine besondere Freude
Sie, verehrte Mitglieder des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps,
in diesem prachtvollen Rahmen der Sala Regia empfangen zu können, um Ihnen persönlich
meine herzlichen Wünsche zum Beginn des neuen Jahres auszusprechen. Ich danke zunächst
Ihrem Doyen, Botschafter Alejandro Valladares Lanza, wie auch dem Vize-Doyen, Botschafter
Jean-Claude Michel, für die ehrerbietigen Worte, mit denen sie Ihren Empfindungen
Ausdruck verliehen haben, und ganz besonders grüße ich all diejenigen, die zum ersten
Mal an unserer Begegnung teilnehmen. Durch Sie gehen meine Wünsche auch an alle Nationen,
die Sie vertreten und mit denen der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält.
Es ist uns eine Freude, dass Malaysia sich im vergangenen Jahr dieser Gemeinschaft
angeschlossen hat.
Der Dialog, den Sie mit dem Heiligen Stuhl führen, fördert
den Informations- und Gedankenaustausch ebenso wie die Zusammenarbeit in den Bereichen
bilateraler oder multilateraler Natur, die von besonderem Interesse sind. Ihre Anwesenheit
heute erinnert an den wichtigen Beitrag, den die Kirche in Ihren jeweiligen Gesellschaften
auf dem Gebiet von Bildung und Erziehung, im Gesundheitswesen und bei der Sozialhilfe
leistet. Zeichen der Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und den Staaten
sind die Abkommen, die 2011 mit Aserbaidschan, Montenegro und Mosambik geschlossen
worden sind. Ersteres wurde bereits ratifiziert; ich hoffe, dass das gleiche auch
bei den beiden anderen rasch der Fall sein wird und dass man zum Abschluss der Abkommen
gelangen kann, über die derzeit verhandelt wird. Ebenso möchte der Heilige Stuhl einen
fruchtbaren Dialog mit den internationalen und regionalen Organisationen führen, und
in dieser Hinsicht kann ich mit Genugtuung feststellen, dass die Mitgliedsländer des
Verbandes Südostasiatischer Staaten (ASEAN) die Ernennung eines Apostolischen Nuntius
angenommen haben, der bei dieser Organisation akkreditiert ist.
Ich darf nicht
unerwähnt lassen, dass der Heilige Stuhl im vergangenen Dezember seine lange Zusammenarbeit
mit der Internationalen Organisation für Migration verstärkt hat, indem er deren Vollmitglied
geworden ist. Dabei handelt es sich um ein Zeugnis für das Engagement des Heiligen
Stuhls und der katholischen Kirche an der Seite der internationalen Gemeinschaft bei
der Suche nach geeigneten Lösungen für dieses Phänomen, das zahlreiche Aspekte umfasst:
vom Schutz der Menschenwürde bis hin zur Sorge um das Gemeinwohl der Gemeinschaften,
die Migranten aufnehmen oder aus denen sie kommen.
Im Lauf des eben zu Ende
gegangenen Jahres konnte ich zahlreichen Staats- und Regierungschefs persönlich begegnen
wie auch bedeutenden Vertretern Ihrer Nationen, die an der Seligsprechungsfeier meines
verehrten Vorgängers Johannes Paul II. teilgenommen haben. Vertreter Ihrer Länder
waren freundlicherweise auch beim sechzigsten Jahrestag meiner Priesterweihe zugegen.
Ihnen allen, wie auch jenen, denen ich auf meinen Apostolischen Reisen nach Kroatien,
San Marino, Spanien, Deutschland und Benin begegnet bin, bringe ich erneut meine Dankbarkeit
für ihre Aufmerksamkeit zum Ausdruck, die sie mir erwiesen haben. Ferner denke ich
besonders an die Länder Lateinamerikas und der Karibik, die 2011 den 200. Jahrestag
ihrer Unabhängigkeit begangen haben. Am vergangenen 12. Dezember haben sie ihre Verbundenheit
mit der katholischen Kirche und mit dem Nachfolger des Apostelfürsten durch die Teilnahme
wichtiger Vertreter von kirchlicher Seite wie auch von staatlichen Institutionen am
Festgottesdienst in der Petersbasilika unterstrichen. In Verlauf dessen habe ich meine
Absicht kundgetan, in Kürze nach Mexiko und Kuba zu reisen. Schließlich möchte ich
den Südsudan grüßen, der sich im vergangen Juli als souveräner Staat konstituiert
hat. Ich bin froh, dass dieser Schritt friedlich vollzogen wurde. Leider ist es in
den letzten Monaten immer wieder zu Spannungen und Auseinandersetzungen gekommen,
und ich hoffe, dass alle ihre Anstrengungen vereinen, damit für die Bevölkerung des
Sudans und des Südsudans endlich eine Zeit des Friedens, der Freiheit und des Fortschritts
beginnt.
Meine Damen und Herren Botschafter, die heutige Begegnung findet traditionell
im Anschluss an die weihnachtlichen Festtage statt, an denen die Kirche das Kommen
des Erlösers feiert. Er kommt in das Dunkel der Nacht, und doch ist seine Gegenwart
unmittelbar Quelle des Lichtes und der Freude (vgl. Lk 2,9-10). Die Welt ist wahrlich
finster, wo sie nicht vom göttlichen Licht erleuchtet wird! Die Welt ist wahrlich
dunkel dort, wo der Mensch das Band zu seinem Schöpfer nicht mehr erkennt und somit
auch seine Beziehungen zu den anderen Geschöpfen und zur Schöpfung selbst in Gefahr
bringt. Die gegenwärtige Zeit ist leider von einem tiefen Unbehagen gekennzeichnet,
und die verschiedenen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krisen sind dessen
dramatischer Ausdruck.
In diesem Zusammenhang kann ich nicht umhin, vor allem
die schwerwiegenden und besorgniserregenden Entwicklungen der weltweiten Wirtschafts-
und Finanzkrise zu erwähnen. Diese hat nicht nur die Familien und die Unternehmen
in den Wirtschaftsnationen getroffen, wo sie ihren Ursprung hatte und eine Situation
geschaffen hat, in der viele – besonders unter den Jugendlichen – sich in ihrem Streben
nach einer ungetrübten Zukunft orientierungslos und enttäuscht gefühlt haben, sondern
sie hat sich auch auf das Leben in den Entwicklungsländern stark ausgewirkt. Wir dürfen
uns nicht entmutigen lassen, sondern müssen mit neuen Formen des Engagements entschieden
unseren Weg einschlagen. Die Krise kann und muss ein Ansporn sein, um über die menschliche
Existenz und die Bedeutung ihrer ethischen Dimension nachzudenken, noch bevor man
dies in Bezug auf die Mechanismen tut, die das Wirtschaftsleben steuern: nicht nur
um zu versuchen, die individuellen Verluste oder die der nationalen Wirtschaften einzudämmen,
sondern um neue Regeln für uns aufzustellen, die allen die Möglichkeit garantieren,
ein Leben in Würde zu führen und ihre Fähigkeiten zum Wohl der ganzen Gemeinschaft
zur Entfaltung zu bringen.
Ich möchte nochmals darauf zurückkommen, dass die
Auswirkungen der derzeitigen unsicheren Lage vor allem die jungen Menschen treffen.
Ihrer Notlage entsprangen die Unruhen, die in den letzten Monaten verschiedene Regionen
teilweise hart getroffen haben. Ich beziehe mich vor allem auf Nordafrika und den
Nahen Osten, wo die Jugendlichen, die unter anderem unter Armut und Arbeitslosigkeit
leiden und das Fehlen von sicheren Perspektiven fürchten, etwas in Gang gebracht haben,
das zu einer breiten Bewegung geworden ist, die Reformen fordert sowie eine aktivere
Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben. Gegenwärtig ist es schwierig,
eine endgültige Bilanz der jüngsten Ereignisse zu ziehen und deren Folgen für das
Gleichgewicht in der Region ganz zu verstehen. Der anfängliche Optimismus ist jedoch
der Erkenntnis der Schwierigkeiten dieser Zeit des Übergangs und des Wandels gewichen,
und es scheint mir offensichtlich zu sein, dass die angemessene Weise, den begonnenen
Weg fortzusetzen, über die Anerkennung der unveräußerlichen Würde jeder menschlichen
Person und ihrer Grundrechte führt. Die Achtung der menschlichen Person muss im Mittelpunkt
der Institutionen und Gesetze stehen, sie muss zur Beendigung jeglicher Gewalt führen
und der Gefahr vorbeugen, dass sich die den Forderungen der Bürger geschuldete Aufmerksamkeit
und die notwendige gesellschaftliche Solidarität in bloße Instrumente des Machterhalts
oder der Machtergreifung verwandeln. Ich lade die internationale Gemeinschaft ein,
mit den Beteiligten des derzeitigen Prozesses einen Dialog zu führen – unter Respekt
vor den Völkern und im Bewusstsein, dass der Aufbau von stabilen und versöhnten Gesellschaften,
die sich jeder ungerechten Diskriminierung vor allem religiöser Natur entgegenstellen,
eine größere und weiterreichende Perspektive darstellt als der Blick auf Wahltermine.
Ich empfinde große Sorge um die Bevölkerungen jener Länder, in denen die Spannungen
und die Gewalt andauern, insbesondere in Syrien, für das ich auf ein schnelles Ende
des Blutvergießens hoffe und auf den Beginn eines fruchtbaren Dialogs zwischen den
politisch Beteiligten, der von der Präsenz unabhängiger Beobachter unterstützt wird.
Im Heiligen Land, wo die Spannungen zwischen Palästinensern und Israelis Auswirkungen
auf das Gleichgewicht im ganzen Nahen Osten haben, müssen die Verantwortlichen beider
Völker mutige und weitsichtige Entscheidungen zugunsten des Friedens treffen. Ich
habe mit Freude vernommen, dass infolge einer Initiative des Königreichs Jordanien
der Dialog wieder aufgenommen wurde. Ich hoffe darauf, dass er fortgesetzt wird, damit
man zu einem dauerhaften Frieden gelangt, der das Recht beider Völker garantiert,
in souveränen Staaten und innerhalb von sicheren und unter Achtung der Rechte aller
Beteiligten international anerkannten Grenzen in Sicherheit zu leben. Die internationale
Gemeinschaft muss ihrerseits ihre eigene Gestaltungskraft und Initiativen zur Unterstützung
dieses Friedensprozesses intensivieren. Mit großer Aufmerksamkeit verfolge ich auch
die Entwicklungen im Irak und bedauere die Anschläge, die erst kürzlich zahlreiche
Menschenleben gefordert haben. Ich ermutige seine Verantwortungsträger, mit Entschiedenheit
den Weg der vollen nationalen Aussöhnung fortzusetzen.
Der selige Johannes
Paul II. erinnerte daran, dass der „Weg des Friedens zugleich der Weg der Jugend ist“[1],
denn die jungen Menschen sind „die Jugend der Völker und Gesellschaften, die Jugend
der Familien und der ganzen Menschheit“[2]. Die Jugendlichen spornen uns also dazu
an, ihre Forderungen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden ernsthaft in Erwägung
zu ziehen. Daher habe ich ihnen die jährliche Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages
gewidmet, die den Titel trägt: Die jungen Menschen zur Gerechtigkeit und zum Frieden
erziehen. Die Erziehung ist ein Schlüsselthema für alle Generationen, denn von ihr
hängt sowohl die gesunde Entwicklung jeder Person ab als auch die Zukunft der ganzen
Gesellschaft. Deshalb stellt sie in einer schwierigen und heiklen Zeit eine Aufgabe
von höchster Wichtigkeit dar. Außer einem klaren Ziel wie dem, die Jugendlichen zu
einer vollen Kenntnis der Realität und damit der Wahrheit zu führen, braucht die Erziehung
auch Räume. Unter diesen steht die auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau
gegründete Familie an erster Stelle. Es handelt sich dabei nicht um eine bloße gesellschaftliche
Konvention, sondern um die Grundzelle der ganzen Gesellschaft. Folglich bedroht eine
Politik, welche die Familie gefährdet, die Würde des Menschen und die Zukunft der
Menschheit selbst. Der familiäre Rahmen ist grundlegend auf dem Erziehungsweg und
für die Entwicklung der Individuen und der Staaten; demnach ist eine Politik notwendig,
die den Wert der Familie betont und den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Dialog
unterstützt. Die Familie ist der Ort, an dem man sich der Welt und dem Leben öffnet,
und, wie ich anlässlich meiner Reise nach Kroatien gesagt habe, „das Offensein für
das Leben ist ein Zeichen für das Offensein gegenüber der Zukunft“[3]. In diesem Zusammenhang
des Offenseins für das Leben nehme ich mit Genugtuung das kürzlich erfolgte Urteil
des Gerichtshofes der Europäischen Union zur Kenntnis, das die Patentierung von Verfahren
verbietet, bei denen menschliche embryonale Stammzellen verwendet werden, wie auch
den Beschluss der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, der die pränatale
Selektion aufgrund des Geschlechts verurteilt.
Generell bin ich, vor allem
mit Blick auf die westliche Welt, davon überzeugt, dass Gesetzesmaßnahmen, welche
die Abtreibung aus persönlichen Motiven der Nützlichkeit oder aus zweifelhaften medizinischen
Gründen nicht nur erlauben, sondern zuweilen sogar fördern, der Erziehung der Jugendlichen
und damit der Zukunft der Menschheit entgegenstehen.
Wenn wir unsere Überlegungen
fortsetzen, sehen wir, dass eine ebenso wesentliche Rolle für die Entwicklung der
Person den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen zukommt: Sie sind die ersten Instanzen,
die mit der Familie zusammenarbeiten, und haben Mühe, ihre Aufgabe zu erfüllen, wenn
hinsichtlich der Ziele eine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit der Familie fehlt.
Es ist notwendig, eine Bildungspolitik umzusetzen, dass die Schulbildung allen offensteht
und über die Förderung der kognitiven Entwicklung der Person hinaus für ein harmonisches
Heranreifen der Persönlichkeit Sorge trägt, einschließlich ihrer Offenheit für die
Transzendenz. Die katholische Kirche war im Bereich der schulischen und akademischen
Einrichtungen immer besonders tätig und leistete so an der Seite der staatlichen Institutionen
eine Arbeit, die sehr geschätzt wurde. Ich hoffe daher, dass dieser Beitrag auch in
den nationalen Gesetzgebungen Anerkennung und Förderung erfährt.
Aus dieser
Sicht ist sehr gut verständlich, dass eine wirksame Erziehungsarbeit ebenso die Achtung
der Religionsfreiheit erfordert. Diese kennzeichnet eine individuelle wie auch eine
gemeinschaftliche und institutionelle Dimension. Es handelt sich um das erste Menschenrecht,
weil sie Ausdruck der grundlegendsten Wirklichkeit des Menschen ist. Allzu häufig
wird dieses Recht aus verschiedenen Gründen weiterhin eingeschränkt oder verhöhnt.
Ich kann dieses Thema nicht ansprechen, ohne zunächst des pakistanischen Ministers
Shahbaz Bhatti zu gedenken, dessen unermüdlicher Kampf für die Rechte der Minderheiten
durch seinen tragischen Tod ein Ende gefunden hat. Es handelt sich hier leider nicht
um einen Einzelfall. In zahlreichen Ländern werden die Christen ihrer Grundrechte
beraubt und aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt; in anderen Ländern erleiden sie
gewaltsame Angriffe auf ihre Kirchen und Wohnungen. Manchmal sind sie aufgrund der
anhaltenden Spannungen und einer Politik, die sie häufig in die Rolle von untergeordneten
Zuschauern des nationalen Lebens verbannt, gezwungen, die Länder zu verlassen, zu
deren Aufbau sie beigetragen haben. In anderen Teilen der Welt ist eine Politik anzutreffen,
die darauf abzielt, die Rolle der Religion im gesellschaftlichen Leben an den Rand
zu drängen, als wäre sie Ursache der Intoleranz und nicht vielmehr ein schätzenswerter
Beitrag für die Erziehung zur Achtung der Menschenwürde, zur Gerechtigkeit und zum
Frieden.
Der religiös motivierte Terrorismus hat auch im vergangenen Jahr zahlreiche
Opfer hinweggerafft, vor allem in Asien und Afrika, und daher müssen die religiösen
Verantwortungsträger, wie ich in Assisi in Erinnerung gerufen habe, mit Nachdruck
und Entschiedenheit wiederholen: „Dies ist nicht das wahre Wesen der Religion. Es
ist ihre Entstellung und trägt zu ihrer Zerstörung bei.“[4] Religion darf nicht als
Vorwand benutzt werden, um die Normen der Gerechtigkeit und des Rechts um des angestrebten
„Gutes“ willen beiseite zu schieben. In dieser Hinsicht erinnere ich mit Stolz daran,
wie ich es in meinem Heimatland getan habe, dass für die Väter des deutschen Grundgesetzes
das christliche Menschenbild die wahre Inspirationsquelle war, wie es das im übrigen
auch für die Gründerväter des geeinten Europas war. Ich möchte auch einige ermutigende
Zeichen im Bereich der Religionsfreiheit erwähnen. Ich beziehe mich auf die Gesetzesänderung,
durch welche die öffentliche Rechtspersönlichkeit der religiösen Minderheiten in Georgien
anerkannt wurde; ich denke auch an das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
zugunsten der Anbringung von Kreuzen in italienischen Schulzimmern.
Und gerade
zu Italien möchte ich zum Abschluss des 150jährigen Jubiläums seiner politischen Einigung
einen besonderen Gedanken sagen. Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem
italienischen Staat haben nach der Einigung schwierige Augenblicke erlebt. Im Lauf
der Zeit jedoch haben die Eintracht und der gegenseitige Wille zur Zusammenarbeit
obsiegt, um – jeder in seinem eigenen Bereich – das Gemeinwohl zu fördern. Ich hoffe
darauf, dass Italien weiterhin eine ausgewogene Beziehung zwischen Kirche und Staat
fördert und so ein Vorbild sein möge, auf das sich andere Nationen mit Respekt und
Interesse beziehen können.
Es ist von grundlegender Wichtigkeit, dass auf dem
afrikanischen Kontinent, den ich kürzlich anläßlich meiner Reise nach Benin erneut
besucht habe, die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Gemeinschaften und den
Regierungen dazu beiträgt, einen Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und der Versöhnung
zu beschreiten, wo die Mitglieder aller Ethnien und Religionen geachtet werden. Es
ist schmerzlich festzustellen, dass in verschiedenen Ländern dieses Kontinents dieses
Ziel noch in weiter Ferne liegt. Ich denke insbesondere an das Wiederausbrechen der
Gewalt in Nigeria, woran die Anschläge auf mehrere Kirchen in der Weihnachtszeit erinnert
haben, an die Folgen des Bürgerkrieges in der Elfenbeinküste, an die anhaltende Instabilität
in der Region der großen Seen und an die humanitäre Notlage in den Ländern am Horn
von Afrika. Einmal mehr fordere ich die internationale Gemeinschaft dazu auf, rasch
zu helfen, eine Lösung für die Krise zu finden, die seit Jahren schon in Somalia andauert.
Schließlich
liegt es mir am Herzen zu unterstreichen, dass eine richtig verstandene Erziehung
die Achtung der Schöpfung nur unterstützen kann. Unmöglich kann man die schweren Naturkatastrophen,
die 2011 verschiedene Regionen Südostasiens getroffen haben, und die ökologischen
Katastrophen wie die des Atomkraftwerks von Fukushima in Japan vergessen. Die Bewahrung
der Umwelt, die Synergie zwischen dem Kampf gegen die Armut und dem Kampf gegen den
Klimawandel stellen wichtige Bereiche für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung
des Menschen dar. Deshalb hoffe ich darauf, dass die internationale Gemeinschaft –
im Anschluss an die XVII. Sitzung der Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention,
die vor kurzem in Durban zu Ende gegangen ist – sich als echte „Familie der Nationen“
und daher mit einem hohen Sinn für Solidarität und Verantwortungsgefühl gegenüber
den gegenwärtigen und zukünftigen Generationen auf die UN-Konferenz über die nachhaltige
Entwicklung („Rio+20“) vorbereitet.
Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren! Die
Geburt des Friedensfürsten lehrt uns, dass das Leben nicht im Nichts endet, dass seine
Bestimmung nicht die Verweslichkeit ist, sondern die Unsterblichkeit. Christus ist
gekommen, damit die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10).
„Erst wenn Zukunft als positive Realität gewiss ist, wird auch die Gegenwart lebbar.“[5]
Beseelt von der Gewissheit des Glaubens wird der Heilige Stuhl weiterhin seinen Beitrag
für die internationalen Gemeinschaft leisten, gemäß der zweifachen Absicht, die das
Zweite Vatikanische Konzil – dessen 50. Jahrestag in dieses Jahr fällt – klar beschrieben
hat: die hohe Berufung des Menschen und das Vorhandensein eines göttlichen Samens
in ihm zu verkünden sowie der Menschheit die aufrichtige Mitarbeit zur Errichtung
jener brüderlichen Gemeinschaft aller anzubieten, die dieser Berufung entspricht.[6]
In diesem Sinn bringe ich Ihnen, Ihren Familienangehörigen und Ihren Mitarbeitern
erneut meine herzlichsten Wünsche für das neue Jahr zum Ausdruck. Danke für Ihre
Aufmerksamkeit.
[1] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Dilecti
amici, 31. März 1985, 15. [2] Ebd., 1. [3] Predigt in der heiligen Messe anlässlich
des Nationalen Familientags der kroatischen Katholiken, Zagreb, 5. Juni 2011. [4]
Ansprache zum Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit
in der Welt, Assisi, 27. Oktober 2011. [5] Enzyklika Spe salvi, Nr. 2. [6] Vgl.
Gaudium et spes, 3.