Benedikt: „Gute Erzieher sind nicht besitzergreifend“
Kinder zu erziehen,
kann sehr mühsam sein, aber im Teamwork mit Gott wird es eine „wunderbare Aufgabe“.
Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag, dem Fest der Taufe des Herrn, zu
den Eltern und Paten einiger Kinder, denen er in der Sixtinischen Kapelle die Taufe
spendete.
Babygeschrei, vermischt mit Orgelklängen, hallte durch die berühmte
Kapelle, die auf der Stirnseite das gewaltige „Jüngste Gericht“ Michelangelos ziert;
eines der kleineren Renaissance-Fresken zeigt aber auch die Taufe Jesu im Jordan.
Benedikt ermutigte die Eltern und Paten zu einer dezidiert christlichen Erziehung
und riet ihnen, ihre spirituellen Reservoirs an den richtigen Quellen – nämlich dem
Wort Gottes und den Sakramenten - aufzufüllen, um ihre Aufgabe gut wahrzunehmen.
„Eltern
müssen viel geben. Aber um viel zu geben, müssen sie ihrerseits empfangen, sonst werden
sie leer und trocknen innerlich aus. Die Eltern sind nicht die Quelle, so wie auch
wir Priester nicht die Quelle sind: Eher sind wir wie Kanäle, durch die der Lebenssaft
der Liebe Gottes laufen muss. Wenn wir uns von der Quelle abschneiden, fühlen wir
selbst als erste die negativen Auswirkungen und sind nicht mehr dazu in der Lage,
andere zu erziehen.“
Gerade Johannes den Täufer sei ein großer Erzieher
gewesen, sagte der Papst mit Blick auf das Evangelium. Der Täufer habe nämlich nicht
sich selbst in den Vordergrund gestellt, sondern seine Anhänger zur Begegnung mit
Jesus geführt. Ähnlich wie Johannes wüssten auch gute Eltern, so Benedikt sinngemäß,
dass ihre Kinder nicht ihnen „gehören“. .
„Der echte Erzieher bindet nicht
Menschen an sich selbst, er ist nicht besitzergreifend. Der Erzieher will, dass das
Kind – oder der Schüler – lernt, die Wahrheit zu erkennen und mit der Wahrheit eine
persönliche Beziehung eingeht. Der Erzieher erfüllt seine Pflicht ganz, er lässt es
nicht an seiner aufmerksamen und treuen Anwesenheit fehlen; aber sein Ziel ist es,
dass das Kind in seinem Herzen die Stimme der Wahrheit hört und ihr auf seinem persönlichen
Weg folgt.“
Wichtig für Eltern und Paten ist nach den Worten Papst Benedikts
auch die Überzeugung, dass der Heilige Geist anwesend ist und wirkt. Er sei es schließlich,
der „den Geist erleuchtet“ und den Erzieher darauf vorbereite, die Kenntnis von Jesus
und seine Liebe zu vermitteln. Gebet und Empfang der Sakramente, das empfiehlt der
Papst den Eltern und Paten, um ihrer Aufgabe als wahrhaft christliche Erzieher gerecht
zu werden.
„Das Gebet ist die erste Bedingung für das Erziehen, weil wir
uns im Gebet in die Bereitschaft versetzen, Gott die Initiative zu überlassen, die
Kinder ihm anzuvertrauen, der sie vor uns kannte und besser kennt als wir, und der
sehr gut weiß, was ihr wirkliches Wohl ist. Gleichzeitig hören wir im Gebet auf die
Eingebungen Gottes, damit wir unseren Anteil an der Erziehung, der uns obliegt und
den wir in die Tat umsetzen müssen, auch gut machen können.“
Die Sakramente
hingegen, besonders Eucharistie und Beichte, erlauben uns, die Erziehung mit Christus
zu bestreiten, „gemeinsam mit ihm und andauernd erneuert von seiner Vergebung.
„Das
Gebet und die Sakramente schaffen uns jenes Licht der Wahrheit, dank dessen wir gleichzeitig
zart und stark sein können, Sanftheit und Bestimmtheit einsetzen können, im richtigen
Moment schweigen oder sprechen und auf rechte Weise korrigieren können.“
16
Neugeborenen spendete der Papst in der Sixtina das Sakrament der Taufe, darunter einem
Zwillingspaar. Es handelt sich in jedem Jahr um Kinder von Vatikan-Bediensteten im
Alter von höchstens drei Monaten. In diesem Jahr kam erstmals ein neues Taufbecken
in Gestalt eines bronzenen Baumes zum Einsatz. In das Becken eingelassen ist ein Stein,
der aus der Gegend des Jordans stammt, dem Fluss, in dem Jesus von Johannes dem Täufer
getauft wurde. (rv 08.01.2012 gs)