Aktenzeichen: Franz von Sales - Schutzpatron der Journalisten
Franz von Sales –
Schutzpatron der Journalisten
Alle Jahre wieder, um den 24. Januar herum, werden
in vielen Diözesen der Welt die Journalisten zu einer gemeinsamen Messfeier und anschließenden
Gemeinschaftsfeier zu Ehren ihres Schutzpatrons Franz von Sales eingeladen. Auch bei
uns im Radio ist das so. Dem Beruf des Journalisten wird heute im Zeitalter der Massenkommunikation
und der neuen aufstrebenden virtuellen Medienkultur immer mehr Bedeutung beigemessen.
Dem entsprechend werden auch die Anforderungen an diesen Berufszweig immer
größer, der Konkurrenzkampf wird immer heftiger, die Technologien werden immer anspruchsvoller.
Mit der Bedeutung der Massenmedien steigt das Maß der Verantwortung, das der Journalist
gegenüber den Menschen trägt, die er zu informieren hat – unabhängig davon, ob er
im öffentlich-rechtlichen, im privaten, im katholischen oder konfessionsfreien Arbeitsfeld
seinen Beruf ausübt.
Wer Radio Vatikan anschaltet, bekommt nicht die für weltliche
Medien übliche, „kritische“ Berichterstattung über den Vatikan zu hören. Denn Radio
Vatikan ist im Wesentlichen auch ein Sprachrohr des Heiligen Stuhls oder ein „vatikanischer“
Blick auf die Weltkirche: Was macht der Papst, was geht im Vatikan, in der Welt und
in der Weltkirche vor?
Die katholische Kirche stellte bereits zu Beginn des
vergangenen Jahrhunderts dem Berufstand der Journalisten den Heiligen Franz von Sales
als Schutzpatron zur Seite. 1877 kürte sie ihn zum Kirchenlehrer und 1923 erwählte
sie ihn zum Patron der Schriftsteller, Journalisten und Gehörlosen.
Warum
gerade Franz von Sales? Er war, obwohl es diesen Beruf zu seiner Zeit noch gar nicht
gab, die Persönlichkeit, die schon vor 400 Jahren den Wert des geschriebenen Wortes
und dessen Vervielfältigung erkannte. Er forderte unaufhörlich die Treue zur Wahrheit,
das heißt für den Journalisten in der Berichterstattung: wahrheitsgetreu zu bleiben
und gesellschaftliche Missstände zu kritisieren, ohne dadurch Menschen persönlich
zu verletzen. Das heißt weiter, schwierige und komplexe Themen einfach und verständlich
darzulegen. Und es heißt auch, seriöse Recherchen durchzuführen, die jeden Tatbestand
gründlich bestätigen.
Hören wir jetzt aber, was Papst Benedikt XVI. – selbst
ein großer Verehrer des Heiligen Franz von Sales – über den großen Kirchenlehrer sagt,
dessen bekanntestes Werk „Philothea“ zu den am meisten gelesenen Werken der Moderne
gehört. Franz von Sales hatte einen entscheidenden Einfluss auf das Europa seiner
Zeit und der nachfolgenden Jahrhunderte:
„Er ist Apostel, Prediger, Schriftsteller,
ein Mann der Tat und des Gebets. Er steht im Einsatz für die Verwirklichung der Ideale
des Konzils von Trient sowie mitten in den Kontroversen und im Dialog mit den Protestanten“,
stellt der Papst ihn vor. „Im Übergang zweier Jahrhunderte – dem 15. zum 16. – lebend,
vereinigte er in sich das Beste der Lehren der kulturellen Entdeckungen des sich zu
Ende neigenden Jahrhunderts. Er vereinigte das Erbe des Humanismus mit seinem Streben
nach dem Absoluten des Mystizismus.“
In Frankreich zur Zeit der großen
Glaubenskriege zwischen Katholiken und Calvinisten geboren, habe er in jungen Jahren
eine tiefe Krise durch die Frage nach der Vorbestimmung des Menschen durchlitten.
„Hier erlebte er im Jahr 1586 eine tiefe Glaubenskrise, die durch die theologischen
Auseinandersetzungen um die Prädestinationslehre ausgelöst wurde; Prädestination,
das heißt, dass Gott im Voraus festsetzt, ob jemand in den Himmel oder die Hölle kommt.
Er hatte die Angst, für die Hölle bestimmt zu sein, und hat furchtbar gelitten.“
Der
zwanzigjährige Franz habe dann in der Pariser Kirche St. Etienne des Gres durch eine
Erleuchtung den Frieden in der radikalen und befreienden Liebe Gottes gefunden: lieben,
ohne etwas als Gegenleistung zu verlangen und sich der göttlichen Liebe anvertrauen.
„Ich
frage nicht mehr, was mit mir wird, ich liebe Gott einfach, ich lasse die Angst weg
und liebe ihn und überlasse mich ihm ohne Angst und Furcht.“
Der von Pius
IX. im Jahr 1877 zum ‚Doctor ecclesiae‘ erhobene Jurist und Priester habe den Bischofssitz
in Genf zu einer Zeit übernommen, als der Calvinismus die Stadt überrannte und der
Bischofssitz nach Annecy verlegt werden musste. Hier im kargen Bergland habe er die
Schönheit eines schlichten und wahren Glaubens entdeckt:
„Dich habe ich
voll Süße und Lieblichkeit zwischen diesen höchsten und rauen Bergen getroffen, wo
dich viele einfache Seelen lieben und anbeten in aller Wahrheit und Einfachheit.“
Aber
vor allem sei der heilige Franz von Sales ein Seelenführer gewesen: Eine Begegnung
mit einer jungen Adligen, Frau von Charmoisy, habe ihn dazu veranlasst, eines der
meistgelesenen Bücher der Moderne zu schreiben, die „Philothea – Anleitung zum frommen
Leben“, in der er zeigt…
„…dass man in jedem Stand, in jedem Beruf ein Leben
mit Gott führen kann. Natürlich muss ein Kapuziner anders leben als ein Angestellter
oder ein Pilot oder jemand, der in einem Gasthaus arbeitet, aber jeder kann mit Gott
leben und auf seine Weise ein Heiliger sein.“
In seiner zweiten wichtigen
Schrift, der „Abhandlung über die Gottesliebe“ lade der Autor dazu ein, „der Liebe
Gottes zu uns Menschen mit unserer Liebe zu antworten und Sehnsucht nach ihm zu haben,
die dann in der Ewigkeit ihre Vollendung findet.“
Durch eine tiefe geistliche
Freundschaft mit der heiligen Johanna Franziska von Chantal sei dann eine neue Ordensfamilie
entstanden: die Salesianerinnen oder Visitantinnen, die Kongregation von der Heimsuchung
Mariens. Diese Kongregation zeichne sich nach dem Willen des Heiligen durch eine völlige
Hingabe an Gott aus, die in Einfachheit und Demut gelebt werde.
Franz von Sales
starb 1622 mit 55 Jahren nach einem Leben, das durch harte Zeiten und außerordentliche
apostolische Bemühungen gekennzeichnet war.
Zum Abschluss nennen wir noch sieben
Gründe, warum Franz von Sales Patron der Journalisten wurde. Entnommen aus dem salesianischen
Ehrenkodex für Journalisten:
1. Oberstes Prinzip jeder journalistischen Tätigkeit
ist die Liebe zur Wahrheit. Franz von Sales sagt: „Leben Sie nach den Wahrheiten,
die der Glaube uns lehrt, und pflegen Sie die kostbare Gabe, die Sie so sehr zu ihrem
Vorteil empfangen haben.“
2. Zur journalistischen Tätigkeit gehört die Berücksichtigung
der Geistesverfassung der jeweiligen Zeit. Franz von Sales sagt: „Natürlich berücksichtige
ich die Geistesverfassung unserer Zeit. Ich musste es tun; es ist sehr wichtig zu
wissen, in welcher Zeit man schreibt.“
3. Zur journalistischen Tätigkeit gehört
ein leserorientiertes Schreibverhalten ohne dadurch die Wahrheit zu beeinträchtigen.
Franz von Sales verstand es, schwierigste Themen dem einfachen Volk klar und deutlich
darzulegen.
4. Objektive Berichterstattung eines Journalisten bedeutet nicht
einfach wertneutrale Berichterstattung. Der Journalist soll allerdings seine zugrunde
liegenden Wertvorstellungen offen legen, um der Gefahr ungerechtfertigter Meinungsmanipulation
zu entgehen. Franz von Sales hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er in seinen
Schriften die Lehre der katholischen Kirche darlegen und verteidigen will.
5.
Zur objektiven Berichterstattung eines Journalisten gehört das Ziel, jeder Gefahr
der einseitigen Betrachtung eines Themas entgegenzuwirken. Franz von Sales war immer
bestrebt, auch die Schriften seiner Gegner zu kennen, um bei sich jede Einseitigkeit
zu vermeiden.
6. Der Journalist soll durch seine Arbeit Informationen und Sachverhalte
deutlich darstellen und klären, ohne aber dadurch betroffene Menschen zu ruinieren.
Franz von Sales sagt: „Man muss wohl über das Schlechte empört und fest entschlossen
sein, sich niemals darauf einzulassen; dennoch muss man den Nächsten gegenüber ganz
mild bleiben.“
7. Genauigkeit bei der Recherche und eine umgreifende und zumindest
ressortspezifisch tiefgreifende Bildung sind unumgängliche Qualitäten einer seriösen
und qualifizierten journalistischen Tätigkeit. Franz von Sales war bemüht, täglich
zwei Stunden für seine Weiterbildung aufzuwenden, seine Schriften sind geprägt von
minutiöser Genauigkeit.
Soweit unsere Sendung "Aktenzeichen" vom 8. Januar
2012, gestaltet von Aldo Parmeggiani. (rv 08.01.2012 ap)