Pater Geißler: „Papst will Schönheit des Glaubens bewusst machen“
Überarbeitung von
Religionsbüchern, Bußgottesdienste für Verfehlungen gegen den Glauben, mehr Dialog
mit der Wissenschaft: Das sind einige der konkreten Vorschläge aus der Glaubenskongregation
für das „Jahr des Glaubens“, das Papst Benedikt XVI. am kommenden 11. Oktober eröffnen
wird: am 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. An diesem
Samstag wurde die entsprechende Note der Glaubenskongregation publiziert. Wir sprachen
darüber mit Pater Hermann Geißler, der die Lehrabteilung der Glaubenskongregation
leitet, und wollten zunächst von ihm wissen, ob ein Dokument aus der Glaubenskongregation
im Vorfeld einer pastoralen Initiative des Papstes nicht etwas Ungewöhnliches sei.
„Es ist in der Tat ein etwas atypisches Dokument. Aber die Glaubenskongregation
ist ja nicht nur dafür zuständig, Irrlehren zu verurteilen und den Glauben zu schützen,
sondern sie ist auch und vorrangig zuständig, die Glaubenslehre zu fördern. Diese
Note ist ein Dokument, das eben das Ziel hat, den Glauben zu fördern und Vorschläge
zu machen: den Bischofskonferenzen, den Bischöfen, Pfarrern, Religionslehrern, allen
Gläubigen letztlich, und es steht dann frei, was davon aufgegriffen wird und was nicht.
Wir hoffen, dass die Kirche großherzig und mit kollegialem Geist viele der Vorschläge
aufgreift.“
Welche Absichten verfolgt Papst Benedikt mit dem „Jahr des Glaubens“?
„Der
Glaube bedarf der Bildung – wie alles andere auch“ „Ich würde vor allem von
drei Absichten sprechen. Die erste besteht mit Sicherheit darin, dass es dem Papst
wichtig ist, die Schönheit des Glaubens den Menschen neu bewusst zu machen. Ich denke,
viele empfinden den Glauben heute als eine Last, eine Bürde – als einen Rucksack,
der uns das Leben irgendwie schwermacht. Das aber ist nicht die richtige Vorstellung
des Glaubens. Der Glaube ist im Kern eine Beziehung: eine Beziehung der Liebe zwischen
Gott und dem Menschen. Eine Beziehung, die uns Freude macht, die uns Hoffnung schenkt,
die uns eine große Zukunft eröffnet. Ich denke: Den Menschen das bewusst zu machen,
das ist wohl die erste und grundlegende Absicht.
Und dann verbindet sich damit
ein Zweites: Der Papst möchte uns helfen, dass wir die eigentliche Bedeutung des Zweiten
Vatikanischen Konzils tiefer verstehen. Wir wissen, dass das Konzil die Kirche von
Christus her erneuern wollte; dass es wollte, dass die Kirche den Geist Christi neu
hineinbläst in die Welt. Aber mancherorts ist der Geist der Welt in die Kirche hineingekommen.
Ich denke, der Heilige Vater möchte uns eben helfen, uns neu mit den Texten des Konzils
auseinanderzusetzen, damit wir verstehen, was das Konzil wirklich wollte.
Und
dann noch ein Drittes: Der Papst möchte uns mit diesem Jahr des Glaubens auch ermutigen,
dass wir den Glauben in seiner ganzen Schönheit und seiner ganzen Fülle neu entdecken,
so wie er im Katechismus der Katholischen Kirche zusammengefasst ist. Ich habe neulich
eine Schrift von Kardinal Newman gelesen, der vor 150 Jahren gesagt hat: Wenn die
Gläubigen ihren Glauben nicht bilden, dann enden sie in der Gleichgültigkeit oder
im Aberglauben. Ich denke, das ist ein prophetisches Wort: Wir müssen neu erkennen,
dass der Glaube der Bildung bedarf – so wie alles andere auch!“
Die Interpretation
des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner Texte ist tatsächlich ein Kernthema Papst
Benedikts und seines Pontifikats. Sie haben es angedeutet: Es gibt Interpretationen
dieser Dokumente, die dem Heiligen Vater nicht liegen. Welche Art der Interpretation
dieser Dokumente schlägt er vor?
„Konzil wollte Glauben verheutigen
– das ist uns noch nicht gelungen“ „Ja, wir wissen alle, dass der Heilige Vater
davon gesprochen hat, man dürfe das Konzil nicht als Bruch mit der Vergangenheit verstehen.
Das ist nicht die Auffassung des Heiligen Vaters, sondern die Auffassung der katholischen
Kirche: Man kann ein Konzil nicht gegen die ganze Tradition ausspielen, ein Konzil
muss immer hineingenommen sein in den ganzen Traditionsstrom. Deswegen ist die Interpretation
des Papstes, dass das Konzil eine Reform wollte in Kontinuität mit der Vergangenheit,
die einzige wirklich katholische Interpretation des Konzils. Und sicherlich will dieses
Jahr des Glaubens auch dazu beitragen. Das Konzil wollte, wie gesagt, den Glauben
nicht ändern, das Konzil wollte den Glauben „aggiornieren“, also verheutigen und für
den Menschen unserer Zeit neu verständlich machen. Das ist uns, müssen wir ganz offen
sagen, weithin nicht oder noch nicht gelungen.
Ich denke, der Katechismus der
Katholischen Kirche ist uns dabei eine ganz große Hilfe: Er ist, wie manche sagen,
das letzte Dokument des Konzils, er stellt auf jeden Fall eine große Frucht des Konzils
dar. Im Katechismus wird kein Konzil so oft zitiert wie das Zweite Vatikanum, und
der große Reichtum des Katechismus besteht darin, dass er das Konzil hineinbettet
in die ganze Tradition, in den ganzen Reichtum der katholischen Glaubenslehre. Deswegen
ist er ein großes Hilfsmittel für die Erneuerung der Kirche in der Kontinuität.
Ich
will noch ein Drittes hinzufügen: Am Anfang des Jahres des Glaubens wird ja die Synode
für die Neuevangelisierung stattfinden. Da ist es ganz wichtig, dass wir das Konzil
und auch den Katechismus sehen im Blick auf die Evangelisierung und die Neuevangelisierung.
Wir haben den Glauben nicht bekommen, um ihn still in unserem Herzen zu verbergen,
sondern um ihn weiterzugeben, um mit der Flamme, die wir bekommen haben, andere anzustecken!“
Auffallend
ist die ökumenische Ausrichtung des Jahres des Glaubens – wie äußert sie sich?
Ökumene:
„Einheit im Glauben nicht ganz auseinandergebrochen“ „Die Ökumene ist für die
katholische Kirche von großer Bedeutung. Wir wissen, dass es im Konzil ein eigenes
Dokument gibt, Unitatis Redintegratio – Über die Wiederherstellung der Einheit aller
Christen. Nun, können wir gottlob sagen, ist die Einheit im Glauben nicht ganz auseinandergebrochen
– im Wesentlichen sind wir eins geblieben, und dieses Wesentliche ist der Glaube an
Jesus Christus, den einen Erlöser, den Herrn. Das zu feiern und zu bekennen, das der
Welt zu sagen, ist wichtig. Und auch, darum zu kämpfen, dass wir dieses gemeinsame
Fundament nicht verlieren, wie der Papst auch bei seinem Deutschlandbesuch in Erfurt
in Erinnerung gerufen hat.
Ich möchte noch ein Zweites hinzufügen: Die Neubesinnung
auf den Kern des Glaubens, vor allem auf die persönliche Begegnung und Beziehung zu
Christus, kann uns helfen und Ansporn sein, dass wir auf dem Weg der Einheit nicht
müde werden, sondern auf diesem Weg weitergehen und das große Ziel weiterhin vor Augen
behalten und entschieden für dieses Ziel beten und arbeiten, nämlich für die volle
Einheit im Glauben. Deswegen wird es verschiedene ökumenische Veranstaltungen geben;
das ist im Detail noch zu klären mit dem Rat für die Ökumene. Es wird hier in Rom
eine große Feier geben mit dem Papst, bei der der Glaube an Christus, der allen Christen
gemeinsam ist, bekannt wird vor der ganzen Welt.
Es wird auch aufgerufen,
dass wir z.B. die Kunstschätze, die wir haben, neu als Mittel für die Katechese sehen;
ich denke da etwa an die Ikonen, die ja nicht nur der Orthodoxie, sondern auch uns
teuer und wichtig sind, ich denke auch an große Musiker wie etwa einen Bach, dessen
Musik nicht nur die evangelischen Brüder und Schwestern, sondern auch uns berührt
und die uns wirklich helfen kann, weiterzukommen.“
Die Note der Glaubenskongregation
ruft die Bischofskonferenzen in aller Welt dazu auf, die Qualität ihrer Katechese
zu überprüfen. Aus Ihrer Erfahrung, aus der Erfahrung der Glaubenskongregation: Wo
krankt es denn da im Moment besonders?
„Die Katechese ist für die Kirche
seit den ersten Jahrhunderten von ganz großer Bedeutung gewesen. Mit Sicherheit gibt
es in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hier echte Defizite, das müssen
wir ganz nüchtern sagen. Wieso tun sich heute so viele Menschen so schwer, den Glauben
zu verstehen? Wieso bleibt die Katechese, der Religionsunterricht, so wirkungslos,
wenigstens weithin? Ich glaube, dass es nicht nur die ganze Situation der Welt ist,
die das Glauben schwieriger macht - das natürlich auch. Ich glaube, dass wir hier
ganz offen und selbstkritisch sein müssen: Was ist hier passiert?
„Alle
Reli-Bücher katechismuskonform gestalten“ Ich möchte zwei Dinge nennen, die
mir in diesem Zusammenhang wichtig scheinen: Das erste ist die persönliche Überzeugung
der Katecheten, der Religionslehrer, der Priester. Gottlob gibt es viele gute Katecheten;
ich will hier nicht alles schwarzsehen. Aber ich denke, wir müssen sagen: Es gibt
Katecheten, es gibt Religionslehrer, die sich nicht voll mit dem Glauben identifizieren,
die den Religionsunterricht bzw. die Katechese mehr als Information sehen und nicht
als Glaubenszeugnis, die also nicht wirklich mit ihrer Person dahinterstehen. Mir
scheint, das wichtigste in der Katechese, in der Glaubensweitergabe ist, dass die
Menschen, die den Glauben weitergeben, selbst davon erfüllt sind. Dass sie davon überzeugt
sind. Dann kann der Funke überspringen!
Und noch ein Zweites, das wir den Bischofskonferenzen
ans Herz legen: Das sind die Hilfsmittel für die Katechese, das sind die Katechismen
und Religionsbücher. Ich denke, sie sind normalerweise pädagogisch sehr gut aufgemacht;
aber was die Glaubenssubstanz anbelangt, braucht es hier, denke ich, noch ein großes
Stück Arbeit, damit die Religionsbücher wirklich helfen, den ganzen Glauben in seiner
Schönheit und seiner Fülle zu verstehen und kennenzulernen. Ich möchte hier verweisen
auf die US-amerikanische Bischofskonferenz, die nach der Herausgabe des Weltkatechismus
alle Religionsbücher von den Grundschulklassen bis zur Abiturklasse neu Katechismus-konform
gestaltet hat. Ich denke, das ist ein großer Auftrag für unsere deutschsprachigen
Länder.“
Pater Geißler, es gibt in der Note der Glaubenskongregation Vorschläge
auf verschiedenen Ebenen. Unter den Vorschlägen an die Diözesen der Welt nennt die
Zusammenfassung zwei Initiativen: Es geht zum einen um einen kreativen Dialog zwischen
Glauben und Vernunft, andererseits um Bußgottesdienste. Glaube und Vernunft – welche
Initiativen sind denn aus Sicht der Glaubenskongregation besonders dazu geeignet,
gegenseitige Vorurteile, wo noch vorhanden, abzubauen?
Für eine „neue
Freundschaft zwischen Glauben und Vernunft“ „Ich denke, das ist ein ganz wichtiges
Thema, weil die heutige Welt nur das als vernünftig ansieht, was man verifizieren
kann. Das ist der Zeitgeist geworden; der Papst weist immer wieder darauf hin. Ich
denke, es ist ein großer Auftrag, dass wir immer wieder zeigen, dass die Vernunft
offener ist: dass sie nicht nur das verstehen kann, was ich messen, zählen oder wägen
kann, sondern dass ich mit der Vernunft auch das erkennen kann, was mir Sinn gibt.
Dass ich z.B. erkennen kann, was gut und böse ist. Dass ich mit der Vernunft sogar
an Gott herankommen kann, und dass es letztlich zwischen Glauben und Vernunft keinen
Widerspruch geben kann, weil beide wie zwei Flügel sind, die uns helfen, zur Wahrheit
zu gelangen – so hat es Papst Johannes Paul II. einmal formuliert.
Nun, die
Note macht hier eigentlich keine ganz konkreten Vorschläge, sondern sagt, dass es
wichtig ist, dieses grundlegende Thema aufzugreifen, dass es wichtig ist, Symposien
und Studientage zu veranstalten. Die Note weist hier auf die katholischen Universitäten
hin, die besonders diesen Auftrag haben. Ich weiß von einer Reihe von katholischen
Universitäten und Professoren, die da tätig sind, dass es da eine große Offenheit
gibt – auch von den Universitäten her. Ich denke, diese Offenheit müssen wir nützen,
darauf müssen wir eingehen, um so wirklich einen neuen, kreativen Dialog auszulösen.
Ich denke, es geht nicht nur darum, dass wir den gegenseitigen Respekt fördern, das
natürlich auch; vielmehr kommt es darauf an, sozusagen eine neue Freundschaft zwischen
Glauben und Vernunft zu finden.“
Ist denn die Offenheit, von der Sie sprachen,
eher auf Seiten des Glaubens oder auf Seiten der Vernunft zu verzeichnen?
„Ich
würde sagen, dass man darauf keine ganz leichte Antwort geben kann. Der Glaube - wenn
er echt ist, wenn er nicht fundamentalistisch ist oder kleinkariert - ist immer offen
für die Vernunft, denn wie es im Petrusbrief heißt: Wir müssen fähig sein, denen Antwort
zu geben, die nach unserer Hoffnung fragen. Das heißt: Wir Christen müssen fähig sein,
den Glauben auszusprechen, Argumente für den Glauben zu geben. Das Jahr des Glaubens
will auch dazu helfen. Wie ich manchmal etwas scherzhaft sage: Es ist viel vernünftiger,
zu glauben, als nicht zu glauben. Es ist schwierig, nicht zu glauben, denn wie kann
ich dann die Welt erklären, wenn es keinen Gott gibt?
Also, ich denke, von
einem echten Glauben her muss immer die Offenheit für die Vernunft da sein, und auch
von der Vernunft her sollte es Offenheit für den Glauben geben. Da gibt es natürlich,
denke ich, Menschen, die offen sind, die wirklich fragen und ihren Verstand anstrengen
und merken, dass sie an ihre Grenzen stoßen, etwa wenn sie das Weltall betrachten,
wenn sie den Aufbau einer Zelle betrachten, wenn sie das Wunderwerk des menschlichen
Organismus betrachten usw. – es gibt aus meiner Sicht also viele Möglichkeiten, die
uns hinführen an die Schwelle des Glaubens. Ein Max Planck z.B. hat gesagt: Je mehr
ich mich mit der Wissenschaft beschäftige, desto gläubiger werde ich. Auf der anderen
Seite gibt es nach wie vor natürlich auch ein Wissenschaftsverständnis, das für den
Glauben nicht offen ist, weil es nach wie vor meint: Echt vernünftig kann nur das
sein, was ich verifizieren und messen kann. Der Positivismus, von dem ich schon gesprochen
habe, ist nach wie vor weitverbreitet, und es wird viel Anstrengung verlangen, um
hier den gegenseitigen Dialog zu fördern.“
Ein weiterer Vorschlag an die
Diözesen sind Bußgottesdienste. Geht das in Richtung eines „Mea culpa“?
Sünden
gegen den Glauben sind keine Kleinigkeit „Die Bußgottesdienste sind vielleicht
eine originelle Idee, die in der Vorbereitung dieser Note aufgekommen ist. Ich denke,
das hängt mit einem Punkt zusammen, der schon sehr wichtig ist: Der Glaube ist die
kostbare Perle, von der das Evangelium spricht. Wenn wir diese Perle empfangen haben,
von Gott geschenkt bekommen haben, dann ist es wichtig, dass wir sie wahren, dass
wir den Glauben auch hüten, nähren, weitergeben und bezeugen. Nun haben wir schon
gesagt, es gibt hier sicher große Defizite in der Kirche; es gibt sehr viele Glieder
der Kirche, die den Glauben nicht kennen, manche, die den Glauben sogar ablehnen.
Viele, die den Glauben nicht nähren, sich nicht damit beschäftigen, die sich nicht
bilden, die den Glauben nicht bezeugen. Es gibt auch Priester, Religionslehrer, die
nicht voll zum Glauben der Kirche stehen, die auch zweideutige Ideen ausstreuen und
damit den Glauben eigentlich nicht fördern, sondern oft Verwirrung stiften.
Ich
denke wir müssen auch zugeben, dass mancher Akzent in der Kirche sehr stark auf soziale,
humanitäre Fragen gelegt worden ist. Das sind wichtige Themen, verstehen Sie mich
nicht falsch, aber mancherorts wurde der Glaube als zweitrangig betrachtet. All das
müssen wir sehen und all das hat dazu beigetragen, dass die Kirche in eine Krise des
Glaubens hineingerutscht ist, die sehr groß ist. Der Papst sagt, das wesentliche Problem
der Kirche heute ist die Glaubenskrise, und ich denke, wir müssen neu lernen, dass
die Sünden gegen den Glauben schwer sind, dass sie sehr schädlich sind und in der
Kirche wirklich vieles kaputt machen. Ich denke, wir müssen ganz demütig für diese
Sünden um Vergebung bitten. Dazu wollen diese Bußgottesdienste motivieren.“
Das
heißt, es sind in erster Linie die Sünden gegen den Glauben, die Gegenstand der Bußgottesdienste
werden sollen?
„Ja, nicht ausschließlich. Es heißt in der Note, dass Bußgottesdienste,
in denen Gott um Vergebung gebeten wird, stattfinden sollen, auch und vor allem für
die Sünden des Glaubens. Aber sicherlich ist es ein Anliegen der Note, neu bewusst
zu machen, dass die Sünden gegen den Glauben keine Kleinigkeit sind.“
Auf
der Ebene der Pfarreien bleibt das Feiern der Gottesdienste, in erster Linie der Eucharistie,
am wichtigsten. Welche Schwerpunkte sind denn hier vorstellbar, um das Jahr des Glaubens
besonders zu begehen?
„Neu lernen, dass die Eucharistie zentral ist“ „Die
Eucharistie ist und bleibt das Mysterium des Glaubens, das Geheimnis des Glaubens,
denn in der Eucharistie wird uns nicht irgendetwas geschenkt, sondern da wird uns
der Herr selber geschenkt. ER selber spricht zu uns, er selber kommt zu uns mit seiner
Liebe und seiner ganzen Gegenwart, mit seiner Macht und mit seiner Wahrheit. In der
Eucharistie wird der Glaube ständig erneuert, von Gott her erneuert. Da wird die Kirche
aufgebaut, da werden wir eins und wir werden gestärkt. Deswegen bleibt die Eucharistie
die wichtigste Form, den Glauben zu fördern. Wir müssen neu lernen, dass die Eucharistie
ganz zentral ist und nicht ersetzt werden kann, wie es mancherorts durch Wortgottesdienste
üblich geworden ist. Wir müssen lernen, dass wir Opfer bringen müssen, um bei einer
Eucharistie teilzunehmen und dem Herrn selber im Wort und im Sakrament begegnen zu
können.
Ich möchte sagen, dass von hier aus eigentlich alle anderen Initiativen
starten sollten. Die Messe ist Gottes Werk, alles andere ist auch Menschenwerk. Wichtig
sind dabei die Homilien. Die gewöhnlichen seelsorglichen Ereignisse sollen genützt
werden, um den Glauben zu bezeugen und weiterzugeben. Sicherlich werden auch hier
die vielen Orden und Gemeinschaften, die vielen Bewegungen sehr hilfreich sein. Da
müssen wir auch zu einem neuen Miteinander finden zwischen Pfarren und Gemeinschaften,
damit wir uns gegenseitig stützen und helfen, den Glauben wirklich zu erneuern und
ihn in seiner ganzen Schönheit den Menschen darzubringen.“
Eine Frage
zur Organisation. Es sind am Heiligen Stuhl bestimmte Komitees zur Vorbereitung, Durchführung
und Koordinierung dieses Jahres des Glaubens gegründet worden. Können Sie uns dazu
ein Wort sagen?
„Es wurde vor etwa einem Jahr ein Komitee zur Vorbereitung
des Jahres des Glaubens hier an der Glaubenskongregation vom Heiligen Vater eingerichtet.
Dieses Komitee hat seine Arbeit jetzt abgeschlossen. Diesem Komitee gehören 15 Kardinäle
und Bischöfe an, die Hälfte etwa sind Bischöfe aus wichtigen Diözesen der Welt und
die andere Hälfte sind Leiter von römischen Dikasterien. Dieses Komitee hat das Jahr
des Glaubens im gesamten vorbereitet. Das hat im apostolischen Schreiben „Porta fidei“
von Benedikt XVI. seinen Ausdruck gefunden. Die konkreten Vorschläge, die dieses Komitee
gemacht hat, sind in die Note der Glaubenskongregation aufgenommen worden. Dieses
Komitee hat seine Aufgabe im Wesentlichen abgeschlossen. Es wurde allerdings noch
ein Sekretariat am Päpstlichen Rat für die Förderung der Neuevangelisierung eingerichtet.
Dieses Sekretariat hat die Aufgabe, die verschiedenen Initiativen, die hier in Rom
und in der Welt unternommen werden, zu koordinieren, aufeinander abzustimmen, Dieses
Sekretariat kann eigene Initiative vorschlagen und fördern; es wird auch eine Internetseite
einrichten, in der die Gläubigen umfassend über die verschiedenen Initiativen informiert
werden.“
Die Fragen stellte Gudrun Sailer. Einen ersten Teil des Gesprächs
haben wir bereits an diesem Donnerstag vorgestellt; der hier publizierte Text ist
die Vollfassung des Interviews.