2012-01-05 14:33:01

Glaubenskongregation: „Ein etwas atypisches Dokument”


RealAudioMP3 Wie stellen sich Papst Benedikt und seine Mitarbeiter das „Jahr des Glaubens“, das am 11. Oktober starten soll, genau vor? Dazu wird – ein einmaliger Schritt – die vatikanische Glaubenskongregation am Samstag ein Dokument veröffentlichen, sozusagen die Gebrauchsanleitung des Glaubensjahres. Erste Grundzüge dieser Gebrauchsanweisung wurden schon an diesem Donnerstag durch eine Presseerklärung bekannt. Gudrun Sailer sprach darüber mit Pater Hermann Geißler, der die Lehrabteilung der Glaubenskongregation leitet; hier ein Auszug des Interviews.

„Es ist in der Tat ein etwas atypisches Dokument. Aber die Glaubenskongregation ist ja nicht nur dafür zuständig, Irrlehren zu verurteilen und den Glauben zu schützen, sondern sie ist auch und vorrangig zuständig, die Glaubenslehre zu fördern. Diese Note ist ein Dokument, das eben das Ziel hat, den Glauben zu fördern und Vorschläge zu machen: den Bischofskonferenzen, den Bischöfen, Pfarrern, Religionslehrern, allen Gläubigen letztlich, und es steht dann frei, was davon aufgegriffen wird und was nicht. Wir hoffen, dass die Kirche großherzig und mit kollegialem Geist viele der Vorschläge aufgreift.“

Auffallend ist die ökumenische Ausrichtung des Jahres des Glaubens – wie äußert sie sich?

„Die Einheit im Glauben ist nicht ganz auseinandergebrochen"

„Die Ökumene ist für die katholische Kirche von großer Bedeutung. Nun, können wir gottlob sagen, ist die Einheit im Glauben nicht ganz auseinandergebrochen – im Wesentlichen sind wir eins geblieben, und dieses Wesentliche ist der Glaube an Jesus Christus, den einen Erlöser, den Herrn. Das zu feiern und zu bekennen, das der Welt zu sagen, ist wichtig. Und auch, darum zu kämpfen, dass wir dieses gemeinsame Fundament nicht verlieren, wie der Papst auch bei seinem Deutschlandbesuch in Erfurt in Erinnerung gerufen hat. Deswegen wird es verschiedene ökumenische Veranstaltungen geben; das ist im Detail noch zu klären mit dem Rat für die Ökumene. Es wird hier in Rom eine große Feier geben mit dem Papst, bei der der Glaube an Christus, der allen Christen gemeinsam ist, bekannt wird vor der ganzen Welt."

Ein Vorschlag an die Diözesen sind Bußgottesdienste. Geht das in Richtung eines „Mea culpa“?

„Sünden gegen den Glauben sind schwer"

„Die Bußgottesdienste sind vielleicht eine originelle Idee, die in der Vorbereitung dieser Note aufgekommen ist. Ich denke, das hängt mit einem Punkt zusammen, der schon sehr wichtig ist: Der Glaube ist die kostbare Perle, von der das Evangelium spricht. Wenn wir diese Perle empfangen haben, von Gott geschenkt bekommen haben, dann ist es wichtig, dass wir sie wahren, dass wir den Glauben auch hüten, nähren, weitergeben und bezeugen. Es sind hier sicher große Defizite in der Kirche; es gibt sehr viele Glieder der Kirche, die den Glauben nicht kennen, manche, die den Glauben sogar ablehnen. Viele, die den Glauben nicht nähren, sich nicht damit beschäftigen, die sich nicht bilden, die den Glauben nicht bezeugen. Der Papst sagt, das wesentliche Problem der Kirche heute ist die Glaubenskrise, und ich denke, wir müssen neu lernen, dass die Sünden gegen den Glauben schwer sind, dass sie sehr schädlich sind und in der Kirche wirklich vieles kaputt machen. Ich denke, wir müssen ganz demütig für diese Sünden um Vergebung bitten. Dazu wollen diese Bußgottesdienste motivieren.“

Auf der Ebene der Pfarreien bleibt das Feiern der Gottesdienste, in erster Linie der Eucharistie, am wichtigsten. Welche Schwerpunkte sind denn hier vorstellbar, um das Jahr des Glaubens besonders zu begehen?

„Neu lernen, dass die Eucharistie zentral ist“

„Wir müssen neu lernen, dass die Eucharistie ganz zentral ist und nicht ersetzt werden kann, wie es mancherorts durch Wortgottesdienste üblich geworden ist. Wir müssen lernen, dass wir Opfer bringen müssen, um bei einer Eucharistie teilzunehmen und dem Herrn selber im Wort und im Sakrament begegnen zu können. Ich möchte sagen, dass von hier aus eigentlich alle anderen Initiativen starten sollten."

Die komplette Fassung des Gesprächs mit Pater Hermann Geißler stellen wir Ihnen am Samstag vor.
(rv 05.01.2012 gs)








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